AMD greift an: Aus Radeon Software wird AMD Software – RSR verfügbar – VSR bis 8K – FSR 2.0 kommt
Hintergrund

AMD greift an: Aus Radeon Software wird AMD Software – RSR verfügbar – VSR bis 8K – FSR 2.0 kommt

Es ist wieder so weit, der Prozessor- und Grafikkartenhersteller AMD beglückt seine Nutzer mit einem großen Update der Radeon Software. Letztere hört nun auf den Namen «AMD Software», denn das Programm beherrscht längst CPU- und GPU-Funktionen. Ebenfalls neu: Radeon Super Resolution, Virtual Super Resolution bis 8K und ein Ausblick auf FSR 2.0.


Dies ist ein Artikel unseres Content-Partners «PC Games Hardware». Hier findest du den Original-Artikel von Autor Raffael Vötter.


Die AMD Software: Adrenalin Edition 22.3.1 ist da. Das Rundum-glücklich-Paket für Radeon-Nutzer beinhaltet im Jahr 2022 nicht nur neue Funktionen, sondern auch eine offizielle Namensänderung: Aus Radeon Software wird AMD Software. Die Grafikkarten- und Prozessorspezialisten möchten damit unterstreichen, dass der Funktionsumfang längst über Grafikeinstellungen hinausgeht; beispielsweise lassen sich die Vitalfunktionen von Ryzen-CPUs überwachen und mit AMD Link ist auch ein Feature zum Einspannen des Smartphones integriert. PCGH konnte sich die AMD Software Adrenalin Edition 22.3.1 vorab ansehen und verrät, was alles neu ist.

AMD Software: Radeon Super Resolution

Das meisterwartete Feature seit FidelityFX Super Resolution (PCGH-Test), ist vermutlich Radeon Super Resolution, kurz RSR. In beiden Fällen handelt es sich um Upscaling-Methoden mit dem gleichen Ziel: Sie sollen die Fps-Raten durch Pixelsparen erhöhen, ohne dass das Bild unansehnlich wird. Wie wir aus vergangenen Analysen wissen, klappt das je nach Spiel und Inhalt mehr oder minder gut. Das gilt auch für das Nvidia-Verfahren Deep Learning Super Sampling (PCGH-Test), wobei dieses auch zeitliche Berechnungen durchführt und daher größeren Einfluss hat – dafür funktioniert DLSS nur auf Geforce-RTX-Grafikkarten. Sowohl FSR als auch DLSS müssen von Spieleentwicklern implementiert werden. Doch was tun, wenn das nicht der Fall ist – also bei Tausenden von Spielen? Hier helfen nur agnostische Lösungen, sprich: Der Treiber muss dafür sorgen, dass das Pixelsparen reibungslos und für sie unbemerkt vonstattengeht. Genau das tut Radeon Super Resolution (RSR).

AMD Software Adrenalin Edition 22.3.1: Radeon Super Resolution (RSR) ist «FSR für alle Spiele» und eine Antwort auf Nvidias Image Sharpening (NIS).
AMD Software Adrenalin Edition 22.3.1: Radeon Super Resolution (RSR) ist «FSR für alle Spiele» und eine Antwort auf Nvidias Image Sharpening (NIS).

Lassen Sie sich nicht vom Namen in die Irre führen: Weder FSR noch RSR betreiben wirklich «Super Resolution» (alias Super Sampling), beide Verfahren sparen Pixel, um die Leistung zu steigern. Es wird stets eine niedrige Auflösung auf die native Pixelmenge des angeschlossenen Monitors hochgerechnet. Die Frage, wofür es ein weiteres Upscaling-Verfahren braucht, wenn man doch einfach die Auflösung in Spielen heruntersetzen kann, ist naheliegend. Es sieht schlicht und ergreifend besser aus. Moderne Flüssigkristallbildschirme zeigen nur bei nativer Bespielung ein optimales, scharfes Bild an. Wird eine davon abweichende, in der Regel geringere Auflösung gesetzt, geht sichtbar Qualität verloren. Dieses Problem lässt sich umgehen, indem der Monitor mit passenden Häppchen gefüttert wird: Reduzieren Spiel oder Treiber die Auflösung intern und lassen den Monitor im Glauben, dass die native Auflösung ankommt, wird eine bessere Qualität erzielt. Schlechter als die native Auflösung ist derartiges Upscaling trotz kompensierender Maßnahmen (Rekonstruktion auf räumlicher Ebene) immer, Ziel ist eine Entlastung der Grafikkarte und somit Leistungssteigerung.

