Fine Art Printing – Teil 3: Papier
Dick oder dünn, matt oder glänzend, glatt oder texturiert: Papier ist nicht gleich Papier. Du hast die Auswahl aus einer Fülle von Arten und Anbietern. Ich habe zehn verschiedene Fine-Art-Papiere ausprobiert und sage dir, welche ich empfehlen kann.
Die Wahl des Papiers ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Fine Art Printing. Das Medium bestimmt mit, wie dein Bild wirkt – ästhetisch wie haptisch. Und einen Print auf hochwertigem Papier kannst du noch in 50 Jahren deinen Enkelkindern zeigen. Er sieht aus wie am ersten Tag. Das Foto vom billigen Online-Anbieter ist dann längst verblichen.
Was macht ein gutes Papier aus? Welche unterschiedlichen Arten gibt es? Welches Papier eignet sich wofür? Um diese Fragen geht es im dritten und letzten Teil meiner Serie. Falls du Teil eins oder zwei verpasst hast, findest du sie hier:
Was gutes Papier ausmacht
Wenn du dich das erste Mal mit Fine-Art-Papier befasst, kratzt du dich vielleicht am Kopf: Wieso solltest du für ein Blatt A3 von Hahnemühle 5 Franken ausgeben? Abzocke! Bei Canon gibt es Fotopapier im gleichen Format für 50 Rappen pro Stück!
Der zehnmal höhere Preis hat gute Gründe: Günstige «Fotopapiere» sind Massenware. Sie bestehen meist aus ligninhaltiger Zellulose, einer Folie aus Polyethylen und einer Trägerbeschichtung. Die hellweisse Farbe wird durch günstige optische Aufheller erreicht. Das Problem: Das Lignin und die Aufheller vergilben schnell unter UV-Licht. Die Beschichtungen zersetzen sich mit der Zeit. Ein Foto auf billigem Papier verfärbt sich unter Tageslicht deshalb nach wenigen Jahren. Die Oberflächen können ausserdem nur einen beschränkten Farbraum wiedergeben.
Fine-Art-Papiere bestehen hingegen aus Baumwolle oder Alpha-Zellulose. Seit einigen Jahren gibt es auch Varianten aus Bambus, Hanf, Agave oder Zuckerrohr. All diese Stoffe haben etwas gemeinsam: Sie sind lignin- und säurefrei. Naturbelassen haben sie eine matte Oberfläche und eine leicht gelbliche Farbe. Da das nicht für alle Motive passt, gibt es auch hellweisse und glänzende Fine-Art-Papiere. Dazu wird Bariumsulfat in der Tintenempfangsschicht eingesetzt. Dieses ist chemisch stabil und extrem lichtbeständig.
Die aufwändigen Materialien bedeuten: Die Papiere vergilben nicht oder nur sehr langsam. In der Regel kommt es vorher zu Farbverschiebungen der Tinte. Gemäss dem Forschungsinstitut «Wilhelm Research» bleibt ein ausgestellter Print auf gutem Papier unter Glas mindestens 60 Jahre farbecht. Lichtgeschützt über 200 Jahre.
Fine-Art-Papiere erfüllen neben der Haltbarkeit noch weitere Kriterien:
- Sie können einen grossen Farbraum darstellen.
- Sie ermöglichen eine hohe Farbdichte, insbesondere einen guten Schwarzwert.
- Sie können viel Tinte trennscharf aufnehmen.
- Die Tinte schlägt nicht durch und wird nicht auf der Rückseite sichtbar.
- Die Papiere sind undurchsichtig.
- Die Qualität der Papiere ist konsistent.
Die Herstellung solcher Papiere ist aufwändig und schwierig. Die deutsche Marktführerin Hahnemühle produziert seit 1584. In Deutschland. Der europäische Produktionsstandort ist mit ein Grund, warum die Papiere etwas teurer sind als die von Canon und Epson. Der Aufpreis lohnt sich aber, wie du gleich sehen wirst.
Die Papiersorten im Überblick
Fine-Art-Papiere lassen sich in vier Hinsichten unterscheiden:
- Beschichtung: Glänzende Beschichtungen bringen Farben und Kontraste kräftiger zur Geltung. Schwarz ist Schwarz. Dafür spiegelt ein Glanzpapier mehr. Die Reflexionen können je nach Betrachtungsort stören. Dieses Problem hat ein mattes Papier nicht. Es wirkt eleganter und zurückhaltender. Dafür «knallen» die Farben weniger und Schwarz sieht eher aus wie Dunkelgrau. Der Mittelweg sind «semi-glossy»- oder «Satin»-Papiere.
