Kenwood Titanium Chef Patissier XL
1400 W
Die «Titanium Chef Patissier XL» kann nicht nur rühren und kneten, sondern auch wiegen und wärmen. Ob mich die Küchenmaschine zur Chef Patissière macht?
Wenn die Küchenablage mit Butter und Mehl vollgeschmiert ist und sich Schälchen und Geschirr im Waschbecken türmen, war ich mal wieder am Werk: Vanessa, 37, Heimbäckerin (und das nicht erst seit Corona). Weil mich das Putzen nach getaner Arbeit nervt und ich mir beim Backen weniger (kreatives) Chaos wünsche, werde ich bei der «Titanium Chef Patissier XL» von Kenwood hellhörig. Die Küchenmaschine soll mir das Backen (und damit das anschliessende Aufräumen) erleichtern – so die Theorie. Ob der Praxistest das bestätigt?
Die «Patissier-Chef» ist die optimierte Version der «Chef XL Titanium». Mit 1400 (versus 1700) Watt leistet sie zwar weniger, punktet dafür aber mit einer integrierten Waage und wärmt dank eines Kochfeldes. Mit der Wärmefunktion lassen sich Zutaten wie Schokolade oder Butter rasch schmelzen und Teige sollen damit schneller aufgehen. Diese Features machen die Maschine besonders für Hobbybäcker spannend.
Wer damit Säfte pressen, Fleisch verarbeiten oder Gemüse raffeln will, rüstet sie bei Bedarf mit weiterem Zubehör auf.
Zum Glück gibt’s in unserem Mehrfamilienhaus einen Lift: Das überdimensionale Paket wiegt stolze 15 Kilogramm. Im Set sind neben der «Chef» vier Rührelemente (ein Ballonschneebesen, ein K- und Knethaken sowie ein Flexi-Rührelement), zwei Rührschüsseln, ein zweiteiliger Spritzschutz, ein hitzebeständiger Spatel und ein Teigschaber enthalten.
Die Maschine ist hochwertig und schwer. Da stinkt meine alte von Bosch (eine ProfiMixx47), die mehrheitlich aus Plastik besteht, leider ab. Das Metall-Design der «Chef» wirkt edel und ist zum Verstauen viel zu schade. Das trifft sich gut, denn aufgrund von Gewicht und Masse benötigt sie ein fixes Plätzchen in meiner Küche. Allein die Rührelemente wirken wuchtig. Kein Wunder, die Rührschüssel fasst ganze sieben Liter. Wem das zu viel ist, greift zur etwas kleineren 5-Liter-Rührschüssel, die zwar nicht (wie die grosse) erwärmbar ist, sich dafür aber beispielsweise zum Schlagen von Eiweiss eignet oder wenn ich beim Backen schlichtweg eine zweite Schüssel benötige.
Die «Chef» hat neben dem altbekannten Dreh-Drückknopf einen 2,4-Zoll grossen Touchscreen. Zur Auswahl stehen mir sechs Automatikprogramme (Teig kneten oder gehen lassen, Eiweiss schlagen, Biskuitteig, Schokolade schmelzen und Schweizer Baiser) sowie der manuelle Modus mit acht Rühr- und neun Wärmestufen (bis zu 70 Grad Celsius) und einem Timer zur Verfügung.
Damit mein Zopf schön luftig wird, knete ich den Teig normalerweise von Hand. Darum bin ich etwas skeptisch, ob die Maschine in nur einem Drittel der Zeit dieselbe Konsistenz hinkriegt. Während des Knetens kommt die Maschine leicht ins Wackeln. Bei der Menge und Leistung, die dafür nötig ist, verwundert mich das nicht. In knapp fünf Minuten knetet die «Chef» den Zopfteig zu einer geschmeidigen und gleichmässigen Masse.
Der Knethaken ist so konzipiert und ausgerichtet, dass er sämtliche Zutaten erreicht und diese nicht am Rand der Schüssel hängen bleiben. Einfach und unkompliziert. Auch fürs Gären gibt’s ein Spezialprogramm mit Wärmefunktion. Nach 60 Minuten ist der Teig in der grossen Schüssel um sein Dreifaches aufgegangen. Einen Teig 15 Minuten lang mühsam von Hand kneten? Das tue ich mir nie mehr an!
