«Raya and the Last Dragon»: «Ocean’s 11» meets «Moana»
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«Raya and the Last Dragon»: «Ocean’s 11» meets «Moana»

Luca Fontana
27.1.2021

Jetzt aber. Monatelang kaum neue Trailer der grossen Studios. Dann gleich zwei innert Tagen. Dieses Mal: Disneys «Raya and the Last Dragon».

«The world is broken. We can’t trust anyone.» – «Maybe the world is broken because we don’t trust anyone.»

Ein Zitat aus dem Trailer. Er beschreibt das fiktive Land Kumandras, das seit Jahrhunderten im Krieg ist. Das Zitat könnte aber genauso gut unsere Welt beschreiben. Unsere Normalität, in der wir täglich gesagt bekommen, in anderen zuerst die Gefahr, dann den Menschen zu sehen, in der jedes Wort auf die Goldschale gelegt wird und in der viele vorschnell mit Urteilen bei der Hand sind.

The world is broken.

Vielleicht ist das der Grund, warum mir dieses Zitat so nahe geht. Die Welt ist nicht kaputt. Nur ein wenig angeschlagen. Um das zu erkennen, brauchen wir uns. Einander. Das setzt etwas voraus, das uns zu lange gelehrt wurde, nicht mehr aufzubringen: Vertrauen. Mich zerreist sowas. Innerlich. Darum stelle ich mich dagegen. Und der Film hoffentlich auch.

So, genug der sentimentalen Worte. Hast du dir den neuen Trailer zu Disneys «Raya and the Last Dragon» angeschaut? Wunderbar. Reden wir darüber.

Worum geht’s?

Das Land heisst Kumandra. Lange Zeit lebten Menschen und Drachen in völliger Harmonie darin. Aber als die Druun, fiese Monster, das Land bedrohten, opferten sich die Drachen, um die Menschheit zu retten.

500 Jahre später: Die Menschen in Kumandra führen seit Jahrzehnten Krieg. Ausgerechnet jetzt kehren die bösen Druun zurück, um zu vollenden, was sie begonnen haben. Um sie aufzuhalten, muss Raya, eine Kriegerprinzessin, den letzten verbliebenen Drachen aufspüren.

Was sagt der Trailer über den Film?

Nichts, vermutlich. Ausser, wir kriegen tatsächlich ein «Ocean’s 11»-trifft-auf-«Moana»-Verschnitt: Raya, zwar keine Polynesierin, aber dennoch exotischanmutend – eher gar fernöstlich – , ist offenbar die Anführerin einer ungleichen Truppe, die sie zuerst noch zusammentrommeln muss. Und ja, da sind zwar viel hippe Musik und flotte Sprüche und so. Manche davon richtig gut:

«You and your dragon are coming with us», droht eine Kriegerin, die Raya auf der Spur ist.

«Hmm… my sword here says we’re not», die freche Antwort Rayas.

Haha. Okay, der war nicht schlecht.

Aber abgesehen davon werde ich das Gefühl nicht los, dass der Trailer den Film hipper machen will, als er eigentlich ist. Marketing halt. Irgendwer in einem Meetingraum denkt wohl, dass das gesucht Hippige die heutige Jugend cool fände. Erwarten tue ich trotzdem was, das sich deutlich näher an Disneys primär familienfreundlichem Stil halten wird.

Ganz so familienfreundlich wie etwa «Frozen» wird’s dann wohl kaum, trotz Produzent Peter Del Vecho, der schon beim Eisköniginnen-Spektakel massgeblich beteiligt war. Dafür sprechen die beiden Regisseure. Don Hall etwa, bekannt durch seinen anderen Disney-Film «Big Hero 6» – meiner Meinung nach total unterschätzt. Oder aber Carlos López Estrada, der durch Action/Comedy-Dramas wie «Blindspotting» und «Legion» bereits ausserhalb des Mainstreams auf sich aufmerksam gemacht hat.

Ich bin gespannt, wie sich ihre Stile auf einen Disney-Film auswirken werden.

Noch was: Die Musik wird von Altmeister James Newton Howard beigesteuert. Genialer Komponist. Bekannt für Filme wie Nolans «Batman»-Trilogie – in Zusammenarbeit mit Hans Zimmer –, die «The Hunger Games»-Filme, «The Village» oder «Blood Diamond». Für ihn ist’s nach «Dinosaur», «Atlantis: The Lost Empire» und «Treasure Planet» bereits die vierte Zusammenarbeit mit Disney.

Damit ist klar: «Raya and the Last Dragon» wird kein Musical.

Wann und wo ist «Raya» zu sehen?

«Raya and the Last Dragon» wird ab dem 5. März 2021 im Kino zu sehen sein. Zumindest dort, wo Kinosäle geöffnet sind. Zeitgleich wird der Film auch auf Disney+ starten. Abonnenten müssen aber zusätzlich 29.90 Dollar berappen, um sich den Film anschauen zu können.

Disney nennt das «Premier Access». Also vorzeitiger Zugang: In etwa drei Monaten wird der Film dann für alle Abonnenten gratis sein. Wie bei der normalen Heimkino-Auswertung, die üblicherweise 90 Tage nach Kinorelease folgt.

Damit tritt ein, was Kinobetreiber schon lange befürchtet haben: Date-and-Day-Release als neues Geschäftsmodell. Sprich: Der Film kommt zwar ins Kino, wird aber gleichzeitig zum Streamen verfügbar gemacht – ob via Video-on-Demand-Dienste wie Google Play oder Apple TV oder via exklusive Streamingkanäle wie Disney+ oder Netflix.

Das hat Disney ja bereits vergangenen September mit «Mulan» getestet. Damals versprach der neue Disney-CEO Bob Chapek noch, dass das «Mulan»-Modell bloss eine einmalige Sache sei, kein neues Release-Modell für zukünftige Disney-Filme.

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Mittlerweile werden Gerüchte laut, dass hier noch lange nicht Schluss sein soll: Nicht nur Marvels «Black Widow» soll ein Date-and-Day-Release auf Disney+ bekommen, sondern auch der darauf folgende «Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings». Natürlich mit Premier Access.

Aber Disney ist längst nicht mehr das einzige Filmstudio, das das Streaming-Modell auch auf Kinofilme anwenden will. Warner Bros. beschreitet ähnliche Wege. Ihr Streamingdienst – HBO Max – wird dieses Jahr sämtliche Kino-Releases ebenfalls zum gleichen Tag rausbringen. Gratis. Allerdings nur 30 Tage lang. Und: Das HBO-Max-Abo kostet in den USA etwa doppelt so viel wie das Disney+-Abo.

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So oder so: Den Film werde ich mir reinziehen. Die Animationen sehen wieder mal unglaublich fantastisch aus. Die Message wird mir vermutlich gefallen. Der Humor auch. Und wenn James Newton Howard die Musik macht, bin ich eh an Bord.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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