Kärcher, Vileda oder Leifheit? Das ist der beste Fenstersauger
Fensterputzen gehört im Haushalt definitiv zu den unliebsamen Tätigkeiten. Ist das Fenster nach dem Putzen nicht zu einhundert Prozent streifenfrei fühlt es sich so an als hätte ich gar nichts gemacht. Aber wer hat schon Lust ewig mit dem Leder drüber zu polieren?
Beim Fensterputzen kleckert das Schmutzwasser meistens auf den Boden. Dachschrägenfenster sind mir da die liebsten – vor allem, wenn direkt davor das Bett steht, das ich aus Platzgründen auch nicht mal eben verschieben kann. Seit meinem Einzug vor zwei Jahren habe ich dieses Fenster noch nie geputzt, da ich keine Lust auf die Sauerei hatte. Das soll sich mit einem Fenstersauger ändern ändern. Ich probiere drei verschiedene Modelle von Kärcher, Leifheit und Vileda aus, die neben nicht Kleckern auch für streifenfreien Glanz sorgen sollen.
Bewegliche Köpfe und tiefe Fugen
Alle Geräte können genau eine Sache: Saugen. Das heißt, ich muss meine Fenster zuerst mit einem Lappen und Reinigungsmittel selbst putzen und Schmutz wegrubbeln. Dann ziehe ich die Oberflächen mit einem Sauger ab, um sie zu trocknen und im besten Fall ohne Wasserflecken zurückzulassen.
Die drei Sauger sehen sich auf den ersten Blick sehr ähnlich. Alle sind aus Kunststoff gefertigt, kommen aber in unterschiedlichen, für die Marken typischen Farben: Vileda setzt bei seinem Windowmatic Power auf Dunkelgrau und Rot, Kärcher beim WV6 auf Schwarz und Gelb und Leifheit bei seinem Dry & Clean auf Weiß und Türkis.
Die Knöpfe zum Einschalten der Geräte befinden sich jeweils am Griff und sind somit mit dem Daumen leicht zu erreichen. Das Modell von Kärcher zeigt auf einem Display darüber die restliche Akkulaufzeit in Minuten an, sobald er eingeschaltet wurde. Der Vileda Windowmatic Power verfügt über eine zweite Taste, um den Powermodus mit mehr Saugkraft zu aktivieren.
Der Windowmatic Power auch ist der einzige Fenstersauger mit schwenkbaren Kopf im Test. Dadurch ist die Positionierung an der Scheibe angenehmer, da sich der Winkel auch bei schwer erreichbaren Stellen gleich halten lässt. Kärcher hat zumindest eine bewegliche Einfassung für die Lippe eingebaut, die flexibel wegklappt, wenn es eng wird. Beim Leifheit-Modell gibt es nichts dergleichen, Kopf und Aufsatz sind fest.
Beim Thema Verarbeitung war ich doch etwas überrascht. Es sind drei große Marken, aber die Geräte haben alle recht breite Fugen zwischen den einzelnen Kunststoffteilen. Am besten schneidet hier das Kärcher-Modell ab, da die Schlitze nicht wirklich tief sind und sich gut mit einfachem Darüberwischen reinigen lassen. Beim Vileda-Gerät musste ich dagegen mit einem Zahnstocher und Küchentuch ran. Der Leifheit Dry & Clean lässt sich sogar bereits nach dem Entleeren des Tanks nur schwer wieder passgenau zusammensetzen. Das Ergebnis sind deutliche Lücken.
Akkulaufzeit und Gewicht
Alle drei Geräte haben einen eingebauten Akku. Im direkten Vergleich liegt Kärcher mit 100 Minuten Akkulaufzeit mit deutlichem Abstand vorne, bietet aber weniger Saugkraft. Der Sauger von Vileda kommt auf knapp 40 Minuten (bei Nichtnutzung des Powermodus) und das Leifheit-Gerät gibt 38 Minuten Akkulaufzeit an. In der Praxis habe ich bei Viledas Windowmatic so gut wie immer den Powermodus aktiviert. Die Akkulaufzeit sinkt dann deutlich und nach etwa 20 Minuten beginnt die Akku-LED zu blinken.
Der Wassertank sieht bei allen drei erstmal sehr groß aus, doch genutzt werden kann jeweils nur ein Bruchteil. Beim Leifheit-Gerät und bei Vileda sind das 100 Milliliter und bei Kärchers WV6 knapp 150 Milliliter. Das klingt nicht nach viel Fassungsvermögen, ist beim Fensterputzen aber in den meisten Fällen ausreichend. Das Gewicht spielt bei der Handhabung eine größere Rolle. Schließlich muss ich das Gerät eine ganze Weile im gleichen 45-Grad-Winkel halten und über die Fenster, Türen und Oberflächen gleiten lassen. Das gelbe Kärcher-Modell bringt mit 800 Gramm das höchste Gewicht auf die Waage, dicht danach folgt mit 739 Gramm der Leifheit-Sauger. Am leichtesten ist das Modell von Vileda mit lediglich 640 Gramm. Hier kommt es sehr auf dein persönliches Empfinden an, welches Modell am besten in der Hand liegt. Ich habe beim Testen das leichte Gewicht von Viledas Windowmatic Power sehr zu schätzen gelernt.
Saugen für streifenfreie Fenster
Der Kärcher-Sauger hat im Vergleich die schwächste Saugkraft, ist dadurch aber auch der leiseste (etwa 59 dB(A), gemessen auf einen Meter Entfernung). Das Gerät von Leifheit aktiviert seine starke Saugkraft erst, wenn er gegen eine Oberfläche gedrückt wird. Das wirkt sich phasenweise positiv auf die Lautstärke aus. Im normalen Modus liegt der Pegel etwa bei 60 dB(A), beim Auflegen an einer Oberfläche dann bei 63 dB(A). Der Vileda Windowmatic Power bekam seinen Namen durch eine zusätzliche Taste für eine stärkere Saugkraft. Im normalen Saugmodus sind es hier ebenfalls etwa 60 dB(A), im Powermodus kommt er auf 62 dB(A). Zum Vergleich: 50-60 dB(A) entsprechen etwa der Lautstärke von normalen Gesprächen, 65-70 dB(A) entsprechen dem Straßenlärm von einem vorbeifahrenden Auto.
Beim Testen habe ich die Oberflächen erst mit Reiniger eingesprüht und dann mit einem Lappen gewischt. So kamen die Sauger an einem normalen Fenster, an einem Dachschrägenfenster, einer Duschkabine, einem Spiegelschrank, an Wandfliesen und an einer Glastür zum Einsatz. Keines der Geräte bewältigt unebene Flächen oder kann andere Flüssigkeiten als Wasser aufsaugen. Bei den getesteten Oberflächen erzielte jedes Gerät gute Ergebnisse, denn sie waren nach dem Absaugen alle größtenteils trocken. Ein paar Unterschiede sind mir dennoch aufgefallen.
Der Kärcher-Sauger WV6 sorgt in der Mitte für gute Ergebnisse, doch links und rechts hinterlässt er oft einen etwa ein Zentimeter breiten Rand. Hast du beim ersten Abziehen nicht alles erwischt und setzt den Sauger erneut auf der teilweise trockenen Fläche an, gibt die Gummilippe beim Gleiten ein sehr lautes, anstrengendes Quietschgeräusch von sich. Bei meinem Spiegelschrank war die bewegliche Lippeneinfassung für das untere Ende sehr hilfreich. Ich musste das Gerät bis zum Boden nicht absetzen. Auch Überkopf funktioniert der Kärcher gut. Der Wassertank kann ich durch leichten Druck auf selbigen abnehmen. Ein Einsatz verhindert, dass ich mit dem Schmutzwasser in Kontakt komme. Doch durch die gewölbte Form des Tanks und die recht schmale Öffnung ist die Reinigung nicht ganz so simpel. Zudem lässt er sich nicht zu hundert Prozent leeren und durch seine Form lässt er sich nicht so einfach zum Trocknen auf den Kopf stellen.
