Arduino Starter Kit English
Arduino for dummies – mein erstes (vorprogrammiertes) Mal
Im Zuge interner Umstrukturierungen kam ich neulich in den Genuss, mich in eine bisher gänzlich unbekannte Kategorie einlesen und -arbeiten zu dürfen... bzw. müssen. Um diesen öden Lern-Prozess möglichst spielerisch zu gestalten, bekam ich glücklicherweise Starthilfe. Ob dies wie gewünscht geklappt hat? Lest und staunt selbst.
Da lag es also vor mir auf dem Tisch, dieses Arduino-Ding. Das YouTube-Video, welches mir Quentin einige Tage zuvor gezeigt hatte, klang ja noch äusserst vielversprechend, witzig und simpel. Als ich dann aber die Einzelteile in der – zugegebenermassen unheimlich edel anmutenden Box – vor mir gesehen habe, schlotterten mir urplötzlich die Knie. "Ich probier das Ding gerne mal in den nächsten ein, zwei Wochen aus", hatte ich vor wenigen Minuten im Office des Produktmanagers behauptet. Fantastisch, was habe ich mir da bloss wieder eingebrockt?
Wie konnte das nun wieder passieren? Aufgrund interner Anpassungen kam ich in den Genuss einer neuen Kategorie: Elektrotechnik + Robotik. Besser gesagt wurde ich von meiner Vorgesetzten angefragt, ob ich diese Kategorie gerne übernehmen würde – sie sähe mich als kompetenteste Ansprechperson in diesem Bereich. "Okay", sagte mir meine innere Stimme, "aus welchem Grund ausgerechnet ich?" Ihr kennt sicher alle das Procedere bei solchen Anfragen der Obrigkeit: Fleissig nicken und freundlich lächeln. Ich konnte eigentlich gar nicht «nein» sagen und schon hatte ich ein mir gänzlich unbekanntes Thema zu verantworten – sorry, Anikó, dass du es auf diese Art und Weise erfahren musst. Ich hoffe, du bist nicht nachtragend? Nein, sicher nicht.
Frei nach dem Motto «nützt es nichts, schadet es auch nicht» stürzte ich mich kopfüber, aber mit zweifach angezogener Handbremse, Sicherheitsgurt und geschlossenen Augen, ins Vergnügen. Die Verpackung, das ganze Zubehör (diverse Kabel, LEDs, Schalter und Taster, ein LCD-Bildschirm, zwei Motoren und eine hölzerne Arbeitsfläche lagen dem Paket bei) und auch die Anleitung, so detailliert wie das Alte Testament, wirkten allesamt äusserst wertig und machten dann doch Lust auf mehr, muss ich eingestehen. Also öffnete ich die Bibel und legte los: Zuerst das übliche Blabla – merci tuusig für den Kauf, die Welt im Sturm erobern, save the whales und Kinder sind die Zukunft etc. Dann ging's aber auch gleich schon ans Eingemacht: Eine ausführliche Listung des Zubehörs, ein paar Facts und Figures, der Download der Arduino-Software und bereits folgte das erste Projekt. Bringe eine LED zum Leuchten bzw. Blinken. Naja, kann ja nicht so schwer sein, dachte ich.
War es dank der supereinfachen und idiotensicheren (was mir sehr entgegen kam) Anleitung dann schliesslich auch nicht. Ich wünschte insgeheim, die Lehrbücher während meiner Schulzeit wären so simpel und dennoch fesselnd geschrieben worden wie die Anleitung beim Arduino Starter-Kit. #thumbsup. Der Leser wird nicht nur durchs Programm und die Bastel-Anleitung geführt, sondern erhält stets auch lehrreiche Infos rund um Volt, Ampere und all die anderen Stromer. Der Detailgrad bzw. die Informationsflut hält sich aber dennoch in Grenzen, sodass man sich danach gescheiter fühlt, ohne dabei gelangweilt zu werden. Auch hier: Chapeau! Alles, was ich für mein erstes «Projekt» – ja, als Anfänger darf ich es so nennen – brauchte, waren eine LED, einen Schalter, einen Widerstand und einige Kabel. Und richtig lesen ist jeweils auch von Vorteil... es geht zwar nichts in die Brüche, dauert alles einfach dementsprechend länger.
Einige Verkabelungen und Einsteck-Bewegungen später kam der erste grosse Moment: Ich musste gemäss Anleitung den Schalter drücken und das Licht sollte – vorerst nur bei gedrücktem Button, wie ich nach einigen Minuten verzweifelt und den Tränen nahe feststellte – leuchten. Tatsächlich, es wurde Licht. Fantastisch, einfach genial. Klar, für alle Nicht-Anfänger, Experten und Besserwisser da draussen grenzt meine Freude an Fassungslosigkeit oder gar völliges Unverständnis. Naja, mir hat's gefallen und das ist doch die Hauptsache. Eifrig blätterte ich die Seiten um und gelangte zum nächsten Projekt. Insgeheim hoffte ich, dass es wiederum mit LEDs zu tun hatte, denn Licht fasziniert mich wie ein kleines Kind. Okay, Feuer wäre noch eine Stufe geiler gewesen, aber ich gab mich auch mit roten Lämpchen zufrieden – die brennen ja auch, streng genommen.
