Ein System mit Köpfchen? Der Panasonic MultiShape im Test
Produkttest

Ein System mit Köpfchen? Der Panasonic MultiShape im Test

Der Panasonic MultiShape will nicht nur Haarschneider, sondern auch Zahnbürste und Rasierer sein. Im Test darf er mit meinem halben Badezimmerschrank die Klingen und Borsten kreuzen. Ein Besinnungsaufsatz über den Sinn und Unsinn von Aufsätzen.

Ich habe nachgezählt und komme auf 18. In Worten: Achtzehn. So viele Aufsätze hat mein Philips Multigroom Series 7000, den ich vor vier Jahren gekauft habe. Gebraucht habe ich davon maximal die Hälfte, obwohl ich alles Mögliche damit gemacht habe: Meine Haare geschnitten, fremde Haare geschnitten, rasiert, getrimmt und Nasenhaare gehäckselt. Um im Überangebot der Plastikteile die feinen Unterschiede zu erkennen, müsste ich schon die Bedienungsanleitung aufschlagen. Panasonic setzt mit MultiShape ein modulares System dagegen, das einerseits für weniger ungenutzte Einzelteile, andererseits für noch mehr Erweiterungsmöglichkeiten sorgen soll. Vom Rasierer bis zur Zahnbürste – wenn du willst, kannst du ordentlich aufrüsten. Im Basis-Set ist dagegen nur das Wesentliche enthalten.

Meine Motivation für diesen Test: Der Haarschneider von Philips ist inzwischen stumpf, bei meiner elektrischen Zahnbürste gibt der Akku den Geist auf und der elektrische Rasierer blockiert hauptberuflich Platz im Schrank, um im entscheidenden Moment nicht geladen zu sein. Die Leitfrage: Liesse sich der ganze Kram, wenn ich ihn nicht schon hätte, durch den MultiShape ersetzen?

Auf diese Basis des Panasonic MultiShape sollen so ziemlich alle Elektrogeräte passen, die im Bad gefragt sind.
Auf diese Basis des Panasonic MultiShape sollen so ziemlich alle Elektrogeräte passen, die im Bad gefragt sind.

Sachen, die (zu) viele Funktionen versprechen, werden traditionell skeptisch beäugt. Häufig auch zurecht. In unserem Redaktions-Chat hat der MultiShape schon vor dem Test einen schweren Stand. Es wird zur allgemeinen Belustigung nach Möglichst-viel-in-1-Produkten gestöbert. Ramon Schneider gräbt das 18in1-Duschmittel aus, Jan Johannsen hält mit dem 96-Stunden-Deo dagegen und wiederum Ramon liefert eine erste Einschätzung zum Konzept MultiShape: «Schon weird, wenn du dir dann mit deiner Zahnbürste die Ohren- und Nasenhaare rasierst. Aber der Beitragstitel steht schon: Wie ich mir mit der Zahnbürste die Nasenhaare schneide.» Danke dafür. Das Gefühl, dass das Wechselkopfkonzept eine gute Idee sein könnte, scheine ich exklusiv zu haben.

Die Basis

Das Basis-Paket geht von dem nicht unberechtigten Gedanken aus, dass sich, wer einen Haarschneider sucht, zunächst einmal die Haare schneiden möchte. Auf dem Kopf, im Gesicht oder am Körper. Entsprechend ist es ein Beard, Hair, Body Trimmer Kit. Das heisst, du bekommst zum runden Griff mit Power-Knopf, der an eine elektrische Zahnbürste erinnert, einen Kopf mit breiter Scherfläche und vier Aufsätzen.

Das Basis-Set des MultiShape bietet mit vier Aufsätzen 58 verschiedene Längen-Einstellungen.
Das Basis-Set des MultiShape bietet mit vier Aufsätzen 58 verschiedene Längen-Einstellungen.

Der MultiShape ist so gestaltet, dass sich der Kopfteil per Knopfdruck komplett abnehmen und durch einen der anderen Aufsätze zum Rasieren oder Zähneputzen austauschen lässt, die du separat kaufen kannst. Willst du nur kürzen oder trimmen, kannst du den Knopf ignorieren und wechselst stattdessen zwischen vier Plastikteilen, die in Kombination mit dem Drehkopf stolze 58 verschiedene Längen-Einstellungen im Abstand von 0,5 mm ermöglichen. Wenn dir deine 3-Millimeter-Frisur nicht mehr gefällt, kannst du also jederzeit auf 2,5 Millimeter umsteigen. Dank des Drehrades zur Feinjustierung ertrinkst du trotz der grossen Auswahl nicht in Plastikteilen.

