Die Hue Sync Box liefert himmlische Farben zum höllischen Preis
Produkttest

Die Hue Sync Box liefert himmlische Farben zum höllischen Preis

Die Philips Hue Play HDMI Sync Box braucht niemand, aber viele wollen sie. Ihr Farbenzauber rund um den Fernseher löst einen Will-haben-Effekt aus, dem TV-Junkies schwer widerstehen können. Allen anderen wird es spätestens beim Preis zu bunt.

Du brauchst Sauerstoff. Vitamine. Licht. Solche Dinge. Wobei mit «Licht» das der guten alten Sonne gemeint ist. Um auf die Idee zu kommen, dass du die Play HDMI Sync Box brauchst, musst du schon ziemlich tief in der Hue-Welt von Philips versumpft sein. Du benötigst mindestens eine Bridge und «Hue Color»-Leuchten, um ernsthaft über diese Anschaffung nachzudenken. Noch eher wirst du es tun, wenn du wie ich die Ambi-Lichter Hue Play installiert hast. Diese länglichen Leuchten sind echte Farbwunder. Sie sorgen für grandiose Effekte und sind wie gemacht dafür, rund um den TV zu glänzen.

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    Lichtspiele mit Hue Play

    von Michael Restin

Dumm nur, dass sie lange Zeit genau dort, an ihrem natürlichen Standort, ziemlich nutzlos waren. Denn um das Geschehen mit den passenden Farben zu untermalen, müssen sie natürlich die Bildinformationen anzapfen können. Das ging eine zeitlang nur über die Hue-Sync-Software auf dem PC oder Mac. Nicht am TV. Suboptimal. Und wenn du dann abends mit langem Gesicht vor dem Fernseher sitzt, wissend, was möglich wäre, kommt der Moment. Der Moment in dem du glaubst, eine Sync Box zu brauchen. Inzwischen gibt es sie. Was sie macht, sieht auf der extremsten Stufe so aus.

Damit ist die Welt des Home-Entertainments nicht neu erfunden, Fernseher mit Ambilight baut Philips schliesslich schon seit 2004. Und bei den aktuellen Modellen kannst du auch direkt am TV weitere Hue-Leuchten einbinden, die den Effekt auf die Umgebung ausweiten. Die Sync Box ist ein Gadget für alle anderen. Die Ambilightlosen, die mehr aus ihrem Hue-Setup machen und den Raum in die passende Lichtstimmung tauchen wollen. Im Gegensatz zum Ambilight, das sich vor allem an den Farben der Bildränder orientiert, interpretiert die Sync Box das gesamte Bild und filtert die dominierenden Farbtöne heraus. Bis zu zehn Color-Leuchten reagieren auf das, was Apple TV, Blu-ray-Player, Konsole oder andere Geräte über die vier HDMI-Eingänge an Signalen liefern.

Auspacken und einrichten

In der Box ist die Box. Dazu gibt es noch ein 100 Zentimeter langes HDMI-Kabel und ein Stromkabel, das nach 120 Zentimetern endet und ins Netzteil gesteckt werden kann. Daran finden sich netterweise drei Anschlüsse, was den Steckdosen-Notstand in der TV-Ecke lindern soll. Du kannst noch zwei Hue-Play-Leuchten darüber mit Strom versorgen. Weil ein Standard-Setup mindestens aus drei Hue Play besteht, die seitlich und oberhalb des Fernsehers platziert werden, kommst du in der Regel trotzdem nicht ohne ein weiteres Netzteil aus.

Während an der Steckdosenleiste Gedränge herrscht, erweitern die vier HDMI-Eingänge der Sync Box (HDMI-2.0b mit HDCP 2.2) deine Anschlussmöglichkeiten. Sie unterstützen 4K mit einer Bildfrequenz von bis zu 60Hz, den erweiterten Dynamikumfang nach HDR10-Standard und kommen mit dem üblichen Kopierschutz klar. Mit HDR10+ und Dolby Vision kann die Box laut Herstellerangaben nicht umgehen, obwohl in diesem Forum etwas Anderes behauptet wird. Ach ja, einen HDMI-Ausgang hat die Sync Box natürlich auch. Das Bildsignal muss schliesslich irgendwie zum Fernseher kommen.

Noch eine Box, die in TV-Nähe verstaut werden will.
Noch eine Box, die in TV-Nähe verstaut werden will.

Die HDMI Sync Box selbst ist ein 18.2 x 2.3 x 9.9 Zentimeter grosser schwarzer Block, der an der Vorderseite über einen IR-Empfänger, eine kleine Status-LED und einen Knopf zum Ein-/Aus- und Umschalten zwischen den Eingängen verfügt. Der wird dir ziemlich egal sein, denn in der Regel wirst du die Box irgendwo bei deinen Videoquellen platzieren und fernbedienen. Das kannst du noch nicht per Sprachassistent und Universalfernbedienung, das entsprechende Update ist aber angekündigt. Was bislang existiert, ist die App. Nein, nicht die App, mit der du dein Hue-System üblicherweise steuerst. Sondern die Hue-Sync-App (iOS / Android), das Pendant zur vorhin erwähnten Software für PC und Mac. Über sie startest und steuerst du die Synchronisation. Aber vorher wartet die Installation.

