«Gestalt: Steam & Cinder» ist das perfekte Metroidvania fürs Wochenende
20.8.2024
Coole Präsentation, stimmige Audiokulisse und ausgewogene Kämpfe zeichnen «Gestalt: Steam & Cinder» aus. Bei der Geschichte schwächelt das Spiel aber.
Das rote Haar wirbelt, die feurige Klinge rauscht und der Revolver knallt. Aletheia ist ein lebendiger Feuerball, der elegant durch die Gegnerhorden pflügt. Die wunderschöne Pixelgrafik und Animationen versetzen mich zum Rhythmus des Soundtracks in eine Art Gaming Trance. «Gestalt: Steam & Cinder» sieht verdammt schön aus und spielt sich auch so.
Worum geht’s
«Gestalt: Steam & Cinder» ist das Erstlingswerk von Entwicklerstudio Metamorphosis Games. Du spielst Aletheia, eine einsame Söldnerin, die Jobs in und um die Stadt Irkalla annimmt. Die steampunkig anmutende Welt Canaan ist von einem Jahrhunderte andauernden Krieg zwischen den Menschen und den Arkhaians verwüstet. Irgendwie gerät Aletheia in diesen Konflikt, von dem sie sich gerne fernhalten würde.
Mehr zum Inhalt der Geschichte will ich nicht verraten. Sie ist nichts Aussergewöhnliches. Die Twists zeichnen sich früh ab und Überraschendes fehlt. Mehr noch: Die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, entspricht mir gar nicht. Alles wird mir geradeheraus gesagt. Nichts von «show, don’t tell». Damit ich trotzdem mitbekomme, was gerade passiert, muss ich viel lesen. Mehr als in Metroidvanias üblich.
Klein, aber fein
Zu erkunden gibt es im Spiel genug, damit es nicht langweilig wird. Im Vergleich zum Branchenprimus «Hollow Knight» ist die Welt von «Gestalt: Steam & Cinder» klein. Sowieso ist das Spiel eher kurz. Ich habe die Credits nach sieben Stunden zum ersten Mal gesehen, dabei die Karte aber noch nicht zu 100 Prozent erkundet. Einige Truhen gäbe es für mich noch zu entdecken.
Die Erkundung macht Spass und die Welt fühlt sich gut durchdacht an. Dabei ist es ein Genuss, Aletheia durch die Welt zu steuern. Die Steuerung reagiert exzellent. Dasselbe gilt für das Kampfsystem. Im Gegensatz zu «Nine Sols» verzichtet «Gestalt: Steam & Cinder» aber auf eine Blockfunktion und auch Soulslike-Elemente fehlen. Sprich: Wenn ich sterbe, werde ich nicht noch dafür bestraft.
Teils unsinnige Optionen
Im Spiel stehen zwei verschiedene Schüsse mit dem Revolver sowie ein starker und schwacher Angriff mit dem Schwert zur Verfügung. Zudem kann ich mit einer Rolle oder einem schnellen Schritt zurück ausweichen. Die beiden Funktionen sind mit unterschiedlichen Tasten belegt. Im Endeffekt habe ich nur die Rolle verwendet, die andere Funktion fand ich überflüssig.
In «Gestalt: Steam & Cinder» level ich mit der Zeit auf. In einem Fähigkeitenbaum gebe ich Punkte für mehr Lebensenergie, stärkeren Angriff oder Skills aus. Das System ist an sich überflüssig. Ich kann nicht wirklich mit Builds experimentieren. Ich level im Verlauf der Story sowieso hoch genug, um mich maximal zu skillen. Ich könnte die Fähigkeiten und Statusverbesserungen also einfach automatisch beim Stufenaufstieg erhalten.
Ähnliches gilt für die Ausrüstung. Ich kann nämlich Accessoires ausrüsten. Das habe ich zu Beginn gemacht, dann aber vergessen, dass ich da etwas ändern könnte. Erst vor dem finalen Boss kam es mir in den Sinn. Die Möglichkeit, Gegenstände auszurüsten, bringt nicht wirklich etwas. Ich komme auch ohne gut durch das Spiel.
Wunderschöne Welt
Das Highlight von «Gestalt: Steam & Cinder» ist zweifelsohne die Präsentation. Die gezeichnete Pixelwelt ist einfach nur wunderschön. Der Stil erinnert stark an «Castlevania: Symphony of the Night», ist aber deutlich farbenfroher.
Hinzu kommt der wunderbare Soundtrack. Die Stücke sind eingängig und ich komme beim Niedermetzeln der Gegnerhorden so richtig in den Flow.
Fazit
Perfektes Metroidvania fürs Wochenende
«Gestalt: Steam & Cinder» sieht stylish aus. Das Steampunk Setting ist für das Genre unverbraucht. Ich habe das Metroidvania in vollen Zügen genossen. Das Erkunden und das Kämpfen machen ordentlich Laune.
Abstriche gibt es bei der Geschichte, die nichts wirklich Neues bringt und obendrein zu direkt erzählt wird. Gewisse Gameplay-Elemente, wie der Fähigkeitenbaum oder die Ausrüstungsgegenstände, sind überflüssig und bringen dem Spiel nichts. Das Spiel ist zwar kurz, zieht dich aber für ein Wochenende in seinen Bann.
Pro
- Tolle Präsentation
- Vergnügliches Erkunden
- Super Kämpfe
- Kurze Spielzeit; es dauert nicht länger, als es muss
Contra
- Geschichte wird nicht gut erzählt und ist zu offensichtlich
- Überflüssige RPG-Elemente
Titelbild: Metamorphosis Games / Fireshine Games
Kevin Hofer
Senior Editor
kevin.hofer@digitecgalaxus.chTechnologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.