Das Tex-Lock-Angebot: Ein Schloss wie ein Seil
Ein Veloschloss. Leicht, schön, sicher. Mit diesem Versprechen ging die Marke Tex-Lock an den Start. Dann kam ein herber Rückschlag und das Comeback mit der verbesserten Version 2.0.
Acht Sekunden. Acht Sekunden hätten beinahe gereicht, um ein hoffnungsvoll gestartetes Start-up zu versenken. Der Schlüssel zum Erfolg ist ein gutes Produkt. Ein teures Veloschloss, dass sich in acht Sekunden mit einer kleinen Bügelsäge durchtrennen lässt, ist keines. Da verblasst das ansprechende Design, das neuartige Textilmaterial und die erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne. Es bleiben: acht Sekunden, die Wirkung entfalten.
Spätestens, als die Stiftung Warentest das Schloss der jungen Leipziger Firma Tex-Lock mit «Mangelhaft» bewertet, ist es vorbei. Über die Gründerinnen Alexandra Baum, Suse Brand und Katja Käseberg bricht die Wut enttäuschter Kund*innen herein, Häme füllt das Netz und jeder, der vor dem Kauf googelt, lässt die Finger von Tex-Lock. Version 1.0 ist krachend gescheitert. Nur leicht und schön reicht nicht. Wie konnte das passieren?
Auf die harte Tour gelernt
Die Grundidee des textilbasierten Veloschlosses hat viele interessiert. Seine wasserdichten, feuer-, schnitt- und reissfesten Fasern halten Bolzenschneidern und Bunsenbrennern stand. Gehärtete Stahlösen an den Enden lassen sich ineinanderfädeln und mit dem passenden Bügelschloss sichern. Das eröffnet viele Möglichkeiten, ein oder mehrere Velos anzuschliessen. Knapp 280 000 Euro kamen über Kickstarter zusammen. Das innovative Produkt wurde mit dem German Design Award 2018 prämiert.
Dass Velodiebe eher mit Säge als Brenner unterwegs sind, ist den Macherinnen natürlich klar. Deshalb enthält das flexible Schloss im Inneren eine Kette. Diese hat in der Ursprungsversion allerdings einen entscheidenden Schwachpunkt: Sie ist nicht gehärtet. Deshalb frisst sich die Säge so leicht hindurch. Es ist ein Schwachpunkt, der sich leichter beseitigen lässt als der Imageschaden. Das müssen die Gründerinnen auf die harte Tour erfahren und verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.
Version 2.0
Das Tex-Lock Eyelet 2.0 hält inzwischen, was es verspricht. Mit der gehärteten Kette, von der du nichts ahnst, wenn du das Schloss in die Hände nimmst, sieht es unverändert aus, hat der Säge aber deutlich mehr entgegenzusetzen. Das Eyelet fällt auf, wirkt eher wie ein dickes Seil. In Grösse M ist es 120 Zentimeter lang, Varianten in S (80 Zentimeter) und L (160 Zentimeter) sind ebenfalls erhältlich. Gesichert wird es mit einem kleinen Bügelschloss (U-Lock), das zum Lieferumfang gehört.
Natürlich lässt es sich immer noch knacken. Die Tester von vit:bikes brauchten mit Säge, Kneifzange und Bolzenschneider 4:46 Minuten dafür. Zum Kauf eines Veloschlosses gehört immer die Risikoabwägung: Was ist mein Bike wert? Wo stelle ich es gewöhnlich ab? Wie schwer darf, wie leicht sollte das Schloss sein? Der Kompromiss aus Sicherheit, Flexibilität, Optik und Gewicht macht das Eyelet attraktiv.
Leicht oder schwer?
Ich habe mich gefragt, ob es sich wirklich als leicht bezeichnen darf. Zusammen mit dem U-Lock zeigt meine Waage 1440 Gramm an. Das entspricht ziemlich genau dem Gewicht des Faltschlosses Abus Bordo Big 6000, welches auch 120 Zentimeter lang, doch längst nicht so flexibel und mit einem grossen Bolzenschneider ebenfalls zu öffnen ist. Mit dem Tex-Lock kannst du dein Bike in endlosen Varianten an Bäumen, Laternenpfählen oder Veloständern sichern und die volle Länge nutzen. Für das, was es an Möglichkeiten bietet, ist es tatsächlich leicht.
Zertifiziert ist das Eyelet nach dem niederländischen ART-Gütesiegel mit zwei Sternen und damit für Fahrräder empfohlen. Produziert wird in Leipzig, die Zulieferer stammen ebenfalls aus der Region. Nur der Verschluss ist importiert. Entsprechend gehört es nicht zu den günstigen Produkten auf dem Markt.
Schlusswort zum Schloss
Die Innovation ist nicht nur schön anzusehen, das Material kein optischer Gag oder Selbstzweck. Es bewährt sich im Alltag. Ob du nur dein Bike kunstvoll sichern oder zusätzlich den Kinderanhänger mit anschliessen willst – mit dem Tex-Lock Eyelet ist das kein Problem und Kratzer am Rahmen hast du auch nicht zu befürchten. Es ist gut gemacht. Und inzwischen zu Ende gedacht.
Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.