Interview mit Paranormal-Podcastern: «Uns beichten Leute Erlebnisse, über die sie mit anderen nie reden würden»
Hintergrund

Interview mit Paranormal-Podcastern: «Uns beichten Leute Erlebnisse, über die sie mit anderen nie reden würden»

Anika Schulz
6.3.2024

Schattenwesen, klappernde Türen und der tote Neffe, der Botschaften aus dem Jenseits schickt: Hier erzählen die Hosts Conny und Patrick, warum sie ein sicherer Ort für ihre Hörerschaft sind und wo sie die Grenze zur Schwurbelei ziehen.

Dieses Interview beginnt mit einem Outing: Ich liebe Paranormal-Podcasts. Die Vorstellung, dass es noch mehr gibt, als das, was die Wissenschaft heute erklären kann, fasziniert mich seit Kindesbeinen. Doch einen guten Podcast zu Übersinnlichem zu finden, ist schwierig. Viele sind mir zu esoterisch oder driften in politische Sphären ab, in die ich nie wollte und will.

Bis ich «Aktenzeichen Paranormal» auf Spotify entdeckt habe. Die Moderatoren Conny und Patrick berichten zweimal wöchentlich über Spukphänomene und True Crime. Gleichzeitig bieten sie ihrer Community eine vertrauenswürdige Anlaufstelle für übernatürliche Erfahrungen.

Das Motto des Podcasts ist «Glaubt, was Ihr wollt, aber fühlt Euch gut unterhalten» – dasselbe gilt auch für dieses Interview. Ob du mit Übersinnlichem etwas anfangen kannst oder nicht, bleibt deiner Fantasie überlassen.

Galaxus: Welche paranormalen Erlebnisse hattet Ihr bereits selbst?
Patrick: Ich sehe ab und zu nachts neben meinem Bett eine Person stehen. Zuerst dachte ich, es wäre meine Freundin, aber sie ist es nicht. Sie liegt immer neben mir. Keine Ahnung, ob ich da jedes Mal was Komisches träume oder was das ist …

Conny: Ich habe auch Schattenfiguren in meiner Wohnung. Ich sehe sie im Augenwinkel, aber immer nur, wenn ich allein bin. Und ich habe eine Tür, die laut klappert, obwohl keiner daran zerrt. Oder mir ist auch schon mal ein Stuhl in einem Raum umgefallen, in dem sich niemand aufgehalten hat. Also, irgendwas lebt da zusammen mit mir in meiner Wohnung.

Hast du Angst davor?
Conny: Geht so. Ich sag dann immer: «Geist, nerv meine Nachbarn ein Stockwerk höher», und dann ist auch meistens Ruhe.

Hast du einen Namen für den Geist?
Conny: Nee, ich weiß ja nicht, wer es ist. Das fände ich sonst auch unhöflich.

Es gibt Hilfsmittel, mit denen du angeblich Kontakt zu Geistern aufnehmen kannst, wie das Ouija-Board. Habt Ihr das schon mal ausprobiert oder habt Ihr davor zu viel Respekt?
Conny: Dafür bin ich zu sehr Schisser. Mein Hausgeist soll mich in Ruhe lassen.

Patrick: Ich habe als Teenager mit meinen Cousinen auch Gläserrücken gemacht, das ist ja so ähnlich. Dabei ist allerdings nie was Denkwürdiges passiert. Wovor ich allerdings sehr viel Respekt habe, sind Rituale wie: «Stell dich vor einen Spiegel, nimm eine Kerze in die Hand und sag dreimal Bloody Mary und dann erscheint sie dir.» Auch wenn ich nicht mal zu 50 Prozent daran glaube, würde ich das nie machen. Allein schon, weil ich Angst hätte, dass sie mir wirklich erscheint und ich nicht weiß, was ich dann machen soll.