Ich wurde nicht enttäuscht: Auch das nächste Projekt hatte mit LEDs zu tun, und zwar gleich mit drei dieser so anmutig blinkenden Lichtquellen. Gemäss Arduino-Bibel ging's beim nächsten Projekt darum, ein Raumschiff inkl. Start-Button zu bauen. Okay, das klingt ja noch viel besser als die drei LEDs zu Beginn – bis ich feststellen musste, dass das Raumschiff eine faltbare Schablone war, die über das Breadboard gestülpt werden konnte. Naja, die Enttäuschung war zwar nur von kurzer Dauer, aber sie war dennoch kurz präsent. Übrigens: Die sequentiellen und parallelen Switches bzw. Möglichkeiten zum oben erwähnten letzten Projekt habe ich absichtlich weggelassen, da diese zu ähnlich waren und selbst mich als Newbie nicht wirklich herausgefordert haben. Dieses nächste Spaceshuttle-Projekt war jedoch alles andere als trivial und banal... nein, im Gegenteil, es ging tatsächlich um alles oder nichts: das Programmieren. Davor erhielt ich, wie bereits beim ersten Projekt, eine kurze, aber dennoch detaillierte und klar verständliche Einführung in die «Programmier-Sprache» der Arduino-Software. Strikt befolgte ich die Anleitung, fügte Zeile um Zeile ein, las die Erläuterungen und führte den abschliessenden Upload auf das Arduino-Board aus. "Now, push the button and the red lights start blinking." Yes, sir, can and will do that! Aber was soll das denn? Kein rotes Licht, nichts... wtf?
Der Fehler war (nicht wirklich) schnell gefunden: Ich hatte einige Teile auf dem Breadboard um eine Zeile zu tief verkabelt. Da kannst du natürlich noch lange auf den schei** Knopf drücken, du Anfänger! Zuerst dachte ich natürlich gleich, ich hätte es im Code versaut. Also ging ich Zeile für Zeile nochmals ganz penibel durch und à la Sherlock Holmes achtete ich auf jedes kleine Detail – jede Zahl, jedes Semikolon und jeden Leerschlag prüfte ich auf Herz und Nieren. Nichts, absolut rein überhaupt gar nichts, was nicht dort stand, wo es hätte stehen müssen. Damn it, dabei hat doch alles so gut angefangen. Ich wollte die Flinte schon ins Korn werfen, glücklicherweise wohne ich aber weit weg von Feldern und Gewehren. Na gut, dann konnte es ja nur an der Verkabelung liegen. Und siehe da, mit dem mir eben angeeigneten Wissen und nach unzähligen Fluchworten, welche nun auch die Nachbarskinder stolz ihren Eltern präsentieren werden, fand ich das Malheur, korrigierte es fachmännisch und sprach vor dem nächsten Test ein kurzes Stossgebet – to be on the safe side.
[Dipl. Ing. Konkurrent], und es funktioniert. Endlich, wie auf Knopfdruck ging das grüne Licht aus und die beiden roten LEDs begannen zu blinken. Heureka! Die Jubelpose von Ronaldo ist ein Dreck gegen das, was danach folgte: Mein markerschütternder Freudenschrei war bis ins Dorfzentrum zu hören und das anschliessende Siegestänzchen finde ich bestimmt bald auf YouTube wieder: Sucht mal nach "crazy guy arduino meltdown" oder so. Und genau so können (zumindest mir) solch simple Dinge wie Kabel, Elektrizität und Lampen ganz, ganz viel und langandauernde Freude bereiten. Jepp, ich bin ein sehr, sehr simples Wesen – einfach zu bedienen und leicht zu begeistern. Oh, was war das eben dort drüben? Sorry, das muss ich mir ansehen...
Nach all den Auf und Abs, den nervenaufreibenden Fehlversuchen und äusserst emotionalen Erfolgserlebnissen brauchte ich eine Pause. Ich entschied mich daher dazu, alle weiteren Projekte zu einem späteren Zeitpunkt in Angriff zu nehmen. Zugegeben, der Sommer ist auch nicht gerade die Jahreszeit, in der ich gemütliche Stunden im wohltemperierten Zimmer verbringen möchte. Andererseits: Who cares? Ist doch egal, was draussen los ist, wenn ich drinnen an meinem Arduino basteln kann. Ich liess es dann aber doch sein (Anm. d. Red.: äusserst widerwillig). Abschliessend möchte ich betonen, dass mir das Ganze so gut gefallen hat, dass ich in Zukunft ganz bestimmt weitere solcher Projekte inkl. Erfahrungsberichte in Angriff nehmen werde. Eines Tages dann vielleicht nicht mehr nur als Einsteiger, sondern als Fortgeschrittener... oder sogar mit verbundenen Augen, als Profi.
Das Starter Kit ist übrigens auch in Deutsch und Französisch erhältlich
Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben.