«La Famiglia»: Deutsches Mafia-Brettspiel sorgt für Empörung in Italien
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«La Famiglia»: Deutsches Mafia-Brettspiel sorgt für Empörung in Italien

Die Kombination von Mafia und Brettspiel steht in der Kritik. Das Spiel «La Famiglia» wird als geschmacklos und unsensibel empfunden. Doch das Entwicklerteam verteidigt es «als kritische Auseinandersetzung».

Das deutsche Brettspiel «La Famiglia», das Konflikte zwischen Mafia-Clans in den 1980er-Jahren thematisiert, sorgt in Italien für Empörung. Die zentrale Frage lautet: Ist es angemessen, ein sensibles Thema wie die Mafia in ein Spiel zu packen?

Kritik der Antimafia-Stiftung

Die Fondazione Falcone, die nach dem 1992 von der Mafia ermordeten Staatsanwalt Giovanni Falcone benannt ist, äusserte sich der Zeitung «Corriere della Sera» deutlich. «Die Mafia ist keine Folklore, kein Spiel. Sie ist eine zerstörerische, brutale Realität, die viele Opfer gefordert hat», sagte Maria Falcone, die Vorsitzende der Stiftung und Schwester des ermordeten Staatsanwalts.

Falcone warnte davor, dass die Verharmlosung der Mafia in einem Brettspiel die Arbeit der italienischen Justiz und Antimafia-Bewegungen untergraben könnte: «Ein Spiel dieser Art gefährdet die Arbeit all jener, die für die Rechtstaatlichkeit und gegen die kriminelle Unterdrückung durch die Mafia kämpfen.»

Stimmen aus der Politik

Auch Roberto Lagalla, der Bürgermeister von Palermo, kritisierte «La Famiglia». «Dieses Spiel trivialisiert den Schmerz und das Leid vieler Menschen. Es ist nicht akzeptabel, dass die Mafia zum Thema eines Spiels gemacht wird», sagte Lagalla laut einem Bericht des Spiegel.

Die Empörung wird von einer generellen Ablehnung begleitet, die Mafia in einem spielerischen Kontext darzustellen. Gerade in Italien, wo die organisierte Kriminalität noch immer eine reale Bedrohung darstellt, wird eine solche Darstellung als unsensibel wahrgenommen.

Reaktion des Entwicklerteams

Das Entwicklerteam von «La Famiglia» verteidigt sein Werk: Es gehe ihnen nicht darum, die Mafia zu glorifizieren, sondern die historischen Mechanismen und Strategien der kriminellen Organisationen darzustellen. Das Brettspiel wurde als anspruchsvolles Strategiespiel konzipiert, bei dem Spielende in die Rolle rivalisierender Mafia-Clans schlüpfen. Ziel des Spiels ist es, durch strategische Kämpfe, Kontrolle von Gebieten und geschicktes Ressourcenmanagement die Vorherrschaft auf Sizilien zu erlangen.

Die Spielmechanik setzt auf taktische Entscheidungen, die langfristige Planung erfordern, sowie auf asymmetrische Rollen, wodurch sich jeder Clan unterschiedlich spielt. Die Entwicklerinnen und Entwickler betonen laut dem Bericht vom Spiegel, dass das Spiel die dunkle Seiten der Mafia beleuchtet und sich kritisch mit dem Thema auseinandersetze.

In «La Famiglia» bringst du Kämpfer ins Spiel, vergrösserst deinen Einfluss und gibst geheime Befehle, um die Region zu dominieren.
In «La Famiglia» bringst du Kämpfer ins Spiel, vergrösserst deinen Einfluss und gibst geheime Befehle, um die Region zu dominieren.
Quelle: Feuerland

Diskussion um kulturelle Sensibilität

Die Diskussion um «La Famiglia» zeigt, wie heikel historische und gesellschaftliche Themen in Spielen sein können. Solche Debatten sind nicht neu: «Secret Hitler», ein Spiel über den Aufstieg autoritärer Regime, und «Puerto Rico», das für seine Darstellung der kolonialen Plantagenwirtschaft kritisiert wird, haben ähnliche Kontroversen ausgelöst.

Diese Beispiele zeigen, dass Spiele – ob Brettspiele, Computerspiele oder Handy-Games – oft an die Grenze zwischen künstlerischer Freiheit und Verantwortung stossen. Manche sehen sie als Chance, schwierige Themen aufzuarbeiten, während andere befürchten, dass sie Leid verharmlosen könnten.

Die Grundsatzfrage bleibt: Wie können schwierige historische Themen in Spielen umgesetzt werden, ohne Opfer zu verharmlosen oder die künstlerische Freiheit unnötig einzuschränken? Und warum sorgen manche Medien wie Brettspiele für grössere Empörung als vergleichbare Filme, Serien oder Games? Klar ist, dass solche Debatten notwendig sind – sie könnten helfen, den Umgang mit sensiblen Themen in der Spielewelt bewusster und verantwortungsvoller zu gestalten.

Titelbild: Feuerland

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Bezahlt werde ich dafür, von früh bis spät mit Spielwaren Humbug zu betreiben.


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