Ich will keine Pro- und Ultra-Smartphones mehr sehen
Meinung

Ich will keine Pro- und Ultra-Smartphones mehr sehen

Jan Johannsen
19.4.2021

Ultra hier, Pro dort – kaum ein Smartphone, das nicht in drei verschiedenen Versionen daherkommt. Ich habe eine Vermutung, warum das so ist und die Antwort nervt.

Ein Kommentar unter meinem Kameravergleich von OnePlus 9 Pro und Xiaomi Mi 11 hat mich daran erinnert, wie nervig die zur Gewohnheit gewordenen NamenszusΓ€tze sind. tom_kaiser fragt: Β«Ist das nicht unfair, das OnePlus Pro Modell mit dem "Standard" Mi 11 zu vergleichen?Β» Und ich denk mir nur: Was kann ich denn dafΓΌr, dass Xiaomi erst das Mi 11 als neues Top-Modell vorstellt und dann Wochen spΓ€ter noch das Mi 11 Pro – nur in China – und das Mi 11 Ultra hinterher schiebt. Aber das Problem ist nicht nur ein zeitliches.

Darum lieben Hersteller Pro- und Ultra-Versionen

Aus Sicht der Hersteller lohnen sich die Pro- und Ultra-Modelle. Sie setzen beim FOMO-Prinzip an. Die Abkürzung steht für «Fear of missing out» und beschreibt die Angst etwas zu verpassen. Aus diesem Grund bleiben Menschen lÀnger auf Partys als es eigentlich Spaß macht oder scrollen endlos durch ihre Social-Media-KanÀle.

Bei Smartphones geht das Prinzip so: Ein neues Top-Modell wird vorgestellt und ist für sich genommen ein sehr gutes Smartphone. Aber dann kommt noch eine Pro- oder Ultra-Version dazu mit mehr Kameras, abgerundetem Bildschirm oder sonstigen Features, die selten den Aufpreis rechtfertigen. Vielleicht ist der 3-fache statt 2-fache Zoom am Ende genau das, was du brauchst. Wahrscheinlicher ist es, dass er am Ende überhaupt keinen Unterschied macht. Trotzdem wÀchst durch den grâßeren Zoom die Bereitschaft für ein Pro- oder Ultra-Smartphone mehr Geld auszugeben.

Ich habe das zuletzt beim OnePlus 9 und 9 Pro mit eigenen Augen sehen kΓΆnnen.

Das Smartphone als Marketing-Werkzeug

Dass die Hersteller Geld verdienen wollen, gehΓΆrt dazu. Trotzdem nerven mich die Pro- und Ultra-Modelle. Sie machen das Angebot noch unΓΌbersichtlicher und sorgen fΓΌr unnΓΆtigen Ressourcenverbrauch.

FrΓΌher – Β«als alles besser warΒ»β„’ – wΓ€re das Galaxy S21 das Top-Modell gewesen. So simpel, so einfach. Jetzt gibt es das Galaxy S21+ und das S21 Ultra und alle, die das beste Smartphone von Samsung haben wollen, mΓΌssen dafΓΌr extratief in die Tasche greifen. FΓΌr das Zweitbeste interessiert sich dagegen wahrscheinlich kaum noch jemand. Das dΓΌrfte – Vermutung – geringe Verkaufszahlen haben und dient primΓ€r als Unterscheidungsmerkmal, um den KΓ€ufer*innen das S21 Ultra schmackhaft zu machen. Die ganze Entwicklung und Produktion wΓ€re somit reines Marketing.

Aber das scheint nicht zu stimmen. Zumindest nicht, wenn ich mir die aktuellen Verkaufszahlen bei uns anschaue. In der Schweiz lΓ€sst das S21 das S21 Ultra momentan deutlich hinter sich, in Deutschland ist das S21+ beliebter als die Ultra-Version. Es kΓΆnnte also gut sein, dass die Rechnung am Ende fΓΌr die Hersteller gar nicht aufgeht. Ich hoffe darauf und freue mich auf ΓΌbersichtlichere Produktpaletten.

Und wenn wir schon dabei sind, dann kann auch gleich die Β«Fan EditionΒ» wieder verschwinden. Das S20 FE ist kein schlechtes Smartphone. Aber warum muss zwischen das S21 und die A-Serie noch etwas reingequetscht sein?

Und Samsung ist damit nicht alleine. Xiaomi hatte ich ja schon erwΓ€hnt. Der chinesische Hersteller sorgt aber nicht nur bei seinen teuren Modellen fΓΌr Verwirrung. Auf den DatenblΓ€ttern lassen sich zwar minimale Unterschiede zwischen dem Redmi Note 10 Pro und dem Mi 11 Lite finden. Aber sind die wirklich so relevant? WΓΌrde Xiaomi nicht besser damit fahren, den potenziellen KΓ€ufer*innen eines 300-Euro-Smartphones weniger Auswahl zu bieten?

GnΓ€diger werde ich bei Herstellern, deren Sortiment ΓΌbersichtlicher ist. Wer nicht eh schon mit verschiedenen Serien fΓΌr die unterschiedlichen Preisklassen hantiert, darf zur Unterscheidung auch mal ein Β«ProΒ» benutzen. Das gilt aber nur fΓΌr die Benennung der GerΓ€te, nicht fΓΌr die Ausnutzung des FOMO-Effekts.

Hoffentlich kann ich anderen helfen

Geht nur mir das so? Schließlich habe ich aus beruflichen GrΓΌnden mit all diesen Smartphones zu tun. Es kann gut sein, dass dieses PhΓ€nomen fΓΌr Leute, die sich nur alle zwei, drei Jahre ein neues Smartphone kaufen, keine Rolle spielt. FΓΌr die ist nur wichtig, welches GerΓ€t in einem bestimmten Moment ein gutes Preis-Leistungs-VerhΓ€ltnis bietet. Und um diese Antwort muss schließlich ich mich kΓΌmmern – nachdem ich den wachsenden Berg neuer Smartphones durchkΓ€mmt habe.

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When I was but a young student, I'd sit in my friend's living room with all my classmates and play on his SuperNES. Since then I've had the opportunity to test out all the newest technology for you. I've done reviews at Curved, Computer Bild and Netzwelt, and have now arrived at Galaxus.de.Β 


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