- Textur: Die meisten Papiere haben eine glatte oder fast glatte Oberfläche. Das ist für die meisten Motive eine gute Wahl. Es gibt jedoch auch unterschiedlich stark texturierte Papiere, die einem Bild einen künstlerischen Touch verleihen können. Überleg dir gut, ob das passt. Eine starke Struktur kann auch störend wirken. Sie wird akzentuiert, wenn beim Betrachten Licht von der Seite aufs Bild fällt.
- Farbe: Der Weissgrad bestimmt, welche Farbe neutrale Grautöne haben. Für die meisten Anwendungen eignet sich ein «weisses» oder «hellweisses» Papier. Willst du deinen Bildern einen warmen, natürlichen Farbton verleihen, greif zu «Naturweiss». Das kann reizvoll sein, auch für Schwarz-Weiss-Fotos.
- Gewicht: Normales Kopierpapier wiegt 80 g/m². Fine-Art-Papiere sind deutlich schwerer. Die meisten wiegen zwischen 150 und 350 g/m². Manche gibt es in verschiedenen Grammaturen. Dicke Papiere sind teurer und müssen über einen flachen Einzug in den Drucker geschoben werden. Sie wirken dafür imposanter in der Hand – ein beliebter Effekt für eine Portfolio-Box.
10 Papiere im Kurztest
Für meine Serie habe ich mir verschiedene Papiere besorgt – sowohl von den beiden Druckerherstellern Canon und Epson als auch von Hahnemühle. Ich probiere jeweils ein glänzendes, ein glattes mattes und ein texturiertes mattes Papier aus. Und als Bonus einen Exoten aus Bambus. Eine wissenschaftliche Testmethode habe ich nicht. Deshalb sind die folgenden Eindrücke völlig subjektiv.
Das Hahnemühle FineArt Baryta gehört zu meinen Lieblingen in dieser Serie. Es ist ein hellweisses Papier aus Alpha-Zellulose – glänzend, aber nicht Hochglanz. Unter der Bariumsulfat-Beschichtung ist noch etwas Struktur sichtbar, aber nicht zu viel. Dank des hellen Weisstons ist die Farbwiedergabe hervorragend, auch Schwarz wirkt satt. Ein grossartiges Allround-Papier, auf dem fast jedes Motiv gut aussieht.
Epsons Traditional Photo Paper hat einen ähnlichen Glanz-Grad wie das FineArt Baryta. Die Oberflächenstruktur ist jedoch glatter. Auf manchen Exemplaren sehe ich bahnenförmige Muster, die mich etwas stören. Und obwohl das Papier ähnlich stark spiegelt wie das Hahnemühle, wirken die Kontraste matter. Das ist suboptimal für kräftige Bilder, die knallen sollen. Insgesamt kein schlechtes Papier, das mich aber nicht vollends überzeugt. Es ist dafür günstiger.
Das Canon Photo Paper Pro Platinum kostet halb so viel wie das Hahnemühle FineArt Baryta. Leider wirkt es auch entsprechend billig. Die Oberfläche hat keinerlei Struktur und glänzt wie ein Spiegel. Trotz des relativ hohen Gewichts von 300 g/m² fühlt sich das Papier zu weich an und wölbt sich unregelmässig. Ich kann keine Angaben zu den Inhaltsstoffen finden. Canon spricht nur von «erhöhter Resistenz gegen Ausbleichen». Was auch immer das heisst. Dieses Papier kann ich deshalb nicht empfehlen.
Bei den matten Papieren ist das Hahnemühle Photo Rag ein schlichter Klassiker. Du kannst es in verschiedenen Grammaturen kaufen, 308 g/m² ist ein guter Mittelweg. Das Baumwollpapier hat eine sehr dezente Struktur mit einer schönen Haptik. Es ist weiss, aber nicht hellweiss. Wie auf allen matten Papieren ist die Wiedergabe von Schwarz schlechter als bei glänzenden. Dafür gibt es keine störenden Reflexionen. Mir gefällt das Photo Rag sehr gut. Es drängt sich nicht in den Vordergrund, ist aber trotzdem klar als Fine-Art-Papier erkennbar.
Auch das Epson Velvet Fine Art besteht aus Baumwolle mit einer Inkjet-Beschichtung, die eine gute Farbwiedergabe ermöglicht. Es ist stärker texturiert und etwas heller als das Hahnemühle Photo Rag. Mir gefällt die Oberfläche nicht. Sie sieht aus wie Orangenschale und ist mir zu regelmässig. Gleichzeitig ist die Textur zu wenig ausgeprägt, als dass ich sie bewusst als Effekt einsetzen würde. So ist das Papier weder Fisch noch Vogel und ich würde anderen den Vorzug geben.
