Meinung

Patricks Parfüms: Salbei und Meersalz oder warum es im Krafttraining nicht zwingend nach Ziegenbock riechen muss

Ein Parfüm ist ein Kunstwerk, Parfümeure sind Künstler und ich bin ein Sammler ihrer Kreationen. Ein Duft von Jo Malone begleitet mich neuerdings beim Sport, denn ich habe die Nase voll.

Stinken oder nicht. Das ist eine dieser grundsätzlichen Fragen des Lebens. So wie Migros oder Coop, Stones oder Beatles. Ich habe mich für die Migros und die Beatles entschieden. Und fürs Nichtstinken. Wobei ich durchaus auch Sympathien für Coop und die Stones hege. Einzig mit dem Müffeln tue ich mich schwer. Mit meinem eigenen, aber vor allem mit dem der anderen.

In den letzten Wochen war's wieder besonders übel. Im Gym rechts hinten bei den Langhanteln roch es nach einer Herde Ziegenböcke. Keine Ahnung, wer dafür verantwortlich war, aber ich hatte die Nase voll. Und suchte mir deshalb einen Duft fürs Training. Gelandet bin ich bei «Wood Sage & Sea Salt» von Jo Malone.

Ich stinke, also bin ich?

Schwitzen und stinken – es ist ein Männerthema. Ja, ich hab's geschrieben: ein Männerthema. Denn Frauen miefen nicht. Auf jeden Fall ist mir in meinem Gym noch keine Dame über den Weg gelaufen, die unangenehm roch. Warum das so ist? Gute Frage. Vielleicht trainieren sie nicht immer gleich hart wie wir Männer? Vielleicht benutzen sie aber auch einfach Deo und Co. Ich vermute, es ist das Zweite.

Und wir Männer? Wir zelebrieren schlechte Ausdünstungen geradezu. Nicht «Cogito ergo sum» sondern frei nach René Descartes «Stinko ergo sum». Ich stinke, also bin ich.

Wenn's beim Training mal wieder anstrengend wird: schwitzen ja, stinken nein danke. Bild: Alessandro Thüler
Wenn's beim Training mal wieder anstrengend wird: schwitzen ja, stinken nein danke. Bild: Alessandro Thüler

Riecht wie frisch gewaschene Wäsche

Die Nase hinter «Wood Sage & Sea Salt» heisst Christine Nagel. Seit 2016 arbeitet die 62-jährige Schweizerin als Chefparfümeurin bei Hermès. Davor schuf sie unter anderem diverse Düfte für Jo Malone. Das Londoner Traditionshaus gehört, wie so viele, zur Estée Lauder Company und bewirbt den Unisex-Duft mit blumigen Worten:

Entfliehen Sie dem Alltag an eine vom Wind gepeitschte Küste. Weiss aufschäumende Wellen, eine salzige Meeresbrise und Gischt. Lebendig, durch den mineralischen Duft rauer Felsen, umspielt von holzigen Erdnoten des Salbeis. Lebhaft, kühn und gänzlich unbeschwert.

Für mich riecht das Eau de Cologne schlicht und einfach nach frisch gewaschener Wäsche: unaufdringlich und «sauber». Ambrettesamen, Meersalz und Salbei – die perfekte Kombination fürs Training im Fitnesscenter. Ausserdem dusche ich VOR dem Workout. So verbreite ich keine üblen Gerüche und wenn der Kollege an der Langhantel nebenan wieder einen auf Ziegenbock macht, schnüffel ich an mir selbst.

Smell you later. Bild: Kieser Training
Smell you later. Bild: Kieser Training

Mein Name ist Patrick. Bardelli, nicht Süskind. Wie der Autor des Buches «Das Parfüm». Trotzdem bin ich auch ein Parfüm-Fan und schreibe hier regelmässig über gute und schlechte Düfte. Meine textlichen Ausdünstungen sicherst du dir, wenn du mir als Autor folgst. Immer der Nase nach.

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