Ich herrsche über meine eigene Sowjet-Nation in «Workers & Resources: Soviet Republic»
In «Workers & Resources: Soviet Republic» übernimmst du die Kontrolle über eine aufstrebende Sowjetrepublik und führst sie vom bescheidenen Dorf zur industriellen Großmacht. Ich habe das Spiel getestet und mich in der Komplexität verloren.
Willkommen, Genossen und Genossinnen: Nach fünf Jahren Early Access ist die Aufbausimulation «Workers & Resources: Soviet Republic» am 20. Juni 2024 in den Full Release gegangen. Nachdem ich bereits über 60 Spielstunden in der Early-Access-Phase verbracht habe, schaue ich mir an, wie das fertige Produkt ausgefallen ist. Die Bewertungen auf Steam stimmen mich zuversichtlich – 91,7 Prozent der insgesamt 16 195 Nutzerrezensionen sind positiv, was einer Gesamtbewertung von «sehr positiv» entspricht.
Was erwartet dich in «Workers & Resources»?
In «Workers & Resources» übernimmst du die Kontrolle über eine kleine sowjetische Republik in den 1960er Jahren. Dein Ziel ist es, sie zu einer mächtigen Industrienation zu entwickeln. Dabei musst du alles planen und managen: von der Rohstoffgewinnung über die Produktion von Waren bis hin zum Wohlstand deiner Bürger. Zudem musst du den internationalen Handel nutzen, um Waren zu importieren, die deine Republik nicht selbst herstellen kann.
Komplexes Wirtschaftssystem
Das Herzstück von «Workers & Resources: Soviet Republic» ist das komplexe Wirtschaftssystem. Jede einzelne Ressource muss abgebaut, transportiert und verarbeitet werden, um Waren herzustellen. Die Produktionsketten sind ineinander verzahnt und erfordern sorgfältige Planung. Das Spiel ist daher nichts für ungeduldige Spieler. Die Wirtschaft ist gnadenlos. Fehler können schnell zu Engpässen und Unruhen innerhalb deiner Bevölkerung führen. Wenn du eine Herausforderung suchst und dich in komplexe Systeme vertiefen willst, wirst du hier voll auf deine Kosten kommen
.
Ich erinnere mich noch gut an meine Anfänge. Ohne Hilfe war ich zunächst völlig verloren im Spiel. Die Tiefe, die Komplexität hat mich herausgefordert, weil es so viel zu beachten und zu lernen gibt. Eigene Fehler frustrieren mich schnell. Gleichzeitig ist die Lernkurve sehr steil. Es ist so befriedigend, ein großes Produktionssystem aufzubauen. Und es macht noch mehr Spaß, es immer weiter auszubauen.
Wichtig ist, dass du nicht den «realistischen Modus» spielen musst. Du kannst einzelne Aspekte und Herausforderungen ein- und ausschalten: Aktiviere unendlich viel Geld, vereinfache die Elektrizität, lasse Häuser direkt bauen oder verzichte auf den Warentransport zu den Läden. Einzelne Anforderungen lassen sich auch abschwächen. Letztendlich liegt es an dir, wie du das Spiel spielst und wie es dir gefällt.
Das hat mir zu Anfang geholfen, mich immer mehr auf das Spiel einzulassen, weitere Aspekte des Spiels kennenzulernen und zu meistern.
Beispiel Recycling – Müll entsorgen, Rohstoffe zurückgewinnen
Ein Beispiel für die Komplexität ist das Recycling: Bewohnte Gebäude füllen ihre Mülltonnen mit gemischtem Abfall. Ich muss Müllwagen einsetzen, für sie ein Depot und einen Ort zum Entsorgen ihrer Sammlungen schaffen. Strategisch ist es ratsam, an verschiedenen Stellen zentrale Mülltonnen zu errichten und später eine Umladestation zu bauen, um die Müllsammlung zu zentralisieren. Durch die Forschung kann ich dieses System noch erweitern.
An einer von drei verschiedenen Universitätstypen schalte ich beispielsweise ein Depot frei, das den Abfall durchsucht, um wertvolle Baustoffe zu extrahieren. Je mehr ich forsche, desto mehr Einrichtungen werden freigeschaltet, um den Rest zu verarbeiten und verschiedene Materialien wiederzugewinnen. Selbiges gilt für die Mülltrennung.
Das sind aus meiner Sicht Punkte, die man als unerfahrener Spieler nicht unbedingt sofort angehen muss. Sie gehören für mich allerdings in gewisser Weise zum vollständigen Spielgefühl dazu.
Tutorial und Kampagne
Anfang des Jahres hat «Workers & Resources» noch ein großes Update vor dem finalen Release bekommen. Mit dem Patch hat das Entwicklerstudio zwei erste Missionen der Kampagne eingeführt. Sie dient gleichzeitig als spielerisches Tutorial. Einzelne Mechaniken kannst du auch ganz normal in den Tutorials erlernen.
Zum Release habe ich diese Kampagne nochmal angespielt, um wieder ins Spiel zu kommen. Und ich muss gestehen, dass sie mir doch noch einige Kniffe gezeigt hat, die ich zuvor nicht kannte. Während die erste Kampagne noch sehr basic ist und den Aufbau einer Stadt, der Forschung und den ersten Industrien sowie der Verteilung deiner Waren zeigt, geht die zweite Kampagne deutlich mehr in die Tiefe. Sie wird auch erst freigeschaltet, wenn du die erste Kampagne vollständig abgeschlossen hast. Ich kann dir als Neueinsteiger und selbst als Auffrischung diese Kampagne nur ans Herz legen. Mir hat sie sehr gut gefallen. Sowas habe ich mir damals schon im Early Access gewünscht
Verbesserungen im Vergleich zum Early Access
Zu den Highlights der Full-Release-Version gehören laut Entwickler unter anderem grafische sowie Quality-of-Life-Verbesserungen, neue Fitness- und Unterhaltungsgebäude und ein überarbeitetes Bildungssystem. Auch die Verbindungspunkte in den Fabriken wurden verbessert, um den Transport von Ressourcen entlang der Produktionsketten effizienter zu gestalten.
