Nie mehr Einweggrill: Mit dem Knister grillierst du nachhaltig
Bei Grills lautet das Motto in den letzten Jahren vor allem: «Mehr ist mehr.» Mehr Power, mehr Grillfläche, mehr Gadgets. Knister-Grill spielt da nicht mit und besinnt sich zurück zur Einfachheit des Grillierens - und mehr Nachhaltigkeit.
Ein Leben in der Stadt. Unendliche Gastronomieangebote auf kleinem Raum. Indisch, Italienisch, Indonesisch. Jeden Abend kann ich kulinarisch um die halbe Welt reisen. Wenn aber die Grillzeit kommt, wird’s schwierig. Die Balkone sind oft zu klein für ein fixes Gerät, geschweige denn Besuch. Ist der Balkon gross genug, ist Grillieren vom Vermieter oftmals verboten. Wegen der Nachbarn. Oder der Fassade. Oder beidem. Draussen in einem Park finden Halloumi und Wurst dann auf billigen Einweggrills Platz. Übel für die Umwelt und langes Grillieren. Da billigste Holzkohle in der Alu-Verpackung steckt, wechselt der Aggregatzustand binnen Sekunden von fest zu Asche. Um aber einen Mehrweggrill anzuschleppen, sind dann doch wieder alle zu faul, weil er schwer und unhandlich ist. Die Münchnerin Carolin Kunert hat sich dem Problem des urbanen Grillierens angenommen.
Wer schleppt den Grill?
«Meine Freunde und ich standen seit unserer Jugend vor diesem Dilemma, keine Option war befriedigend», erzählt Caro. Deshalb hat Caro mit Knister ihr eigenes Grillunternehmen gegründet, als erste Frau weltweit. Die Idee: Ein wiederverwendbarer, hochwertiger Holzkohlegrill, der sich einfach transportieren lässt. Entweder von Hand oder mit einer zusätzlichen Halterung am Velo. Für Leute mit kleinen Balkonen und kulanten Vermietern gibt’s gegen Aufpreis eine Halterung für das Geländer. Knister wird komplett in Bayern hergestellt und besteht nur aus Stahl, Edelstahl und unbehandeltem Holz. Stahl ist zwar in der Primärherstellung ziemlich energieintensiv, kann aber verlustfrei immer wieder verwertet werden (Kreislaufwirtschaft).
Bei der Verpackung verzichtet Knister komplett auf Plastik. Der Grill wird in einer Kartonschachtel, die mit Kartonschnipseln ausstaffiert ist, geliefert. Genauso sind auch die drei Einzelteile der Balkonhalterung verpackt. Dazu gibt’s ein paar wenige Schrauben, die ganz bescheiden in einem Couvert stecken. Trotz der wenigen Bauteile bin ich mit der Halterung etwas überfordert. Per Whatsapp schreibe ich den Knister-Support an und bekomme visuelle Hilfestellung. Lag wohl doch an mir, denn auf einmal funktioniert die Befestigung an meinem Balkongeländer.
Aufwind in Dänemark
Die Idee für Knister entsteht an der Uni. Caro studiert Industriedesign, wo sie mit Produktentwicklung in Berührung kommt. «In einem Fach mit Schwerpunkt Metallbau habe ich schon eine Vorgängerversion des jetzigen Knister-Grills entworfen. Damals noch für den Gepäckträger. Ich habe aber schnell gemerkt, dass diese Idee am Markt vorbei gedacht ist. Entweder haben die Leute gar keinen Gepäckträger oder er ist schon von Körbchen besetzt», sagt Caro. Das Projekt landet erst einmal in der Schublade.
Im Auslandssemester in Dänemark kommt sie wieder zum Vorschein. «Ein Kumpel hat mich an einen Hackathon, eine Art Ideenwettbewerb, mitgenommen. Dort habe ich die Idee mit dem Grill am Lenker vorgestellt. In einem kleinen Team haben wir ein Wochenende an der Idee gearbeitet und bei der Präsentation am Ende tatsächlich gewonnen.» Das war im Dezember 2017. Schon kurz danach geht’s für Caro zurück nach Deutschland. «Ich war wieder alleine, konnte die Idee aber nicht loslassen und habe im März 2018 dann trotzdem mit der Umsetzung begonnen.»
Keine Sollbruchstellen mehr
Nach wenigen Monaten kommen die ersten paar hundert Stück auf den Markt, finanziert über eine Crowdfunding-Kampagne. Am Anfang wird noch in Polen produziert. «Deutschland konnte ich mir schlicht nicht leisten, weil das Produkt so wenig optimiert war, dass es nur komplett von Hand hergestellt werden konnte.» In Asien wollte sie schon alleine wegen der langen Wege nie produzieren. «Der Nachhaltigkeitsaspekt spielt beim Knister-Grill eine grosse Rolle.» Dazu angetrieben hat sie ihre Arbeit bei grossen Konzernen. «Ich habe dort echt coole Produkte entwickeln dürfen, doch die Konsumgüterbranche will, dass immer noch mehr konsumiert wird. Also wurde ich gebeten, Sollbruchstellen einzubauen, damit das Produkt nach zwei Jahren hinüber ist.» Caro aber will nicht für den Müll produzieren und macht bei ihrem eigenen Unternehmen alles anders. Der Knister-Grill ist aus hochwertigen Materialien gefertigt. Dazu werden die Einzelteile anstandlos ersetzt, sollte doch mal etwas kaputtgehen.