Der MultiShape ist nass oder trocken verwendbar und soll mit diesem Aufsatz bis zu 70 Minuten durchhalten. Das mag sein. Die Zeitangaben variieren je nach Konfiguration, spielen im Alltag aber kaum eine Rolle. Ich habe mich lange nicht ums Aufladen gekümmert und beim ersten Warnblinken der Ladeleuchte an der Quick-Charge-Funktion erfreut, die in drei Minuten am Strom fünf Minuten Betriebszeit rausholen kann. Komplett geladen ist der MultiShape nach einer Stunde. Dann ist er für grössere Aktionen bereit. Gut so. Denn mit realistischem Blick auf meine Frisur-Optionen schneide ich mir die Haare selbst.

Die exakte Schnittlänge für die Aufsätze A, B und C lässt sich per Drehrad wählen.
Die exakte Schnittlänge für die Aufsätze A, B und C lässt sich per Drehrad wählen.

Kurz und gut: Das geht mit dem brandneuen Gerät erwartungsgemäss einfach über die Bühne. Die drei Aufsätze für Schnittlängen von einem bis 30 Millimeter bieten reichlich Optionen, ohne kürzt der MultiShape die Haare auf 0,5 Millimeter und der Body-Aufsatz lässt 1,5 Millimeter stehen. Damit kann ich arbeiten. Die Klingen sind scharf und in einem Punkt ist die Handhabung einfacher als bei meinem Philips, der schneller zum Verstopfen neigt. Wo viele feine Haare fallen, sammeln sie sich auch zwischen Klinge und Aufsatz. Dann lässt die Schnittleistung nach. Eine Runde pusten, ausspülen und neu zusammensetzen ist fällig, bevor es weitergehen kann. Der MultiShape hat auf der Vorder- und Rückseite jeweils eine kleine Aussparung, durch die Wasser gespült und ein Teil des Problems entfernt werden kann. Auch die gründliche Reinigung fällt leichter, weil die problematischen Stellen bei entfernter Klinge einfacher zugänglich sind. Am besten geht’s mit etwas Druckluft. Anschliessend sollte die Klinge geölt werden, damit es möglichst lange wie geschmiert läuft.

Die Klingen

Unter der Klinge des Panasonic MultiShape sammeln sich Haare, doch die Reinigung ist relativ unkompliziert.
Unter der Klinge des Panasonic MultiShape sammeln sich Haare, doch die Reinigung ist relativ unkompliziert.

Über Werbung für Rasierklingen und artverwandte Produkte kann ich mich seit über 30 Jahren bestens amüsieren. Das ist meistens grosses PR-Kino und weder mein alter Philips noch der neue Panasonic MutiShape machen da eine Ausnahme: «Dank der Dual Cut Technologie schärfen sich die Klingen selbst, sodass sie mit langlebiger Beschaffenheit punkten» vs. «japanese blade tech – 45° Nano-geschliffene Klingen für Präzisionsschnitt». Unter uns: Bla, bla, bla. Es sind Verschleissteile. Dass die Scherköpfe irgendwann stumpf werden, kann ich verzeihen, solange es Ersatz dafür gibt.

Laut Anleitung soll dieses Teil beim MultiShape nach etwa drei Jahren ersetzt werden, wobei ich schwer davon ausgehe, dass das auch von Nutzung und Pflege abhängig ist. Bei meinem alten Modell hat es gut zwei Jahre gedauert, bis das Haareschneiden langsam ziepend und schmerzhaft wurde. Ersatzklingen sind im Vergleich zum Gesamtprodukt oft grenzwertig teuer, aber wichtig ist mir, dass sie überhaupt verfügbar sind. Für den MultiShape wird es sie geben – und seit ich gesehen habe, was Profi-Coiffeurscheren kosten, wird mich der Preis dafür sicher nicht schocken können.

Die Zahnbürste

Erst mit weiterem Zubehör wird der MultiShape richtig interessant. Speziell auf den Zahnbürsten-Aufsatz bin ich gespannt. Wenn das richtig gut funktioniert, kann ein Gerät aus dem Badezimmer fliegen. Und wenn es nur halbwegs gut funktioniert, spart das zumindest auf Reisen etwas Platz. Beim Wechsel kommt erst ein Verbindungsstück auf den MultiShape, an dem schliesslich der Bürstenkopf befestigt wird. Dabei hast du die Wahl zwischen einer «Multi Fit»-Bürste, die mit dreikantigen Borsten gut in die Zahnzwischenräume gelangen soll, und einer mit extrafeinen Borsten, die am Zahnfleisch gründlich reinigen soll.

Erst wird der Adapter aufgesteckt, dann folgt der Bürstenkopf.
Erst wird der Adapter aufgesteckt, dann folgt der Bürstenkopf.

Das Ganze funktioniert mit Schall-Vibrations-Technologie, wobei mich zunächst der Schall irritiert. Im Gegensatz zum hohen, surrenden Sound meiner gewohnten Elektrozahnbürste rattert die MultiShape-Variante basslastig los. In Kombination mit dem deutlich dickeren Aufsatz fühlt sich das anfangs eher grob an.