Dazu sind mir zahlreiche Verbesserungen aus den vorherigen Monaten und Jahren aufgefallen. Das Müllsystem habe ich schon näher beschrieben. Die Wasserwirtschaft ist ebenfalls im vergangenen Jahr hinzugekommen. Auch die Kampagne gehört, wie bereits erwähnt, dazu. Dazu bietet eine aktive Community weiterhin mit hilfreichen Mods einen schönen Bonus. Ich habe mein Spiel so um zahlreiche Gebäude und Wagen ergänzt.
Nervfaktor: das Platzieren von Straßen
Eine Sache haben die Entwickler leider noch nicht überarbeitet: Das Platzieren von Straßen und Wegen ist und bleibt eine nervige Fummelei. Die Infrastruktur spielt in «Workers & Resources» eine zentrale Rolle. Ein gut durchdachtes Straßen- und Wegenetz ist für den reibungslosen Transport von Waren und Ressourcen essentiell.
Einerseits bietet das System große Freiheiten. Du kannst Straßen kurvenförmig, diagonal oder parallel zueinander anlegen und so deine Städte individuell gestalten. Verschiedene Straßentypen ermöglichen Anpassungen an die Verkehrsbelastung und den Untergrund. Allerdings frustriert mich andererseits häufig die mangelnde Präzision beim Platzieren der Straßen. Das Spiel hat oft Probleme, Kreuzungen und Einmündungen zu erkennen, was zu unschönen Kanten und unlogischen Straßenverläufen führen kann. Manche Straßen können überhaupt nicht gelegt werden. Es werden keine Snappunkte angezeigt und ich muss teilweise Gebäude abreißen und neu platzieren. Oder Straßen ganz anders planen.
Das «Biomes»-DLC: Neue Maps für das Spiel
Parallel zum Release der Vollversion erschien auch ein erster DLC mit dem Titel «Biomes». Es ergänzt das Hauptspiel um drei neue Biome: Wüste, Tundra sowie Tropen. Jedes dieser Biome soll mit seinen eigenen Herausforderungen und Möglichkeiten daherkommen.
In der Wüste erwartet dich der begrenzte Zugang zu Holz und anderen Rohstoffen. Du musst dich für Langstreckentransporte von fernen Oasen und den Außenhandel wappnen. In der Tundra musst du dich auf längere und härtere Winter vorbereiten, die deine Landwirtschaft und die Wärmeversorgung beeinträchtigen. In den Tropen erschweren starke Niederschläge den Verkehr und das Transportwesen deiner Nation. Daher musst du auf alternative Wege zurückgreifen und erfinderisch werden.
Einen kurzen Blick in die Karten konnte ich schon werfen. Sie sehen auf den ersten Blick interessant aus. Du kannst sie entweder mit kleinen Dörfern und Städten oder komplett unbebaut auswählen. Interessanter ist aus meiner Sicht die unbebaute Karte, um sich frei auszutoben.
Die Wüstenkarte fand ich langweilig und öde. Auf mich wirkt sie reizlos. Interessanter wird bei den beiden anderen Karten. Die tropische Asienkarte sowie die Siberienkarte zeichnen sich durch eine komplexe Topographie aus. Es gibt hier jeweils wenig Bauland für deine Städte und Industrien. Dafür hast du eine bergige Landschaft und auf beiden Karten viel Wasser. Vor allem die vielen kleinen Flussarme auf der Asienkarte fand ich sehr interessant: Kreative Lösungen sind hier gefragt. Schiffsverkehr bietet sich dabei an.
Auf der Siberienkarte hatte ich schnell Probleme mit dem Heizen und habe diese Thematik vollkommen unterschätzt. Temperaturen von -40 bis -50 Grad Celsius waren keine Seltenheit. Eine gute Heiz-Infrastruktur muss da stehen. Ich musste selbst einmal neu laden und zurückgehen, um diesen Fehler zu beheben, da nahezu meine gesamte Bevölkerung gestorben ist. Asche auf mein Haupt.
«Workers & Resources: Soviet Republic» ist auf Steam, GOG und im Epic Games Store erhältlich.
Fazit
Der vielleicht beste und komplexeste Citybuilder
«Workers & Resources: Soviet Republic» bietet mittlerweile ein voll umfassendes Gesamtpaket und ist in meinen Augen eines, wenn nicht sogar das aktuell stärkste Citybuilder-Spiel, das ich kenne. Die neuen DLC-Maps runden dieses Gesamtpaket ab und sorgen für noch mehr Spielspaß. Für den Test der Full-Release-Version habe ich mich sofort wieder im Spiel verloren und mittlerweile weitere 30 Stunden darin verbracht.
Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich so manche Fummelei, vor allem beim Platzieren der Straßen und anderen Verbindungen. Das hat mir so einige Nerven gekostet. Zu häufig konnte ich eine gewünschte Straße nicht setzen, da mir kein Snappunkt angezeigt wurde.
Pro
- Herausforderndes Gameplay durch ein komplexes Wirtschaftssystem
- Hohe Wiederspielbarkeit
- aktive Modding-Community
Contra
- Komplexität des Spiels kann Anfänger überfordern und abschrecken
- Grafik nicht topmodern, eher funktional
Die Interessen sind vielfältig, gerne genieße ich einfach nur das Leben. Immer auf der Suche nach News aus den Bereichen Darts, Gaming, Filme und Serien.