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Über welche Themen sprecht Ihr in Eurem Podcast?
Patrick: Eigentlich alles Mögliche, was wir interessant finden: Spukorte, Grusellegenden oder Klassiker wie die «Men in Black», die ja angeblich gerne nach Ufo-Sichtungen auf der Bildfläche erscheinen und Augenzeugen einbläuen «Sie haben nichts gesehen, reden Sie mit niemandem darüber.» Wir hatten aber auch schon ein zweiteiliges Interview mit einem jungen Mann, der behauptete, hellseherische Fähigkeiten zu haben.

Welche Geschichten kommen bei Euren Hörern und Hörerinnen am besten an?
Patrick: Ungelöste Vermisstenfälle, Ufos, Poltergeister und alles zu Bigfoot. Bigfoot geht immer.

Wieso Bigfoot?
Conny: Es ist nicht nur Bigfoot. Auch andere Kryptiden, also Lebewesen aus dem Volksglauben oder aus Mythen, sind super beliebt – wie beispielsweise der Mothman. Das soll eine zwei Meter große schwarze Gestalt mit riesigen Flügeln und glühend roten Augen sein, die in den USA ihr Unwesen treibt. Dazu gab es in den frühen 2000ern sogar einen Kinofilm, «The Mothman Prophecies – Tödliche Visionen».

Neben der Hauptfolge, die jeden Montag ein Thema ausführlich behandelt, veröffentlicht Ihr donnerstags das «Nachtgeflüster» mit kurzen Erlebnissen der Hörerschaft. Von welchen Erfahrungen berichtet Eure Community?
Conny: Das ist teilweise schon heftig, was wir da zugeschickt bekommen. Viele Leute erzählen von ihrer Schlafparalyse. Also, dass sie nach dem Aufwachen in einem Zustand zwischen Schlaf und Wachbewusstsein hängen geblieben sind, sich nicht bewegen können und spooky Gestalten neben ihrem Bett stehen sehen, wie den Mann mit Hut. Oder sie haben Schatten an den Wänden oder können mit Verstorbenen sprechen.

Was unterscheidet Euch von anderen Paranormal-Podcasts?
Conny: Wir holen die Leute da ab, wo sie sind. Wir würden uns nie anmaßen, zu sagen, dass es Quatsch ist, was unsere Community erlebt hat. Die Hörerinnen und Hörer erzählen uns teilweise ihre schlimmsten und intimsten Dinge. Wir bekommen Mails, in denen steht: «Ich habe noch niemandem von meinem Erlebnis erzählt, weil ich mich nicht traue. Aber bei Euch traue ich mich.» Dabei kennen uns die Fans ja gar nicht persönlich.

Patrick: Ja, wir sind zu einer Art «Save Space» für unsere Community geworden. Das ehrt uns sehr.

Habt Ihr konkrete Beispiele?
Conny: Wir haben erst kürzlich eine Folge aufgenommen, in der eine Frau berichtet, dass sie als einzige aus der Familie ihren verstorbenen Neffen sehen konnte. Sie beschrieb, wie er mit einem Feuerwehrauto spielte und herumsprang. Allerdings hatte er zu Lebzeiten eine schwere Behinderung und konnte gar nicht laufen … Bei solchen Geschichten kriege ich Gänsehaut. Aber auch Nahtoderfahrungen und Vorahnungen gehen mir nahe.

Patrick: Ein Highlight für mich war die Story eines Sicherheitsmanns, der in einem Einkaufszentrum Nachtschicht hatte und in einem Laden zwischen den Regalen eine gebeugte, grummelnde Gestalt gesehen haben will. Der Security-Mann hatte sogar den Mut, sich ihr zu nähern. Doch kurz bevor er sie erreichte, soll die Gestalt plötzlich verschwunden sein und weit außerhalb des Shops gestanden haben, als hätte sie sich dorthin gebeamt. Uff, das fand ich heftig.

Kommt es auch vor, dass sich jemand bei Euch meldet und Hilfe braucht, weil er oder sie nicht allein mit einem paranormalen Phänomen fertig wird?
Conny: Ja, selten. Diese Fälle verweisen wir an die Parapsychologische Beratungsstelle in Freiburg. Oder an eine psychologische Notfall-Hotline.