Mein persönliches Highlight ist die integrierte Waage, mit der ich die Zutaten direkt in der Rührschüssel abwäge. So vermeide ich zusätzliches Geschirr, das ich später abwaschen muss. Ein nettes, aber unnötiges Feature: Im schwenkbaren Rührarm befindet sich ein Lichtring, der den Inhalt der Rührschüssel beleuchtet.
Während des Schmelzens (ebenfalls in der grossen, gewärmten Schüssel) werden die Zutaten mit dem Flexi-Rührelement weich gerührt. Mein erster Versuch nimmt ein rasches Ende: Die Schokoladenstücke sind zu grob und blockieren den Flexi-Rührer. Nachdem ich die Stücke klein gehackt habe, benötigt die «Chef» zum Schmelzen von 150 Gramm Schokolade keine zwei Minuten. Der Rührer aus weichem Silikon holt sämtliche Rückstände, die am Rand der Schüssel kleben, in die Mitte zurück. Beim Schmelzen von Butter ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt, da sie immer wieder am Rührelement kleben bleibt und sich mitdreht. Mit einem Schaber muss ich zwei Anläufe nehmen und den Anken zurück in die Schüssel schieben, ehe er schmilzt. Umso besser und schneller funktioniert dafür das Schlagen von Eiweiss. Mit dem Automatikprogramm ist der Schnee nach zwei Minuten steif.
Apropos Schlagen und Rühren: Das Gerät verfügt über einen zweiteiligen Spritzschutz. Obwohl komplett aus Plastik, womit er in Sachen Hochwertigkeit aus dem Rahmen fällt, leistet er trotz des Klapperns wertvolle Dienste. Schade, dass das monströse Ding nur auf die grosse Rührschüssel passt. Beim Rühren von Zucker und Eigelb (Programm: Biskuitteig) in der kleinen Schüssel haut es mir zu Beginn kurz die Zutaten um die Ohren, ehe sie zu einer homogenen Masse verrührt sind. Dass die «Chef» eher für grosse Mengen ausgelegt ist, merke ich auch beim K-Haken: Das Rührelement (zum Zubereiten von Kuchen, Gebäck und Zuckerglasuren) kommt bei wenig Masse an seine Grenzen: Die Zutaten bleiben am Rand und am Boden der Rührschüssel kleben. Um sie zu einer homogenen Masse zu mischen, muss ich mit einem Löffel nachhelfen. Bei grösseren Mengen klappt das Rühren mit dem K-Haken reibungslos.
Last but not least: Die Reinigung ist besonders simpel, da alle Zusatzteile spülmaschinenfest sind. Die «Chef» selbst wische ich nach Gebrauch mit einem feuchten Lappen ab. Einziger Wermutstropfen: Die grosse Rührschüssel benötigt viel Platz im Geschirrspüler. Darum kriege sie nur mit Ach und Krach rein.
Sehr gute Qualität zu einem hohen Preis. Ich bin angefixt und will die «Titanium Chef Patissier XL» nicht mehr missen. Sie ist nicht nur hochwertig verarbeitet und das Metall-Design schick, sondern erleichtert mir das Backen in puncto Effizienz und Sauberkeit. Das Kenwood-Zubehör lässt sich in der Spülmaschine waschen und dank der integrierten Waage brauche ich weniger zusätzliches Geschirr. Zudem ist die Leistung der «Chef» mit 1400 Watt überdurchschnittlich hoch und lässt mich auch bei grossen Teigmengen nicht im Stich.
Das Gerät ist gut, aber es geht noch besser – in Anbetracht des stolzen Verkaufspreises. Der K-Rührer ist mit kleinen Mengen etwas über- respektive unterfordert und die Maschine schmilzt Schokolade erst, wenn ich sie vorab (ganz) klein hacke. Ausserdem passt die grosse Rührschüssel nur liegend in meinen Geschirrspüler und der Spritzschutz aus Plastik dürfte hochwertiger verarbeitet sowie mit der kleinen Rührschüssel kompatibel sein. Wer allerdings über diese Mängel hinwegsieht, viel Platz in der Küche hat, häufig und in grossen Mengen backt, wird dank der vielen Features Freude an der Maschine haben. Ein Küchenhelfer, wie er im (Back-)Buche steht.
Wenn ich mal nicht als Open-Water-Diver unter Wasser bin, dann tauche ich in die Welt der Fashion ein. Auf den Strassen von Paris, Mailand und New York halte ich nach den neuesten Trends Ausschau und zeige dir, wie du sie fernab vom Modezirkus alltagstauglich umsetzt.