Endlich eine langanhaltende Lippenfarbe? Dem Wonderskin-Hype auf der Spur
Sie gehen viral – und zwar schon etwas zu lange für meinen Geschmack. Zeit, die Lip Stains von Wonderskin selbst mal auszuprobieren.
Man muss schon fast unter einem Stein leben, wenn man den vielen Reviews über die «Blading Lip Stain Masques» von Wonderskin bisher entkommen ist. Wirklich neu sind die Dinger nicht. Der Hype hält sich aber hartnäckig. Und so langsam denke ich: Lass mal probieren und ad acta legen.
Lip Stains sind eigentlich nicht mein Ding. Trotzdem verstehe ich, was Leute an ihnen schätzen: Die Farbe hält wie ein penetranter Tintenfleck auf den Lippen. Essen, Trinken, Knutschen? Kein Problem. Aber wehe, du trägst sie etwas schief auf. Oder schlimmer noch, die Farbe steht dir nicht. Dann hast du ein Problem. Los wirst du die Farbe nämlich nicht mehr so leicht. Ich bin aus einem weiteren Grund kein grosser Fan: Ich bevorzuge Lippenprodukte, die das natürliche Rot meiner Lippen überdecken oder aufhellen. Stains verstärken sie jedoch.
Was macht den Wonderskin-Stain so speziell?
Die Verpackung ist es schon mal nicht. So viel steht fest. Die könnte mit dem schlichten 08/15-Design genauso gut aus der Schmiede eines altbackenen MLM-Brands stammen. Neugierig macht vielmehr der Applikationsprozess. Denn Wonderskin ist kein gewöhnlicher Stain. Die Farbe kommt erst nach ein paar Schritten zum Vorschein: Erst die Lippenmaske auftragen, trocknen lassen und anschliessend mit einem feuchten Tuch wegwischen. Das Ergebnis soll den ganzen Tag halten und dabei die Lippen weich und hydriert halten.
Meine Erfahrung
Basierend auf meinen Präferenzen habe ich mich für die zwei Farben entschieden, die mich am wenigsten einschüchtern: «Adore» und «Charming». Unser Bestseller ist übrigens die Farbe «Whimsical».
Ich starte mit dem helleren «Adore». Das metallische Blau-Violett jagt mir zunächst Angst ein. Erstaunlicherweise ist die Konsistenz flüssiger als ich erwartet habe und lässt sich mit dem flachen Applikator sehr präzise auftragen. Ich kann damit sogar meine Lippenkontur etwas übermalen. Dabei achte ich darauf, dass ich überall gleich viel Produkt auftrage. Den seifigen Parfümgeruch versuche ich auszublenden.
Vorsichtig lasse ich die Maske mit geöffnetem Mund trocknen. Berühren sich die Lippen im feuchten Zustand, trägt sich die Maske fleckig ab. Während des Trocknens kribbeln respektive brennen meine Lippen leicht. Das fühlt sich ein bisschen so an, als ob ich ohne meine Lippenpflege in den Urlaub gefahren bin und immer wieder über meine trockenen, spröden Lippen lecke.
Sobald die Schicht trocken ist, wische ich sie mit einem nassen Wattepad weg.
Bitte nicht, ist mein erster Gedanke. Meine Lippen sind leicht pink gefärbt. Das liegt weit, weeeeit von dem entfernt, was die Farbkarte auf der Verpackung anpreist. Schlimmer ist nur, dass meine Lippen sich die nächsten zehn Minuten anfühlen, als hätte ich sie mit Betäubungscreme behandelt. Ich unterdrücke den Impuls, mir eine Schicht meiner pflegenden Laneige Lippenpflegemaske aufzutragen und wage mich stattdessen damit raus. Unter anderem in ein Restaurant. Nach fünf Stunden der Check im Spiegel: Das Pink auf meinen Lippen zeigt sich nur noch schüchtern. Das ist ernüchternd. Und erleichternd zugleich.
Der Lip Tint (wie man Stains auch gerne nennt) von Wonderskin soll sich für intensivere Ergebnisse auch schichten lassen. Das heisst, mehrmals hintereinander auftragen, trocknen lassen, abwischen. Intensiver möchte ich es zwar auf keinen Fall, aber für diesen Test probiere ich es am Tag darauf mit der etwas dunkleren Farbe «Charming» aus.
Die erste Schicht: Das Ergebnis ist fleckig. Das liegt daran, dass ich trotz nächtlicher Lippenmaske ein paar trockene Stellen an meinen Lippen hatte, die erst jetzt zum Vorschein kommen. Daher empfehle ich ein Lippenpeeling vor dem Auftragen des Wonderskins. Ich sehe ein bisschen aus wie ein Vampir nach einem Blutrausch. Mir gefällt’s gar nicht, was von den Flecken mal abgesehen, auch daran liegen kann, dass mir die Farbe nicht schmeichelt. Ich lege widerwillig eine zweite Runde auf. Intensivere Farbe? Fehlanzeige.
Ich versuche die Farbe wieder abzuschminken. Doch nichts hilft. Weder mein Mizellenwasser noch ein Bi-Phasen-Entferner für wasserfestes Make-up. Auch mein Öl verzagt. Ich muss den Look wohl aussitzen. Paradoxerweise ist dann aber nach drei Stunden nichts mehr von der Farbe zu sehen. Ich check’s nicht.
Fazit
Da bleibe ich lieber bei meinem Lippenstift
Pro
- hält bis zu drei Stunden
Contra
- umständlich aufzutragen
- Parfümierung
- kribbelnde, taube Lippen nach der Applikation
- kurze Tragedauer im Vergleich zum Versprechen
- billige Aufmachung
- trocknet die Lippen aus
Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich.