Neue Forschung: Mit Handy-Vibration die Milchfrische herausfinden
Sauer oder nicht sauer, das ist hier die Frage. Ein neu entwickelter Sensor kann sie offenbar beantworten, ohne dass die Milchpackung geöffnet werden muss. Dafür reicht auch ein ganz normales Smartphone aus.
Ein Forschungsteam an der University of New South Wales in Australien hat eine Methode entwickelt, mit der sich herausfinden lässt, ob Milch noch genießbar ist. Und zwar, ohne die Milchtüte zu öffnen und an der Milch zu riechen. Die Forscherinnen und Forscher nutzen dazu den Smartphone-Vibrationsmotor und nennen ihre Methode entsprechend «VibMilk».
Du könntest dich nun fragen, wozu das gut sein soll. Du könntest die Milch ja einfach bis zum Ablaufen des Mindesthaltbarkeitsdatums verwenden und/oder daran riechen. Doch laut der Universitätspressemeldung werden etwa 20 Prozent aller Milchprodukte weltweit entsorgt, obwohl sie noch genießbar sind.
Grund dafür ist das abgelaufene Mindesthaltbarkeitsdatum. Dieses Datum ist jedoch eher eine grobe Richtlinie. Wichtiger ist, ob das Produkt korrekt gelagert wird. Dann kann sich frische Milch länger halten als angegeben – und umgekehrt kann sie auch schon vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum verderben, wenn die Lagerung nicht korrekt ist.
Milch oder Molke? Die Konsistenz zeigt’s
In der Milch befinden sich Bakterien, die sich mit der Zeit vermehren. Das ist natürlich und auch nicht unbedingt gesundheitsschädlich. Die Bakterien verwandeln die Milch jedoch nach einer gewissen Zeit in eine Mischung aus Quark, Molke und Wasser. Das verändert ihre Viskosität und den pH-Wert. Verdorbene Milch stinkt und kann zu Magenbeschwerden führen, wenn du sie trinkst.
Zwar findest du in der Regel durch das Öffnen der Packung heraus, ob die enthaltene Milch noch gut ist. Doch ist die Verpackung erstmal offen, ist die Milch auch weiteren Bakterien ausgesetzt, was den Verfall beschleunigt. Was im Privathaushalt normalerweise kein Problem ist, kann bei größeren Lagerbeständen zum Wegkippen einwandfreier Milch oder unter Umständen zur Abgabe von verdorbener Milch führen.
Milch testen, ohne die Verpackung zu öffnen
Mit VibMilk reiche es aus, das Handy an den Milchkarton zu legen und es vibrieren zu lassen. Die Vibrationen werden auf die Packung und die enthaltene Milch übertragen. Mit dem IMU-Sensor des Smartphones kann VibMilk anhand der Vibrationen die Dichte und Konsistenz der Milch errechnen. Die meisten Smartphones haben einen solchen Sensor, der verschiedene Werte analysiert und daraus Lage und Orientierung des Geräts bestimmt.
VibMilk gibt das Ergebnis als einen von 23 möglichen pH-Werten an. Daran ist erkennbar, ob die Milch noch genießbar oder bereits verdorben ist. Testreihen mit vier handelsüblichen Smartphones haben eine Genauigkeit von 98,35 Prozent beim Ermitteln des korrekten pH-Wertes ergeben. Offenbar sind die Ergebnisse beim Erkennen von frischer Milch noch besser: Die Trefferquote lag bei 100 Prozent. Die Studie wurde im Internet of Things Journal veröffentlicht.
Für wen ist VibMilk gedacht?
Aktuell kannst du die Anwendung noch nicht herunterladen und die Pressemeldung lässt offen, ob das möglich sein wird. Die Forscherinnen und Forscher zielen auch eher auf die Zusammenarbeit mit Herstellern und Wohltätigkeitsorganisationen ab.
Doch auch bis dahin ist noch Arbeit zu erledigen. Laut der Pressemeldung untersucht das Team den Effekt verschiedener Verpackungsmaterialien auf die Vibrationen. Da jeder Hersteller seine eigenen Verpackungsmethoden nutzt, möchte das Forschungsteam mit weiteren Herstellern zusammenarbeiten.
Außerdem wird an Möglichkeiten geforscht, wie sich die Methode schnell und automatisiert auf große Mengen von Milchpackungen anwenden lässt.
Fühlt sich vor dem Gaming-PC genauso zu Hause wie in der Hängematte im Garten. Mag unter anderem das römische Kaiserreich, Containerschiffe und Science-Fiction-Bücher. Spürt vor allem News aus dem IT-Bereich und Smart Things auf.