Plug & Play? Kommt drauf an...

Zu den Hue-Vorteilen gehört für mich, dass das Einrichten von neuem Zubehör in der Regel reibungslos und intuitiv funktioniert. Die Sync Box mag noch ein paar Kinderkrankheiten haben und Updates vertragen können, doch die Installation flutscht bei mir wie üblich. Sobald sie Strom hat, wird sie erkannt und es braucht nicht viel mehr als Bluetooth, WLAN, einen Druck auf die Bridge und einen Druck auf den Power-Knopf der Box, bis sie verbunden ist. Inklusive Update sind vielleicht zehn Minuten vergangen, dann ist bei mir alles parat.

Hurra, noch eine App!? Immerhin funktioniert die Einrichtung auf Anhieb.
Hurra, noch eine App!? Immerhin funktioniert die Einrichtung auf Anhieb.

Da ich mit meinen Hue Play bereits einen Entertainment-Bereich erstellt habe, kann ich diesen mit der Box verknüpfen und schnell loslegen. Entertainment-Bereiche bestehen aus mehreren farbfähigen Leuchten, deren Position du in der «normalen» Hue-App definieren kannst. Du kannst sie rund um den Fernseher platzieren und angeben, ob sie sich auf «TV-Höhe», «Deckenhöhe» oder «Bodenhöhe» befinden. Sie werden später passend zum Bild (oder Ton) synchronisiert.

Meine Haupt-Videoquelle ist ein Apple TV 4K und mein Fernseher ist ein älteres UHD-Modell von LG, das von HDR, HDR+ oder Dolby Vision noch nie etwas gehört hat. Entsprechend werde ich mich bei der Sync Box nicht über fehlende 8K-Unterstützung oder Ähnliches aufregen. Ganz einfach, weil es für mich nicht relevant ist. Ich habe auch kein Problem mit Dolby Vision & Co., weil mein Apple TV aus Rücksicht auf den in die Jahre gekommenen Fernseher nichts dergleichen ausgibt. Dass ich keine direkt auf dem Fernseher installierten Apps nutze, ist ebenfalls vorteilhaft. Damit kann die Sync Box nichts anfangen, da sie das Bildsignal braucht. Und den Ton schicke ich simpel per 3.5 mm Klinkenkabel zu meinem Geneva Model S.

Wenn deine Videoquellen schon an einem AV-Receiver hängen, kannst du die Sync Box zwischen Receiver und TV schalten und in der App den ARC-Bypass aktivieren, damit die Box das Tonsignal korrekt weiterleitet. Dann darf allerdings nur ein HDMI-Anschluss belegt sein. Mein Setup ist weit entfernt von High End, das erspart mir in diesem Fall möglichen Ärger. Ich rege mich nur darüber auf, noch eine App installieren zu müssen, die der Standard-Hue-App zum Verwechseln ähnlich sieht und für die Steuerung der Box und ihrer Effekte zuständig ist.

Die Hue Sync App

In der App kannst du die vier HDMI-Eingänge benennen, zwischen ihnen umschalten und generell definieren, wie sich die Box verhalten soll. Über CEC kann sie beispielsweise mit dem Fernseher kommunizieren und sich gemeinsam mit ihm ein- oder ausschalten. Unterstützt dein Fernseher die Funktion nicht, lässt sich über einen USB-Anschluss derselbe Effekt erzielen. Die Box erkennt bei entsprechender Einstellung automatisch, wenn ein per HDMI verbundenes Gerät eingeschaltet wird und aktiviert den entsprechenden Eingang. Starte ich meinen Blu-ray-Player, erscheint also direkt das gewünschte Bild. Mit den paar Einstellungsmöglichkeiten bin ich schnell durch, anschliessend brauche ich nur noch die Benutzeroberfläche zur Steuerung der Lichteffekte.

Die Position deiner Leuchten musst du in der Hue-App definieren.
Die Position deiner Leuchten musst du in der Hue-App definieren.
In der Sync-App kannst du die Effekte aktivieren und Steuern.
In der Sync-App kannst du die Effekte aktivieren und Steuern.