Beim Windowmatic Power von Vileda erziele ich deutlich bessere Ergebnisse, wenn ich die Powerstufe aktiviere. Beim Saugen der Fenster blieben dann auch links und rechts keine oder nur sehr schmale Ränder zurück. Doch leider sorgt schon eine kleine Abweichung des optimalen Winkels zur Oberfläche dafür, dass die Gummilippe nicht perfekt aufliegt und in der Mitte nasse Stellen zurückbleiben. An die perfekte Haltung konnte ich mich jedoch gewöhnen. Ein erneutes Drübergehen ist geräuschlos und die Oberfläche bleibt streifenfrei. Der Wassertank ist mit einem Klick schnell abgenommen. Er besteht aus zwei Hälften und einem Einsatz. Die Reinigung ist einfach, da durch das Trennen in drei Elemente die einzelnen Teile nicht besonders groß oder tief sind. Positiv ist mir außerdem der Schwenkkopf aufgefallen und auch das Überkopfsaugen funktioniert optimal. Beim seitlichen Saugen (90 Grad gedreht) gab es allerdings mehrfach Probleme und das Gerät hat mich durch die Abluftschlitze an der Seite mit Wasser bespritzt. Der Tank war fast leer. Daran sollte es nicht gelegen haben.
Sehr gute Ergebnisse an Fenstern und Glastüren sowie in der Duschkabine lieferte der Leifheit Dry & Clean. Das Gerät saugte in jeder Haltung, egal ob senkrecht, seitlich, überkopf oder gerade, zuverlässig und zurückbleibende Ränder hielten sich in Grenzen. Doch an Spiegeln blieben einige deutliche Streifen zurück. Und auch in der Handhabung gibt es hier beim Leeren des Wassertanks im Vergleich mit den anderen Geräten deutliche Abstriche. Zwar befindet sich an der Seite ein Gummiverschluss, um das Wasser über ein kleines Loch herauszulassen, doch das Auseinandernehmen des Geräts, um den Tank richtig zu spülen, ist weder intuitiv noch schnell. Zuerst muss der Aufsatz entfernt und dann über eine schwergängige Taste der Wassertank vom Rest getrennt werden. Nun sitzt unten der Verschluss mit einer Gummidichtung, den ich durch Ziehen an einer Lasche entferne. Dabei gibt es unweigerlich einen Ruck, sodass ich Spritzen und Kleckern nicht immer vermeiden konnte.
Am Fenster ok, im Badezimmer eine große Hilfe
Neben der Zeiteinsparung und dem Verhindern des Tropfens von Schmutzwasser beim Fensterputzen habe ich den Vorteil der Geräte in der Duschkabine für mich entdeckt. Da ich sehr kalkhaltiges Wasser habe, bleiben immer hartnäckige Wasserflecken zurück, wenn ich nach dem Duschen nicht sofort trockne. Aber zum Nachwischen mit einem Handtuch habe ich nie Lust, wenn ich aus der Dusche komme. Hier sind die Sauger eine riesige Hilfe und meine Glaswände der Kabine bleiben länger fleckenfrei.
Meine große Frage lautete aber: Werde ich jetzt öfter Fenster putzen? Ich denke die Fenstersauger nehmen genug Arbeit ab, um sich dieser Aufgabe tatsächlich öfter zu widmen. Sie beschleunigen den Prozess auf jeden Fall deutlich.
Insgesamt hat mir das Gerät von Vileda am besten gefallen. Das geringe Gewicht, der einfach zu entnehmende und zu reinigende Wassertank, der Schwenkkopf, der Powermodus und vor allem dass an den Rändern der Fenster kein oder nur ein sehr schmaler, feuchter Rand zurückbleibt, hat mich überzeugt. Dass die richtige Haltung ein bisschen Übung erfordert, damit die Gummilippe auch in der Mitte immer aufliegt, kann ich dabei verschmerzen. Zur Not sauge ich einfach nochmal drüber.
Wer einen Sauger für größere Höhen braucht, greift aber lieber zum Kärcher- oder Leifheit-Modell, da diese Hersteller Teleskopstangen zur Verlängerung anbieten.
Meistens lebe ich irgendwo zwischen Bits und Bytes, probiere alternative Android-Betriebssysteme aus und versuche mein Leben mit Hilfe von Open Source Tech smarter zu machen - immer mit dem Fokus auf Datenschutz und Privacy. Wenn ich gerade mal keine coolen Gadgets teste, entwickle ich Videospiele, schreibe Geschichten und spiele Knopfakkordeon.