Papier-Strohhalm nervt: Capri-Sun kehrt zurück zum Plastikröhrli
Das Papierröhrli soll wieder weg vom Capri-Sun-Beutel, zumindest in der Schweiz. Es verärgere die Kunden, sagt der Chef des Kult-Fruchtsafts. Nachhaltiger soll stattdessen der Beutel werden.
Beutel, Fruchtsaft, viel Zucker und natürlich: das Röhrli. Das alles gehört seit Jahrzehnten fix zur Capri-Sonne. Und doch muss auch ein Kultgetränk mit der Zeit gehen. Seit sieben Jahren heisst der Kinderfruchtsaft aus Deutschland Capri-Sun. Und angepasst wurde auch der Strohhalm. Statt des Plastikröhrlis, das seit 2021 in der EU verboten ist, klebt heute ein Papierröhrli am Beutel.
Doch Abfallgedanke hin oder her – sie nerven die Kundschaft. Die Papierröhrli werden schnell weich und übertragen den Papiergeschmack aufs Getränk. «Das ärgert viele Kunden», sagt Roland Weenig gegenüber der Sonntagszeitung, die den Capri-Sun-Chef am Hauptsitz im schweizerischen Baar ZG besucht hat.
Er klammert sich deshalb auch nicht an den umweltbewussten Strohhalm: Die Papierröhrli sollen wieder weg. «Wir arbeiten darauf hin, zumindest in der Schweiz, wo im Gegensatz zur EU das Verbot nicht gilt, wieder ein rezyklierbares Plastikröhrchen zu verwenden.» Und es damit gleich zu machen wie die Konkurrenz im Supermarktregal: Migros und Coop verkaufen günstigere Capri-Sun-Alternativen der Eigenmarken – mit Röhrchen aus Plastik.
Beutel für den Plastikmüll statt den Hauskehricht
Auch in den Nachbarländern will Capri-Sun zurück zum Plastik-Original. Dafür will Weenig eine Ausnahme der EU-Kommission erwirken. Er ist überzeugt: «Das Plastikröhrli-Verbot ist zwar gut gemeint, doch in unserem Fall macht es überhaupt keinen Sinn.»
Beim Thema Nachhaltigkeit setzt er woanders an: beim Alubeutel. Dieser soll künftig rezyklierbar werden. Bereits seit Anfang des Jahres hat Capri-Sun in der Schweiz und weiteren europäischen Ländern einen 330-Milliliter-Trinkbeutel eingeführt, der ausschliesslich aus der Plastiksorte Polypropylen (PP) besteht. Auch die klassische Beutelgrösse, 200 Milliliter, soll bald von Alu auf recyclebares Monomaterial umgestellt werden. Allerdings: Landet dann die Verpackung bei den Kundinnen und Kunden weiterhin im Hauskehricht statt neu im separaten Plastikmüll, bleibt auch diese Nachhaltigkeitsbemühung nur gut gemeint.
Wo immer möglich, bleibt der Zuckergehalt hoch
Dauerbrenner bleibt bei Capri-Sun das Zuckerthema. Seit Jahren wird der Fruchtsafthersteller wegen seines hohen Zuckergehalts öffentlich kritisiert – gerade auch, weil sich das Produkt explizit an Kinder richtet. Hier hat sich Capri-Sun dem Druck gebeugt: einerseits mit einer Zero-Variante.
Andererseits wurden die 12 Gramm Zucker je nach Land und Gesetz auf zwischen 8,1 und 4,4 Gramm reduziert. In der Schweiz bleibt der Maximalgehalt von 8,1 Gramm pro 100 Milliliter, hier gibt es bis jetzt noch keine Vorgaben.
Es sei schade, dass Capri-Sun deswegen verteufelt werde, so Weenig. «Warum sollen nur Getränke fast ohne Zucker auskommen, aber nicht auch Schokolade oder Glace?» Genau hier liegt aber der Hund begraben: Süssgetränke gelten als besonders ungesund, weil mit ihnen unbewusst und innerhalb kürzester Zeit viel Zucker eingenommen wird.
Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.