Alle Details FidelityFX Super Resolution 1.0 lesen Sie in unserer umfangreichen Analyse. Radeon Super Resolution (RSR) basiert auf dem gleichen Algorithmus und hat das Ziel, die Funktion in allen Spielen zugänglich zu machen. Das funktioniert im PCGH-Praxistest der AMD Software Adrenalin 22.3.1 tadellos. Aktivieren Sie Radeon Super Resolution unter «Grafik» (nicht «Anzeige»), flackert der Bildschirm kurz auf und RSR ist startklar. Setzen Sie nun eine nicht-native Auflösung in einem Spiel Ihrer Wahl, klinkt sich RSR ein und übernimmt die Ausgabe. Das beinhaltet stets den Versuch, die verlorenen Pixel räumlich zu rekonstruieren, sowie eine Nachschärfung durch abgewandeltes Contrast-Adaptive Sharpening (CAS). Deren Intensität ist nicht regelbar, sodass in den Spielen auf zusätzliche Schärfung (egal ob CAS oder ein anderes Verfahren) verzichtet werden sollte.

FSR kommt an passender Stelle innerhalb der Render-Pipeline zum Zug - RSR und NIS nicht, was Nebenwirkungen hat.
FSR kommt an passender Stelle innerhalb der Render-Pipeline zum Zug - RSR und NIS nicht, was Nebenwirkungen hat.

RSR erzielt bei unseren Stichproben exakt das, was zu erwarten ist: maximale Kompatibilität und, im Rahmen der Möglichkeiten, ein gutes Bild. Ist FSR verfügbar, stellt dieses jedoch immer die bessere Wahl dar. Ursächlich ist die gewollte Implementierung an der richtigen Stelle: RSR weiß nicht, was es bearbeitet, und schärft daher auch anfällige Inhalte wie Filmkörnung, Farbverschiebung etc. nach. FSR wirkt innerhalb der Grafik-Pipeline, bevor diese Effekte aufgetragen werden, und neigt daher zu geringerem Flimmern. Somit erfüllt RSR seine Aufgabe als Fallback ähnlich wie Nvidia Image Sharpening (NIS) wunderbar, mehr ist aber nicht zu erwarten. Ob RSR, FSR oder normale Ausgabe am besten aussehen, hängt vom Spiel und nicht zuletzt vom eigenen Monitor und Geschmack ab. Mehr zu RSR und wie Sie dessen Funktion sicherstellen, im eingebetteten Video.

Upscaling: FHD@UHD classic (Far Cry 6)
Upscaling: FHD@UHD classic (Far Cry 6)
Upscaling: FHD@UHD via RSR (Far Cry 6)
Upscaling: FHD@UHD via RSR (Far Cry 6)
Upscaling: UHD + FSR P = FHD (Far Cry 6)
Upscaling: UHD + FSR P = FHD (Far Cry 6)

Wenngleich die vor gut zehn Jahren eingeführten GCN-GPUs (Graphics Core Next) im Laufe der Zeit viele neue Funktionen erhalten haben, entfaltet die AMD Software Adrenalin Edition 2022 erst auf modernen RDNA-Chips ihr volles Feature-Spektrum. Mit anderen Worten: Wer keine Radeon RX 5000 oder 6000 besitzt, geht bei RSR bedauerlicherweise leer aus. Technische Gründe dafür zu finden ist schwierig, denn AMD betont, dass RSR auf FSR basiert, welches in entsprechend ausgestatteten Spielen selbst mit zehn Jahre alten Grafikkarten ausgeführt werden kann.

FSR 1.0 funktioniert selbst auf steinalten Grafikkarten - RSR bedauerlicherweise nicht, obwohl der grundlegende Algorithmus gleich ist.
FSR 1.0 funktioniert selbst auf steinalten Grafikkarten - RSR bedauerlicherweise nicht, obwohl der grundlegende Algorithmus gleich ist.