Diese Hochwertigkeit merke ich beim Auspacken sofort. Der Grill selbst ist relativ schwer. Nichts biegt sich, nichts klappert. Wenn Leute zu Besuch sind, lässt sich der Grill auf die mehr als doppelte Grösse ausziehen. Die Beine lassen sich ganz einfach zu Henkeln umfunktionieren, um den Grill von Hand zu transportieren. Für das Grillen am Balkongeländer können sie ganz abgenommen werden. Alles wirkt sehr durchdacht. Jedes Loch, jedes Schräubchen macht Sinn, alles fügt sich nahtlos ineinander ein.
«Wir haben sehr viel Aufwand in die Entwicklung gesteckt und den Grill für die Serienproduktion optimiert», sagt Caro. Das ging mit dem Wachstum des Unternehmens und der Verlagerung der Produktion von Polen nach Bayern einher. Plötzlich sind alle Produzenten in der Nähe und sprechen dieselbe Sprache. «Der Grossteil des Wissens liegt bei den Herstellern. Die Metallbauer kennen ihr Material, wissen, wie das Produkt noch besser wird.» Caro geht bei den Betrieben vorbei, gemeinsam tüfteln sie immer weiter am Produkt. Am Ende ist der Knister-Grill so stark optimiert, dass die Produktion in Deutschland gleich teuer ist wie die in Asien.
«Arbeitet hier auch eine Frau?»
Diese Zusammenarbeit musste sich Caro erst einmal verdienen. «Eine Frau im Grillbusiness ist noch immer etwas besonderes, doch da hatte ich nie gross Probleme. Mein Geschlecht war mein Markenzeichen, ich wurde schnell zur coolen Story. Bei den Metallbauern war das anders.» Viele Betriebe sind in Familienbesitz, seit Generationen werden sie an die Söhne weitervererbt. In einigen arbeitet ganz selbstverständlich keine einzige Frau. «Damals musste ich mir den Respekt der Männer erarbeiten und durfte mir keine Fehler erlauben.» Sie schauspielert, ist selbstbewusst, gibt vor, über jedes Detail Bescheid zu wissen, um dann daheim zu googlen. «Zum ersten Betrieb nach Polen habe ich sogar noch einen Freund mitgenommen, damit mich die Metallbauer nicht gleich abstempeln.»
Heute sind keine Tricks mehr nötig. Die Zusammenarbeit ist etabliert und das Geschäft läuft. Erstaunlicherweise noch immer zur Hälfte über den stationären Handel – trotz Corona. «Wir waren weniger auf den Online-Handel fokussiert. Ich glaube, dass unser Produkt besser funktioniert, wenn es die Kund*innen berühren können, die Hochwertigkeit selber spüren.» Doch mit Beginn der Pandemie fallen die stationären Geschäfte weg. Online wird automatisch grösser. «Die Pandemie hat uns am Anfang echt in Schwierigkeiten gebracht, inzwischen profitieren wir enorm vom Camping-, Fahrrad- und Balkon-Trend.»
Probe aufs Exempel
Ich auch. Der Grill hängt zwar sicher am Geländer, aber jetzt geht’s erst richtig los. Ich fülle Holzbriketts bis zum oberen Rand der Lüftungsschlitze – was etwa einem Drittel des Grillvolumens entspricht – und baue mir daraus eine kleine Pyramide. An deren Fuss sollen zwei umweltfreundliche Anzünder aus Holzwolle das Feuer entfachen. Sobald die Knäuel durch sind, sollte zumindest ein Teil der Briketts schon glühen und weisse Aschespuren aufweisen. Jetzt wird gewedelt und geblasen, denn Sauerstoff sorgt dafür, dass auch die restlichen Kohlestücke glühen. Mit Holzkohle würde dieser ganze Prozess zwar schneller gehen, dafür halten die Briketts nachher die Hitze länger.
Ich werde etwas nervös, weil sich kurzzeitig doch einige Rauchschwaden bilden und mich, aber hoffentlich nicht die Nachbarn, einnebeln. Verboten ist der Holzkohlegrill auf meinem Balkon zwar nicht – dafür habe ich extra meinen Mietvertrag hervorgekramt –, aber ich will’s mir im Hause auch nicht verscherzen. Der Rauch verzieht sich zum Glück so schnell wieder, dass niemand die Chance hat, zu meckern.
Da ich auf der kleinen Variante grilliere, geht’s zügiger als gewohnt, bis die Briketts glühen. Nach knapp 30 Minuten kann ich meinen vorbereiteten Halloumi aufwerfen. Den Rost habe ich vorher übrigens kurz mit Spülmittel abgewaschen, damit alles sauber ist für den ersten Einsatz. So einfach funktioniert die Reinigung dann auch jedes weitere Mal nach Gebrauch. Der Halloumi brutzelt und klebt nur ein wenig am Rost. Da hat’s mir den Käse sicher schon übler verrissen. Nach wenigen Minuten prangt ein goldbraunes Grillmuster auf den Stücken. Bereit zum Verzehr. Schmeckt.
Für den kleinen Balkon mit netten Nachbarn taugt der Holzkohlegrill. Solange du übrigens auf Holzkohle setzt, die nachweislich aus heimischen Bäumen produziert wird, ist auch die Glut umweltfreundlich. «Das Problem bei Grillkohle vieler Hersteller ist der intransparente Ursprung des Holzes. Studien haben gezeigt, dass in Grillkohle einiger Hersteller Tropenholz oder Holz aus Wäldern, die von Kahlschlag bedroht sind, beigemischt werden», sagt Caro. Dann wird’s schwierig mit dem guten Gewissen beim nachhaltigen Grillvergnügen. Auch wenn du dafür deinen Knister-Mehrweggrill mit dem Velo in den Park fährst.
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