Endgültiges Backup: Stilvolle Designs für digitale Urnen
Jonatan Bischof und Elias Diehl haben im Projekt «Final_Backup» untersucht und darüber spekuliert, was nach dem Tod mit digitalen Daten geschehen soll. Das Ergebnis zeigen sie in einer Ausstellung im Toni-Areal der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).
Wusstest du, dass du zum Beispiel auf dem iPhone einen Nachlasskontakt hinzufügen kannst, der nach deinem Tod auf die Daten in deinem Apple-Account zugreifen darf? Mir wurde das erst klar, als ich das Bachelor-Diplomprojekt «Final_Backup» der Schweizer Industriedesigner Jonatan Bischof und Elias Diehl gesehen und mich bewusst mit meinem digitalen Erbe beschäftigt habe.
Sprachnachrichten, Instagram-Posts und Spotify-Playlists ersetzen zunehmend traditionelle Medien und hinterlassen digitale Spuren, die nach dem Tod online bleiben. Bisher gibt es keinen geregelten gesetzlichen Umgang mit diesen Daten. Und es bleibt unklar, wer Zugriff erhält und welche digitalen Erbstücke vererbt werden sollen, wenn du Funktionen wie die des iPhones nicht nutzt. Deshalb hat das Duo ein hypothetisches Datensicherungssystem entwickelt, das die Grauzone klarer macht.
Das Verfahren ermöglicht dir, zu entscheiden, was mit deinem digitalen Nachlass passieren soll. Es dient dazu, deine Daten auf physische Urnen zu übertragen. Dadurch werden elektronische Geräte von Daten befreit und können wiederverwendet werden.
Quelle: Pia Seidel
«In der Schweiz sterben täglich etwa 196 Menschen, die durchschnittlich drei mobile Geräte hinterlassen», erklärt Jonatan Bischof. Jährlich bleiben so über 200'000 Geräte zurück, die oft ungenutzt in Schubladen landen. Dabei könnten diese Geräte recycelt werden, weil sie wertvolle Materialien enthalten, findet das Duo.
Ein schöner Speicherplatz: 7 digitale Urnen für jeden Geschmack
Alle Urnen unterscheiden sich in Sachen Speicherkapazität, Haltbarkeit und Zugriffsrechten. Ihr Design ist von heutigen Objekten und Zeremonien rund um den Tod in unserer Gesellschaft inspiriert. Die digitale Urne «Water Memoria» ist biologisch abbaubar und löscht alle digitalen Daten, sobald sie mit Wasser in Berührung kommt. «Forever Gone» verfolgt ein ähnliches Ziel. Sie ist eine Brosche aus Wachs und wird mit der verstorbenen Person beerdigt. Durch diesen Vorgang werden alle Daten restlos gelöscht.
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Jonatan Bischof, Elias Diehl
Quelle: Jonatan Bischof, Elias Diehl
Quelle: Pia Seidel
Das Pendant zu «Forever Gone» ist «Forever Alive». Diese digitale Urne wird in Eis eingelegt, kühl gehalten und wäre so bis zu 1000 Jahre haltbar. Auch «Gravestone 2.0» hält die Daten für den Fall bereit, dass sie eines Tages jemand aufrufen möchte. Die Urne ist Teil eines Grabsteins. «Dadurch können Angehörige digitale Daten der verstorbenen Menschen aufrufen und in digitalen Erinnerungen schwelgen», sagt Elias Diehl.
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Jonatan Bischof, Elias Diehl
Quelle: Jonatan Bischof, Elias Diehl
Quelle: Pia Seidel
Mit der Gestaltung der digitalen Urnen möchte das Duo Bischof/Diehl einerseits dem digitalen Nachlass mehr Gewicht verleihen. Andererseits möchte es die Frage, was mit den digitalen Fussspuren nach unserem Tod passieren soll, in ein Objekt übertragen und zur Auseinandersetzung anregen.
In einer Umfrage können die Besuchenden der Ausstellung angeben, welche Daten sie vererben wollen und wie. Erste Umfrageergebnisse zeigen, dass die digitale Urne «Forever Alive» besonders beliebt wäre. Ein Grossteil der Teilnehmenden ist laut Umfrage nicht bereit, Google-Suchverläufe zu vererben. Hingegen wollen die meisten ihre digitalen Spuren wie Fotos und Top-Ten-Lieblingssongs weitergeben – rein hypothetisch natürlich.
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Pia Seidel
Quelle: Pia Seidel
Obwohl das Projekt rein spekulativ ist, hat es mich zum Nachdenken und einem ersten konkreten Schritt bewegt: Für meine Apple-ID habe ich nun einen Nachlasskontakt hinzugefügt.
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.