AMD Software: VSR nun bis zu 8K

Die zweite große Neuerung innerhalb der AMD Software 22.3.1 ist die Verbesserung des treibereigenen Downsamplings namens Virtual Super Resolution (VSR). Dabei handelt es sich um das Gegenstück zur RSR: Spiele werden intern mit höherer Auflösung berechnet, damit die final ausgegebenen Bilder einen höheren Informationsgehalt aufweisen. Diese Holzhammermethode ist der einfachste Weg, um Spiele ohne Zutun der Entwickler aufzuhübschen, allerdings sehr ineffizient. VSR wurde just um die Auflösungen 5760×3240 (6K) und 7680×4320 (8K) erweitert – zuvor war «nur» 5120×2880 alias 5K möglich. Interessanterweise nennt AMD dieses Upgrade weder in den Release Notes, noch im Begleitmaterial für Tester. Enthusiasten dürften dennoch frohlocken, dass VSR nun ähnlich potent ist wie das von Nvidia just verbesserte Dynamic Super Resolution (DSR) mit Deep-Learning-Zusatz (DL-DSR).

Wir können die fantastische Bildqualität und einwandfreie Funktion anhand erster Stichproben bestätigen. Weitere Praxistests stehen schon fest auf der Agenda – freuen Sie sich unter anderem auf Super-Hi-Res-Benchmarks neuer Grafikkarten! Der Vollständigkeit halber finden Sie unter diesem Text noch ein kleines, via Radeon Relive aufgenommenes Video, das «VSR 8K» in Aktion zeigt.

AMD Software: Ausblick auf FSR 2.0

Bisher sprachen wir ausschließlich über Verfahren, die Bilder räumlich (spatial) bearbeiten. Viele Bewegtbildprobleme lassen sich jedoch am besten mithilfe zeitlicher (temporaler) Gegenmaßnahmen lösen. Das weiß auch AMD, sodass die jetzige Ankündigung nicht verwundert: FSR 2.0 ist im Anmarsch. Im Gegensatz zu FSR 1.0, das sich bereits in rund 50 Spielen findet und das ausschließlich spatial arbeitet, wird Version 2.0 als Hauptneuerung einen temporalen Ansatz mitbringen. Nvidias DLSS verfolgt diesen Ansatz von Anfang an, was Vor- und Nachteile hat. Der komplexeren Implementierung in bestehende Spiele steht eine größere Macht über die Qualität gegenüber.

4K native (Deathloop)
4K native (Deathloop)
FSR 1.0 Performance (Deathloop)
FSR 1.0 Performance (Deathloop)
FSR 2.0 Performance (Deathloop)
FSR 2.0 Performance (Deathloop)
FSR 1.0 Quality (Deathloop)
FSR 1.0 Quality (Deathloop)
FSR 2.0 Quality (Deathloop)
FSR 2.0 Quality (Deathloop)

Derzeit ist FSR 2.0 noch in Entwicklung respektive bei kooperierenden Spieleentwicklern zur Prüfung. AMD präsentiert FSR 2.0 anhand von Deathloop aus dem Hause Arkane Lyon. Der innovative Ego-Shooter beinhaltet bereits FSR 1.0 sowie DLSS 2.3 und ist – auch dank des eher schwachen Temporal-AA der Engine – ein ideales Versuchskaninchen. Wenig überraschend zeigt FSR 2.0 auf den von AMD bereitgestellten Screenshots eine sehr gute Qualität. Die Radeon-Macher betonen, dass FSR 2.0 im Gegensatz zu DLSS und Intels kommendem XeSS keine Machine-Learning-Abhängigkeit aufweist, sprich: Es werden keine Spezialkerne wie Nvidias Tensor Cores benötigt. Ob kommende Radeon-GPUs wie RDNA 3 dennoch über solche verfügen werden und diese dann für FSR 2.0 eingespannt werden können, ist derzeit unbekannt. FSR 2.0 soll am 23. März auf der Game Developers Conference 2022 (GDC) detailliert präsentiert werden. Bis dahin können Sie einen Blick auf die AMD-Screenshots werfen.

AMD Software 22.3.1: Benchmarks

Was kostet Radeon Super Resolution gegenüber FSR und «normalem» Upscaling? Das haben wir anhand von zwei Stichproben geprüft. Far Cry 6 sowie Marvel's Guardians of the Galaxy unterstützen FSR 1.0 und erlauben damit optimale Vergleichbarkeit. Zum Test angetreten ist mit der AMD Radeon RX 6900 XT Liquid Cooling (PCGH-Test) die schnellste AMD-Grafikkarte. Wir skalieren diverse Auflösungen von Full HD bis Ultra HD durch.