Darüber lässt sich die Synchronisierung starten und zwischen Video-, Musik- und Game-Modus wählen. Letzterer unterscheidet sich vom Video-Modus dadurch, dass die (häufig gleich bleibenden) Bildränder keinen Einfluss auf die Farbsteuerung haben. Bei allen drei Modi kann ich die Intensität der Effekte in vier Stufen und die Helligkeit stufenlos anpassen. Was leider noch nicht geht, ist für jeden HDMI-Eingang ein gesondertes Setup zu speichern. Eine Preset für Filme am Apple TV, eines zum Gamen auf der Playstation, eines für Musik – das wäre praktisch. Momentan muss ich oft zur App greifen, um die Einstellungen zu verändern. Mal passen extreme Farbübergänge besser, mal sind sanfte Wechsel angenehmer. Wer Hue nutzt weiss: es gibt immer was zu optimieren. Die Möglichkeit zur Sprachsteuerung vermisse ich nicht, wer will schon beim Film gucken mit Siri, Alexa oder Google reden. Die wichtigsten Funktionen auf eine Universal-Fernbedienung zu packen, sobald das möglich ist, erscheint mir sinnvoller.

Bunt bis in die Ecken: Die Sync Box im Einsatz

Wenn die Farben aus dem Bildschirm wachsen und die halbe Wohnung ins passende Licht tauchen, dann hat das was. Die Synchronisation ist schnell. So schnell, dass ich sie stets als natürlich wahrnehme. Selbst bei extremen Farbwechseln wie oben im kurzen Video kommt die Sync Box mit und greift die vorherrschende Bildstimmung auf. Anfänglich stelle ich Intensität und Helligkeit auf die höchste Stufe, langfristig passen mir etwas zurückgenommene Effekte besser. Sie unterstreichen den Bildinhalt, ohne ihm die Show zu stehlen. Leider lässt sich die Helligkeit der Leuchtmittel nicht einzeln regeln, sondern nur für den gesamten Entertainment-Bereich. Allerdings berücksichtigt Hue die angegebene Position der Leuchtmittel und lässt zum Beispiel hinter dem Bildschirm installierte Lichter heller erstrahlen und heftiger aufblitzen als frei im Raum platzierte. Ob bei nachtschwarzem Bildschirm das Licht ganz erlischt oder aufs Minimum gedimmt wird, kannst du wiederum in der App definieren.

Da ich zu 99 Prozent Apple TV nutze, darüber streame und via Salt TV fernsehe, benötige ich die Sync Box eigentlich nicht als Switch. Zwei HDMI-Eingänge bleiben frei und den Blu-ray-Player brauche ich nur noch sehr selten. Dafür bleibe ich vom nervigen Umschaltverhalten verschont, das manche Nutzer beanstanden, die mehrere Streaming-Geräte oder Receiver angeschlossen haben. Da Apple TV und andere Quellen sich nicht per Fernbedienung komplett ausschalten lassen und oft erst für einige Minuten in den Ruhemodus wechseln, klappt der automatische Wechsel zwischen den Quellen nicht zuverlässig.

Bis ein Update solche Probleme behebt oder zumindest neue Steuerungsmöglichkeiten eröffnet, wird das häufige Hantieren mit den beiden Hue-Apps für manch einen ein Stimmungskiller sein. Wer die Möglichkeiten ausreizen, unterschiedliche Entertainment-Zonen definieren und Anwendungsszenarien entwerfen will, ärgert sich momentan noch zu häufig über die umständliche Bedienung oder unnötige Limitierungen. Immerhin gibt es die Aussicht auf konstante Verbesserungen per Update. Für Gelegenheitsnutzer dürften dagegen weniger die technischen Grenzen, sonder eher der Hue-typische Premium-Preis abschreckend sein. Denn für die bunten Effekte musst du ein paar bunte Scheine aus der Tasche ziehen.

Mein Gesicht beim Blick auf den Preis.
Mein Gesicht beim Blick auf den Preis.

Fazit: Warum? Darum!

Ist die Philips Hue Play HDMI Sync Box ihr Geld wert? Gute Frage. Nächste Frage. Es gibt keine vernünftige Antwort, das ist schlicht und einfach Ansichtssache. Meine Frau würde keinen Rappen für so etwas ausgeben, den ganzen Ambi-Lichtkram am liebsten aus dem Fenster schmeissen und ein paar ordentliche Halogenstrahler installieren. Ich finde den Effekt super, den Preis allerdings grenzwertig. Der ist High End, die Leistung nicht immer. Interessant ist die Sync Box für Leute, die sowieso schon die Bridge und entsprechende Leuchtmittel besitzen und nur ein halbes Vermögen für das fehlende Puzzlestück ausgeben müssen, um sie zum Leben zu erwecken. Ich hatte keine Ausfälle oder unlösbaren Probleme, aber das kann bei einem ausgefeilteren Setup anders aussehen. Noch ist die Sync Box ein Stück Hardware mit Potenzial, das durch künftige Updates besser zur Geltung kommen wird.

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Sportwissenschaftler, Hochleistungspapi und Homeofficer im Dienste Ihrer Majestät der Schildkröte.


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