Von Canon teste ich zuerst das günstige Photo Paper Pro Premium Matte. Das gefällt mir besser als die glänzende Platinum-Version. Zwar ist die Oberfläche auch hier praktisch komplett glatt, bei einem matten Papier finde ich das aber weniger schlimm. Negativ fällt mir allerdings auf, dass das Papier leicht transparent ist. Auf weissem Grund in einem Rahmen ist das kein Problem, in einer Portfoliobox schon. Der Farbton ist noch wärmer als beim Photo Rag. Zur Haltbarkeit gibt es keine Angaben. Für Budget-Prints, die nicht ewig halten müssen, ist das Photo Paper Pro Premium Matte keine schlechte Wahl.
Das Hahnemühle Bamboo vertritt im Testfeld die Papiere aus exotischen Materialien. Es besteht zu 90 Prozent aus Bambusfasern und zu 10 Prozent aus Baumwolle. Da das Bamboo keinerlei optische Aufheller enthält, ist es sehr alterungsbeständig. Es hat einen sehr warmen Farbton, der nicht zu allen Bildern passt. Auch die Oberflächentextur ist relativ auffällig. Ich bevorzuge persönlich das Hahnemühle Photo Rag. Qualitativ steht das Bamboo ihm aber in nichts nach.
Mit dem Epson Fine Art Cotton Textured Bright steige ich in die stärker texturierten Papiere ein. Sie eignen sich, wenn du bewusst einen Kunst-Look anstrebst. Das Fine Art Cotton Textured passt mir persönlich allerdings gar nicht. Aus dem gleichen Grund wie beim Velvet Fine Art: Die Textur ist viel zu regelmässig. Sie sieht künstlich aus – wahrscheinlich ist sie das auch. Dafür finde ich das Papier ganz schön teuer. Daran ändert auch die gute Farbwiedergabe auf dem hellen Weiss nichts.
Auch das Canon Premium Fine Art Rough scheitert an einer zu regelmässigen Textur. Das Relief ist ausgeprägter als bei Epsons texturiertem Papier – und für mich zu unruhig. Schade, denn Haptik und Farbwiedergabe stimmen. Wahrscheinlich würde mir die glatte Version des gleichen Papiers gut gefallen. Es besteht wie die rauhe Version aus 100 Prozent Baumwolle.
Richtig glücklich werde ich einmal mehr bei Hahnemühle: Das Museum Etching mit einer Grammatur von 350 g/m² fühlt sich an wie dünner Karton. Es ist komplett aus Baumwolle ohne optische Aufheller. Die Textur ist klar sichtbar, wirkt aber natürlich und nicht aufdringlich. Ich würde das Museum Etching als intensive Version des Photo Rag beschreiben. Es passt nicht zu jedem Motiv, auch wegen seiner naturweissen Farbe. Doch subtile Landschaftsbilder oder Portraits sehen darauf aus wie Gemälde.
Fazit: Gutes Papier lohnt sich
Wenn du den Aufwand des Fine Art Printing betreibst, spar nicht beim Papier. Isoliert betrachtet sehen zwar die meisten Papiere in diesem Artikel hochwertig aus. Im direkten Vergleich setzt sich der Premium-Hersteller Hahnemühle aber deutlich ab. Die deutsche Traditionsfirma betreibt viel Aufwand, um ihre Papiere so alterungsbeständig wie möglich zu machen. Im Gegensatz zu Canon und Epson ist immer völlig transparent, aus welchen Bestandteilen die Medien bestehen. Das schafft Vertrauen.
Nicht nur das: Hahnemühle-Papiere sehen einfach besser aus. Sie haben eine überragende Haptik und natürlich wirkende Texturen. Besonders im letzten Punkt können Canon und Epson nicht ansatzweise mithalten. Zumindest bei den Papieren in diesem Artikel sieht die Struktur künstlich aus – entweder unnatürlich glatt oder aufdringlich ausgeprägt und regelmässig. Von den beiden Druckerherstellern würde ich höchstens schlichte matte Papiere wie das Canon Photo Paper Pro Premium Matte oder das Epson Enhanced Matte empfehlen. Sie sind nicht zu Archivzwecken geeignet, aber dafür günstig. Und natürlich gibt es noch weitere Papierhersteller, die ich hier nicht getestet habe.
Die Art des Papiers ist Geschmacksache: Sollen die Bilder knallen? Dann greif zu einem glänzenden Medium. Matte Papiere können Kontraste schlechter darstellen. Sie wirken dafür auf viele Leute edler. Je nach Motiv passen texturierte Versionen. Sie sehen aussergewöhnlich aus – können jedoch auch stören. Mit Testpacks wie diesem kannst du dich durch verschiedene Strukturen probieren, ohne hunderte von Franken oder Euro auszugeben.
Damit bin ich am Ende dieser Serie angelangt. Sie sollte dir einen kleinen Einblick in die komplexe, kostspielige, aber auch schöne Welt des Fine Art Printing geben. Die Artikel kratzen nur an der Oberfläche. Wenn dich das Thema interessiert, empfehle ich dir als weitere Lektüre das Magazin «Fine Art Printer» – natürlich in gedruckter Form.
Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.