Bei diesen Benchmarks kommt zum ersten Mal das neue Grafikkarten-Testsystem zum Einsatz. Dieses setzt nach dem eineinhalbjährigen AMD-Ryzen-Ausflug wieder auf Intel: Mit einem Core i9-12900K @ 5,2 GHz verfügen die Rechner erneut über die schnellste Gaming-CPU. Hilfreich dabei ist nicht nur das potente Asus Z690 Maximus Apex, sondern auch der rasante DDR5-6400-Speicher von G.Skill.

Egal, ob FSR oder RSR, die Aufwertungen durch den AMD-Algorithmus (Rekonstruktion & Schärfung) kosten in der Regel etwas Leistung – mit einer interessanten Skalierung: Je höher die Zielauflösung, desto geringer die Aufwertungskosten; in Ultra HD sind RSR, FSR und «nichts» bei unseren Stichproben gleich schnell. Fühlbar ist die Differenz gegenüber normaler Bildausgabe ohnehin nicht, aber gerade für Fps-Jäger nennenswert.

AMD Software: Weitere Neuerungen

Neben den großen Features gibt es auch ein paar kleinere Verbesserungen. So lässt sich beispielsweise Radeon Image Sharpening (RIS) nun außerhalb von Spielen verwenden. Falls Ihre Videos und Websites zu unscharf aussehen, dürfen Sie RIS also auch hier anwenden. Auch AMD Link wurde erweitert, ab sofort können Sie bis zu vier Geräte verbinden, um damit Multiplayer-Spiele lokal zu bestreiten – neuerdings auch mit PCs, die Intel- und Nvidia-Hardware verwenden.

AMD Software Adrenalin 22.3.1 Full Presentation 5
AMD Software Adrenalin 22.3.1 Full Presentation 5

Wunder bei der Leistung verspricht AMD unterdessen schon lange nicht mehr. Der Hersteller hat laut eigener Aussage bereits vor Jahren umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um die Stabilität und Performance direkt zum Start einer neuen GPU-Architektur oder neuer Spiele zu gewährleisten. «Day-0 Drivers», also offizielle Treiber direkt zum Launch wichtiger Spiele, lautet nach wie vor die Marschrichtung. Leistungssteigerungen durch globale Optimierungen sind höchstens bei grundlegend neuen Architekturen zu erwarten, allerdings betont AMD wie jedes Jahr, dass die Arbeit im Laufe des Jahres zu akkumulierten Leistungssteigerungen in populären Spielen führt.

AMD Software: Minimal Install & Driver only

Nicht neu, aber ein weiteres Mal erwähnenswert ist, dass Sie bei der Treiberinstallation wählen können, wie viele Funktionen Sie benötigen. Seit der Radeon Software 21.4.1 dürfen Sie zwischen drei Modi wählen: dem «Full Install»-Standardumfang, «Minimal Install» und «Driver only». Während Letzterer in Ermangelung mächtiger Third-Party-Tweaktools relativ sinnlos erscheint, erwies sich der Minimalmodus als sinnvolle Ergänzung – zumindest für Nutzer, die einfach nur spielen wollen. Installieren Sie diese Variante, fehlen die Alleinstellungsmerkmale der AMD Software, darunter die Capture- und Streaming-Features sowie das Tuning-Menü nebst Überwachungs- und Overlay-Funktionen. Alle wichtigen Einstellungen rund um Texturfilterung, Anti-Lag, Sharpening, Freesync und Konsorten sind hingegen vollständig an Bord. Unser Wunsch für das nächste AMD-Software-Update bleibt ein «Do it yourself»-Modus, der alle Optionen bei der Installation an- und abwählbar macht.

AMD Software Adrenalin 22.3.1 Full Presentation 14
AMD Software Adrenalin 22.3.1 Full Presentation 14

AMD Software: Fazit

Neues Jahr, bekanntes Fazit: AMD baut mit dem jüngsten Update der AMD Software seine Führung auf Software-Ebene aus. Der Radeon-Treiber hat für jeden erdenklichen Wunsch ein Feature, für jedes Problem eine Antwort. Die Hauptneuerung 2022, Radeon Super Resolution, ist eine hilfreiche Option zur Entlastung der Grafikkarte, während die Verbesserung von VSR vor allem Enthusiasten freut. Dass RSR trotz der FSR-Code-Basis erst ab Radeon RX 5000 und neuer (RDNA) funktioniert, ist hingegen bitter für die zahlreichen Nutzer älterer Radeon-Grafikkarten. Wem all das zu viel ist, der installiert das Minimalsetup der AMD Software und spielt einfach drauf los.

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Der Autor für unser Magazin
martin.jungfer@galaxus.ch

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