Gewinne fliessen in den Umweltschutz: Patagonia-Gründer überträgt sein Unternehmen an Stiftungen
Gründer Yvon Chouinard und seine Familie haben alle Eigentumsrechte an der Firma Patagonia an den Patagonia Purpose Trust und das Holdfast Collective übertragen. Damit soll ab sofort jeder Dollar, der nicht reinvestiert wird, zum Schutz des Planeten eingesetzt werden.
Mit 83 Jahren macht Yvon Chouinard keine Kompromisse mehr. «Die Erde ist ab sofort unsere einzige Anteilseignerin», überschreibt der Gründer der Outdoor-Marke Patagonia seine Beweggründe für einen besonderen Schritt, der gross und breit auf der Website des Unternehmens verkündet wird. Nach 50 Jahren im Geschäft macht er sein Unternehmen nicht zu Geld oder bringt es an die Börse. Stattdessen richtet er es so aus, dass künftig geschätzte 100 Millionen US-Dollar pro Jahr in Umweltschutzprojekte fliessen und das Unternehmen in seinem Sinne weitergeführt werden kann.
Der Patagonia Purpose Trust hält nun alle stimmberechtigten Anteile. Er hat ab sofort die Entscheidungsbefugnis und soll die Unternehmenswerte schützen. Bereits seit 2018 lautet der Unternehmenszweck: «Wir sind im Geschäft, um unseren Heimatplaneten zu retten.»
Gewinnorientiert mit neuem Ziel
Das Holdfast Collective besitzt alle nicht stimmberechtigten Anteile. Es wird künftig mit den Gewinnen ausgestattet, die nicht ins Unternehmen reinvestiert oder als Rücklage für unvorhersehbare Ereignisse (wie beispielsweise die Corona-Pandemie) benötigt werden. Jeder erhaltene Dollar soll eingesetzt werden, um die Umwelt- und Klimakrise zu bekämpfen, die Natur- und Artenvielfalt zu schützen und für den Umweltschutz aktive Communities zu unterstützen. Und das so schnell wie möglich.
Als nach US-Recht anerkannter sozialer Wohlfahrtsverband kann das Collective auch für politische Anliegen eintreten. Wenn du dich mit den Feinheiten der neuen Unternehmensstruktur befassen willst, findest du hier mehr Informationen. Die Quintessenz ist: Patagonia bleibt weiterhin ein gewinnorientiertes Unternehmen. Nur soll der Gewinn noch stärker als bisher dem einzigen Ziel dienen, das es nach Meinung des Gründers geben kann.
Kein Ausverkauf der Werte
Auch zur Entscheidung, warum er den Weg über die Stiftungen für richtig hält, äussert sich der Nicht-mehr-Milliardär. Der Firmenwert beträgt ungefähr drei Milliarden US-Dollar. Ein Verkauf mit anschliessender Spende hätte viel Geld gebracht, aber damit wären die Unternehmenswerte aufgegeben gewesen: «Wir konnten nicht sicher sein, dass ein neuer Eigentümer unsere Werte beibehalten und unsere Mitarbeitenden auf der ganzen Welt weiter beschäftigen würde», schreibt Chouinard.
Ein Börsengang hätte nach seinen Worten «eine Katastrophe» und den Druck bedeutet, kurzfristige Gewinne zu erzielen. Der Geschäftsmann, der er nie sein wollte, ist Chouinard nun nicht mehr. Dafür ist er einer, der nach fünf Jahrzehnten «verantwortungsvollen Unternehmertums» konsequent nach seinen Überzeugungen handelt: «Es ist mir todernst mit der Rettung dieses Planeten», lässt er sich zitieren. Alleine wird er das nicht schaffen. Aber er geht voran und setzt mit seinem Schritt ein Zeichen.
Titelbild: Campbell BrewerSportwissenschaftler, Hochleistungspapi und Homeofficer im Dienste Ihrer Majestät der Schildkröte.