Ich habe das Interview mit Patrick (li.) und Conny über Teams geführt. Es war eine sehr kurzweilige Stunde.
Ich habe das Interview mit Patrick (li.) und Conny über Teams geführt. Es war eine sehr kurzweilige Stunde.
Quelle: Anika Schulz

Warum habt Ihr den humorvollen Ansatz «Glaubt, was Ihr wollt, aber fühlt Euch gut unterhalten» für Euren Podcast gewählt?
Patrick: Zum einen können und zum anderen wollen wir der Community überhaupt nicht vorschreiben, was sie glauben möchte und was nicht. Conny und ich unterscheiden uns da ja selbst bei manchen Themen, aber auch das macht die ganze Sache spannend. Und in unserer Kommentarspalte kann dann schön diskutiert werden, wie jeder und jede einzelne dazu steht.

Eure Themen haben Potenzial, in die schwurbelige Ecke abzudriften. Wo zieht Ihr da die Grenze?
Conny: Wovon wir definitiv die Finger lassen, sind Verschwörungstheorien wie vermeintliche Schattenregierungen, neue Weltordnungen, Chemtrails, flache Erde und so weiter. Wir bieten Querdenkern keine politische Bühne. Und wir bearbeiten auch keine Themenanfragen von Minderjährigen.

Patrick: Und falls wir doch mal so ein Thema am Rande anschneiden, weil es gerade zur Story passt, dann mit dickem Disclaimer «Aluhut-Alarm» dazu.

Wo findet Ihr seriöse Quellen für Eure Sendungen? Das stelle ich mir in Eurem Bereich schwierig vor.
Conny: Wir durchforsten Foren, Konkurrenzpodcasts oder gut gemachte YouTube-Kanäle wie «The Why Files» nach Themen. Und dann gehen wir in die tiefere Recherche, wozu ich mir auch manchmal Bücher oder Zeitschriften aus England oder den USA bestelle. Oder ich suche in Lokalzeitungen oder bei Heimatverbänden nach Berichten. Insbesondere im Alpenraum gibt es viele kleine Vereine, die Legenden und ungelöste Crime-Fälle dokumentiert haben. Manchmal frage ich auch die KI, um auf Quellen zu stoßen, auf die ich selbst nicht gekommen wäre.

Patrick: Und selbst wenn wir in einer Recherche nicht weiterkommen, dann ist das kein Drama. Ein Grusel-Podcast lebt schließlich auch von Cliffhangern.

Conny: Aber man muss schon aufpassen. Der YouTube-Kanal «Gaia» beispielsweise ist für einen rationalen Menschen wie mich entertaining-technisch eine Zehn von zehn. Da kriegst du unendlich viel Ufo- und Geister-Content. Aber du musst es als Unterhaltung sehen. Wenn du alles glaubst, was du dort siehst und abdriftest, hast du schnell ein Problem.

Anmerkung der Redaktion: Auch folgende «Sachbücher» sind mit einer Prise Vorsicht oder Humor zu genießen.

City éditions Lieux hantés : rencontre de la science et du paranormal (Französisch, Lignon Yves)
Sachbücher

City éditions Lieux hantés : rencontre de la science et du paranormal

Französisch, Lignon Yves

Geister sind unter uns (Deutsch, James Van Praagh, 2012)
Ratgeber

Geister sind unter uns

Deutsch, James Van Praagh, 2012

City éditions Lieux hantés : rencontre de la science et du paranormal (Französisch, Lignon Yves)

City éditions Lieux hantés : rencontre de la science et du paranormal

Französisch, Lignon Yves

Geister sind unter uns (Deutsch, James Van Praagh, 2012)

Geister sind unter uns

Deutsch, James Van Praagh, 2012

Wie geht Euer Umfeld damit um, dass Ihr so locker-flockig über Paranormales sprecht? Eckt Ihr damit an?
Patrick: Ich bin ja von Beruf Musiker und hatte noch nie Stress deswegen. Meine Freundin, die eigentlich sehr rational ist, hört ab und zu den Podcast. Sofern ihr die Folgen nicht zu gruselig sind. Und auch meine Mama.

