Lattafa statt Versace: Arabische Duftwelle rollt über Europa
Dank tiefen Preisen und einem Hype in den sozialen Medien reiten Parfüms mit orientalischen Noten auf der Erfolgswelle. Die intensiven Düfte verdrängen bei Galaxus die etablierten Marken im Rekordtempo.
Im Bus, im Büro und selbst beim Vorbeigehen auf der Strasse sind sie nicht zu überschnüffeln: Arabische Parfüms. Im Vergleich zu traditionellen europäischen Düften sind sie besonders süss, intensiv und langanhaltend. Häufige Noten sind Gewürze wie Zimt oder Vanille sowie Myrrhe und Weihrauch. Dazu kommen blumige Facetten, exotische Früchte und Edelhölzer wie Sandel- oder Adlerholz (Oud).
Die arabischen Düfte haben den Parfümmarkt in Europa in weniger als zwei Jahren komplett auf den Kopf gestellt: Beim Onlinehändler Galaxus machen sie inzwischen fast 20 Prozent aller Parfüm-Verkäufe aus. Das Flaggschiff der Bewegung heisst Lattafa Perfumes: 15 von 100 aller in diesem Jahr bei Galaxus verkauften Flakons stammen von der Marke aus Dubai. Das entspricht mehreren zehntausend Stück.
«So einen gewaltigen Trend hat es in der Parfüm-Industrie schon lange nicht mehr gegeben», sagt Linh Hwa, die bei Galaxus unter anderem fürs Parfüm-Sortiment verantwortlich ist. Noch vor zwei Jahren lag der Marktanteil von Lattafa bei Galaxus bei unter einem Prozent.
Das Nachsehen haben die angestammten Marken aus Europa: Mit Anteilen von drei oder weniger Prozent an allen Verkäufen wurden Giorgio Armani, Versace oder Paco Rabanne innert kurzer Zeit von ihrer Leader-Position verdrängt. «Die grossen Brands haben bei uns leicht Marktanteile verloren, aber es sind vor allem mittelgrosse Parfümmarken, die unter der neuen Konkurrenz leiden», sagt Linh.
Nebst Lattafa Perfumes reiten besonders die beiden Marken Maison Alhambra und Tiziana Terenzi auf der arabischen Duftkarawane. Sie kommen bei Galaxus zurzeit auf einen Marktanteil von je gut einem Prozent. Aber auch kleinere Marken wie Afnan oder Rasasi haben es mit ihren Parfüms unter die Bestseller von Galaxus geschafft.
«Ein wichtiger Grund für den Boom der arabischen Düfte ist deren Hype in den sozialen Medien», sagt Linh: «Auf TikTok und Instagram sind die Parfüms letzten Herbst viral gegangen.» Nach der Musik mit arabischem Einfluss und der aus dem Arabischen geborgten Jugendsprache sind nun also auch die orientalischen Parfüms in Zentraleuropa heimisch geworden.
Ein zweiter Grund sind die verhältnismässig tiefen Preise: Im Vergleich zu Versace oder Armani kosten 100-Milliliter-Fläschchen von Lattafa oder Maison Alhambra etwa die Hälfte. Für einen Ausreisser sorgt Tiziana Terenzi; die Marke positioniert sich im hochpreisigen Segment.
Die Jungen schwören auf Oud und Weihrauch
Mit ihren günstigen Düften und der Vermarktung über soziale Medien sprechen die arabischen Parfüms in unseren Breitengraden vor allem junge Menschen an: 36 Prozent der Käuferinnen und Käufer bei Galaxus sind jünger als 25 Jahre. Weitere 31 Prozent sind zwischen 25 und 34 Jahre alt. Zusammen machen die beiden Altersgruppen also mehr als zwei Drittel der Käuferschaft von arabischen Parfüms aus. Bei den Parfüms insgesamt sind es bloss 41 Prozent.
Bleibt die Frage: Sind die arabischen Düfte gekommen, um zu bleiben? Linh glaubt daran: «Ich denke, wir stehen erst am Anfang dieses Booms.» Es ist also an der Zeit, dass wir unsere Nasen an die intensiven Parfüms gewöhnen.
Wie findest du arabische Parfüms? Kannst du nicht genug davon bekommen? Oder lösen sie in dir eher einen Fluchtinstinkt aus? Welche Düfte empfiehlst du? Die Kommentarspalte gehört dir!
Ich bin bei Galaxus und Digitec zuständig für den Austausch mit Journalistinnen und Bloggern. Gute Geschichten sind meine Leidenschaft, deshalb bin ich immer auf dem neusten Stand.