Der Adapter und die beiden Aufsätze des MultiShape: Durch das Verbindungsstück sind die Bürstenköpfe relativ dick.
Der Adapter und die beiden Aufsätze des MultiShape: Durch das Verbindungsstück sind die Bürstenköpfe relativ dick.

Die Zahnbürste zu wechseln ist immer komisch, aber nach und nach gewöhne ich mich daran und es entsteht nicht der Eindruck, dass sich hier ein hauptberuflicher Haarschneider in die Mundhöhle verirrt hat. Wie gut die Reinigungsleistung tatsächlich ist, kann ich nicht beurteilen. Meine alte, akkuschwache happybrush ist mir immer noch lieber, doch zumindest für Reisen ist dieser Aufsatz eine Option.

Der Rasierer

Bei meinem alten Haarschneider von Philips ist ein Rasieraufsatz dabei, den ich in vier Jahren nur einmal verwendet habe. Er ist zu klein, zu fein, zu sehr Kompromiss – ein typisches X-in-1-Produkt. Er ist halt auch noch dabei. Den MultiShape-Rasieraufsatz musst du extra kaufen. Dafür fühlt er sich dann auch wie ein vollwertiges Produkt an und könnte sich ohne aufzufallen ins Rasierer-Regal einreihen.

Dieser Aufsatz ist mehr als eine Notlösung.
Dieser Aufsatz ist mehr als eine Notlösung.

Natürlich enttäuscht auch er mich werbetechnisch nicht: Japanische Edelstahl-Klinge, 30˚ Nano-geschliffene Klingen, Multi-Fit-Bogen-Klingen, drei individuell bewegliche Köpfe … wow, wow, wow. Damit sieht er sogar neben meinem Braun Series 7 nicht nach Verlegenheitslösung aus. In der Praxis ist die Rasur mit dem MultiShape keine Qual, sondern geht schmerzfrei und zügig über die Bühne. So gut, dass ich nicht das Gefühl habe, einen Kompromiss in der Hand zu halten. Dieser Aufsatz überzeugt mich.

Der Nasenhaarschneider

Bittere Erkenntnis: Mit jedem Lebensjahr wird der Nasen- und Ohrenhaarschneider wichtiger. Eine kleine Gemeinheit der Natur, dass die Härchen zunehmend dort wuchern, wo sie am wenigsten erwünscht sind. Trotzdem ist der Nasenhaar-Aufsatz derjenige, auf den ich am ehesten verzichten würde.

Der Nasenhaar-Trimmer des MultiShape (rechts) ist eine Option, auf die ich verzichten könnte.
Der Nasenhaar-Trimmer des MultiShape (rechts) ist eine Option, auf die ich verzichten könnte.

Klar, er macht seinen Job und mit «Vakuum-Funktion» (saugt abgeschnittene Härchen ein) sowie «Smart-Wash-System» (spült unter fliessendem Wasser die Härchen wieder aus) gibt er sich innovativ. Doch da vom Rasieren und Haareschneiden schon genug herumfliegt, ist sowieso immer Waschbecken putzen angesagt. Platzsparend ist der Nasenhaar-Trimmer im Vergleich zu meiner manuellen Klipette ebenfalls nicht. Aber ich muss ihn ja nicht kaufen, sondern habe die Wahl.

Der Gesamteindruck

Nur das zu kaufen, was man wirklich braucht, ist eine gute Idee. Wozu die Schränke mit allerlei Aufsätzen zumüllen, die im Alltag nie eine Rolle spielen? Mit dem MultiShape kannst du deine Ausrüstung bei Bedarf erweitern. Das ist nicht günstig. Du bezahlst für jedes Teil gutes Geld, aber du bekommst auch keinen Schrott. Mir gefällt der Gedanke, nur ein Basisteil aufladen zu müssen. Bislang streiten bei mir im Bad eine elektrische Zahnbürste, ein elektrischer Rasierer, ein Bodygroom und ein Haarschneider um zwei verfügbare Steckdosen. Die meisten Geräte brauche ich nur selten, und dann ist garantiert erstmal der Akku leer.

Ich hoffe, Panasonic bietet zukünftig auch nur die Basis ohne Aufsatz als Ersatzteil an. Oder gar eine Möglichkeit, den Akku zu ersetzen. Alle getesteten Aufsätze machen ihren Job gut bis sehr gut. Sie sind mehr als eine Verlegenheitslösung, reduzieren im Spiegelschrank das Chaos und auf Reisen das Gepäck. Wenn es um Aufsätze und Basisstationen geht, ist weniger definitiv mehr. In jedem Fall ist der MultiShape keines dieser X-in-1-Produkte, bei denen der Spott berechtigt wäre.

Eine Basis, viele Wechselköpfe: Das MultiShape-Konzept gefällt mir.
Eine Basis, viele Wechselköpfe: Das MultiShape-Konzept gefällt mir.

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Sportwissenschaftler, Hochleistungspapi und Homeofficer im Dienste Ihrer Majestät der Schildkröte.


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