Conny: Bei mir ist es ähnlich. Ich bin Erzieher und mein privates Umfeld ist es schon gewohnt, dass ich abgedrehte Hobbys habe. Nur mein Therapeut hat mich recht kritisch beäugt, als er sich mal eine Folge von dem Podcast angehört hat. Aber gut, ist ja auch sein Job.

Patrick  und Conny betreiben seit Anfang 2023 ihren gemeinsamen Podcast. Meist nehmen sie remote auf, da Patrick in Mainz wohnt und Conny in Aschaffenburg.
Patrick und Conny betreiben seit Anfang 2023 ihren gemeinsamen Podcast. Meist nehmen sie remote auf, da Patrick in Mainz wohnt und Conny in Aschaffenburg.
Quelle: Aktenzeichen Paranormal

Conny, du machst ja auch noch einen Ufo-Podcast, «AlarmstUFO». Darin besprichst du Themen wie UFO-Abstürze, Außerirdische und die ebenso sagenumwobene wie abgeschottete Area 51 in der Wüste Nevadas. Für wie glaubwürdig hältst du das alles?
Conny: Der frühere Geheimdienst-Mitarbeiter David Grusch hat im Juli 2023 vor dem US-Kongress ausgesagt, dass wir längst Teile von abgestürzten Ufos haben und dass die US-Regierung diese untersucht. Das halte ich schon für glaubwürdig. Und auch der Whistleblower Bob Lazar, der von sich sagt, im Auftrag der US-Regierung nahe der Area 51 Alien-Technologie nachgebaut zu haben, ist interessant.

Alien-Technologie nachbauen?
Conny: Beim «reverse engineering» – oder «rückwärts Entwickeln» – geht es darum, herauszufinden, wie der Antrieb von Ufos funktioniert. Wie Außerirdische es schaffen, Millionen von Kilometern durchs All zu sausen, ohne dabei unendlich lange zu brauchen. Ziel ist also, die Gravitation zu überwinden und somit die Zeit auszutricksen.

Meinst du nicht, dass sich diese Menschen nur wichtig machen wollen? Bei Bob Lazar gibt es beispielsweise einige Ungereimtheiten im Lebenslauf. Das kratzt an seiner Glaubwürdigkeit.
Conny: Grusch hat unter Eid ausgesagt. Das ist für mich Beweis genug. Bei Bob Lazar ist es in der Tat so, dass es keine Nachweise für sein Physikstudium am MIT gibt. Doch die Fernseh-Dokumentation «Bob Lazar: Area 51 & Flying Saucers», in der er ausführlich selbst zu Wort kommt, wurde von dem durchaus bekannten US-Journalisten George Knapp durchgeführt. Insofern halte ich es nicht für völligen Blödsinn, was Lazar sagt.

Eine philosophische Frage zum Schluss: Angenommen, die Menschheit schafft es, Alien-Technologie nachzubauen und kann in ferne Galaxien reisen – was bedeutet das für uns Erdlinge?
Conny: Erst einmal, dass wir Zugang zu unendlicher Energie haben. Denn wenn wir Raumschiffe bauen können, werden wir auch eine Möglichkeit gefunden haben, uns von fossilen Brennstoffen zu lösen. Anders kommst du ja kaum weiter als bis zum Mars. Und vielleicht lernen wir ja auch Außerirdische kennen, die uns beibringen, netter miteinander umzugehen und besser auf unseren Heimatplaneten aufzupassen. Das fände ich ziemlich cool.

Titelbild: Shutterstock//Jakub Krechowicz

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Als Kind wurde ich mit Mario Kart auf dem SNES sozialisiert, bevor es mich nach dem Abitur in den Journalismus verschlug. Als Teamleiterin bei Galaxus bin ich für News verantwortlich. Trekkie und Ingenieurin.


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