Defektquote bei Intel-Prozessoren: So sieht es bei uns aus
Hintergrund

Defektquote bei Intel-Prozessoren: So sieht es bei uns aus

Kevin Hofer
8.8.2024

Ein Microcode-Problem soll Intel-Core-i-Prozessoren der 13. und 14. Generationen beschädigen. Das führt zu einer hohen Defektquote bei den betroffenen CPUs. Auch wir stellen erhöhte Defekte fest – vor allem bei einem Modell.

Werden AMD-Prozessoren qualitativ immer besser und solche von Intel immer schlechter? Diese Frage stelle ich mir seit langem. Nach einem Blick auf die Garantiefällen von defekten CPUs habe ich die Antwort zumindest für die von uns verkauften Modelle. Sie lautet: Ja.

Intel CPUs der 13. und 14. Generation crashen vermehrt bei Prozessen wie dem Laden von Spielen oder dem Betrieb von Spielservern. Vor allem die High-End-K-Serien sind betroffen. Verantwortlich für die Crashes soll ein fehlerhafter Microcode-Algorithmus sein, der zu hohe Spannungsanforderungen an den Prozessor gibt. Diese sollen die betroffenen Prozessoren auch nachhaltig schädigen respektive zerstören können.

Seit dem ersten Quartal 2023 erhalten wir deutlich mehr Garantiefällen von defekten Intel-Prozessoren als in den acht vorangegangenen. Im zweiten Quartal 2024 hat sich die Quote im Vergleich zum ersten Quartal 2021 beinahe verdreifacht. Bei AMD ist die Quote hingegen rückläufig. Im zweiten Quartal 2024 war sie rund 35 Prozent tiefer als im ersten Quartal 2021. Bei Intel sind vor allem zwei Modelle Schuld an der Misere: der i9-13900K und der i9-14900K inklusive ihren KF- und KS-Varianten.

Intels Übeltäter

Bei den letzten vier CPU-Generationen hatte der i9 im Vergleich mit den i7- und i5-Modellen immer die höchste Defektquote. Im Vergleich zum i9 der 12. Generation hat sich diese jedoch mehr als verdreifacht. Dabei musst du bedenken: Die aktuelle 14. Generation der Intel-Prozessoren ist noch nicht einmal ein Jahr auf dem Markt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Quote noch erhöht, ist gross. Zum Vergleich: Die bald drei Jahre alten Prozessoren der 12. Generation haben eine hervorragende Defektquote. Für die i9-Modelle liegt sie dort unter zwei Prozent und für die i5- und i7-Modelle gar unter einem Prozent.

Auf folgender Grafik siehst du die Defektquote der i5, i7 und i9 CPUs der letzten vier Prozessorgenerationen. Dabei handelt es sich um die Modelle mit K-, KF- und/oder KS-Suffix. Also die übertaktbaren CPUs. Ich habe sie der Einfachheit halber alle mit ix-1xx00K bezeichnet.

Je tiefer im Produktportfolio, desto geringer die Defektquote – zumindest bei Intel

Was an obiger Grafik ebenfalls auffällt: Die Defektquote der i7 ist tiefer als die der i9 und die der i5 wiederum tiefer als jene der i7. Die i5-Modelle erleiden gar gesamthaft am wenigsten Defekte – auch im Vergleich mit den Ryzen 9, 7 und 5 Prozessoren. Deren Werte siehst du in folgender Grafik. Wenn eine Version mit 3D V-Cache verfügbar ist, habe ich deren Defektquote jeweils miteinbezogen, ohne den Suffix in der Grafik zu erwähnen.

Im Gegensatz zu Intel trifft es bei AMD nur auf die aktuelle Ryzen-7000-Generation zu, dass die Defektquote bei den kleineren Modellen schrumpft. Der Ryzen 9 5900X weist von allen AMD-Prozessoren die höchste Ausfallquote auf. Sie liegt aber immer noch deutlich unter der Defektquote des i9. Dabei musst du bedenken, dass der 5900X beinahe drei Jahre länger auf dem Markt ist als der 14900K. Viele 5900X Chips haben bereits keine Garantie mehr und werden deshalb auch nicht mehr von uns erfasst. Da Intel die Garantie der betroffenen Prozessoren der 13. und 14. Generation um zwei auf fünf Jahre verlängert hat, könnte die Ausfallquote noch deutlich steigen. Zumal wohl nicht mehr viele i9-14900K verkauft werden, es sei denn, Intel behebt das Problem.

Intel muss Lehren ziehen

Für Intel sind die Ausfälle ein Debakel. Sie kommen auch zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Intels Aktienkurs ist eingebrochen und das Unternehmen wird 15 000 Mitarbeitende entlassen. Dass es bei Intel nicht rund läuft, ist bereits seit längerem bekannt. In der Zeitspanne vom ersten Quartal 2021 bis heute gingen bei uns jedoch über 30 Prozent mehr AMD-CPUs über die virtuelle Ladentheke als von Intel. Das war in den 2010ern umgekehrt.

Intels Ruf dürfte durch die aktuellen Ereignisse nachhaltig geschädigt werden. Was gut für die Konkurrenz ist, könnte für dich als Kundin oder Kunde weniger gut sein. Denn Konkurrenz belebt das Geschäft, wovon wir letztlich alle profitieren. Der Mangel an Wettbewerb durch Intels Übermacht in den 2010ern sorgte für wenig Innovation. Intel frass sich fett und ruhte sich auf den Lorbeeren aus. Glücklicherweise konnte sich AMD zurückkämpfen – bei uns mittlerweile sogar wieder an die Spitze.

Titelbild: Shutterstock / Tester128

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