LEGO Sanctum Sanctorum
76218, LEGO Marvel
Lego veröffentlicht heute sein neuestes Marvel-Set: Das Sanctum Sanctorum aus «Doctor Strange». Als Film- und Comic-Nerd extraordinaire kann ich bestätigen: Jep, das Set ist einfach nur der Hammer – aber teuer.
«Luca, hättest du Lust, über ein neues Set von Lego zu schreiben», fragt mich Spieleredakteur Ramon Schneider nur Tage, bevor er in die Ferien geht. «Typisch», denke ich mir. Wenn Arbeitskollegen in die Ferien gehen, heisst das mehr Arbeit für die Daheimgebliebenen. Ich würde ja dankend ablehnen. Aber so viel Zeit lässt mir Ramon nicht. Dafür ist er zu clever.
«Rumms!»
Ramon knallt mir eine blaue IKEA-Tasche auf meinen Pult. Da ist eine riesige Kartonschachtel drin. Was ich auf dem Karton abgebildet sehe, lässt jeden Verdacht – und ein paar Flüche – auf Ramons plumpe Abschiebe-Taktiken verpuffen: Es ist das Sanctum Sanctorum aus Marvels «Doctor Strange»!
Wenn du diesen Artikel auf digitec.ch liest, dann klicke hier, um zum Produkt zu gelangen.«Ich dachte, das wäre doch was für dich als Marvel-Fan», sagt Ramon grinsend. «Da hast du richtig gedacht», antworte ich ihm mit einer höheren und zittrigeren Stimme, als es für objektiven Journalismus angebracht wäre. Noch am selben Tag beginne ich zu Hause, das Set zusammenzubauen. Eine Woche, über 2700 Teile und etwa zehn Arbeitsstunden später bewundere ich mein Werk – und beginne, über die Film- und Comic-Ursprünge zu sinnieren.
Was für ein majestätischer Anblick. Ein beinahe perfektes Abbild des mystischsten aller Häuser im Marvel Cinematic Universe (MCU). Inklusive dem grossen, runden Fenster im dritten Stock mit seinen charakteristischen, geschwungenen vier Balken – dem Window of the Worlds, geziert vom Siegel der Vishanti, das das Sanctum Sanctorum vor übernatürlichen Eindringlingen beschützt.
Kein Zufall: Die Götter der Vishanti schrieben auch schon das Buch der Vishanti, das in «Doctor Strange in the Multiverse of Madness» dem Darkhold – seinem Gegenstück – widerstehen soll. Das Buch enthält die mächtigste weisse Magie aller Zeiten; sie kann aber nur zur Verteidigung, nie zum Angriff eingesetzt werden.
Ich bin beeindruckt. Die Liebe zum Detail ist überall sichtbar. Dabei orientiert sich das Set ganz offensichtlich am Look des Films. Dafür musst du wissen: Das MCU-Sanctum-Sanctorum und das Comic-Sanctum-Sanctorum haben zwei komplett verschiedene Ursprungsgeschichten.
Wir erinnern uns: Im ersten «Doctor Strange»-Film lehrt uns die Älteste, dass das Sanctum Sanctorum kein einzelnes Gebäude ist, sondern der Zusammenschluss dreier Tempel, verbunden durch magische Portale und mächtige Ley-Linien – Adern der Magie. Erbaut wurden sie zum Schutz der Erde vom grossen Zauberer Agamotto, dem ersten aller Sorcerer Supremes. Jeder Tempel wird wiederum von einem «Meister der mystischen Künste» beschützt. Schliesslich werden in den Tempeln viele gefährliche magische Reliquien verwahrt, die in den falschen Händen grossen Schaden anrichten könnten.
Die Comics hingegen erzählen uns eine ganz andere Geschichte. Dort wurde das Land, auf dem heute das Sanctum Sanctorum steht, lange vor seiner westeuropäischen Besiedlung von einem mächtigen indianischen Schamanen verflucht. Den Knotenpunkt für mystische Energien spürend nutzte der Schamane die schiere Kraft des Ortes, um die böse Chaos-Entität Tyanon daran zu binden und ihr damit den vollen Zugang zur Erde zu verwehren.
Jahrzehnte später wurde das Land von den europäischen Siedlern für heidnische Opfer genutzt. Dann wurde es zum Massengrab für Bettler und Insassen von New Yorks erstem Zuchthaus. Später beherbergte es unter anderem einen satanistischen Kult, ein Nonnenkloster und puritanische Hexensucher, die in den Kellergewölben unschuldige Einwanderer folterten. Ganz schön abgefahren.
Schliesslich stiess Doctor Strange, angezogen von dessen übernatürlichen Aura, auf das Haus und erklärte es, nachdem er es von der Chaos-Entität Tyanon befreit hatte, zu seinem Sanctum Sanctorum. Der Architekt des Hauses und die Details seiner Struktur sind nach wie vor geheimnisumwittert. Das Gebäude wächst und verändert sich noch ständig. Bis heute.
Günstig ist das Lego-Set nicht. 279.– Franken kostet es zum Zeitpunkt dieses Reviews. Kollege Ramon hatte mich aber schon vorgewarnt: «Lego ist immer sauteuer.» Die Frage ist also weniger, ob der Preis gerechtfertigt ist. Eher, ob du das Set einfach haben willst und dafür bereit bist, (zu) tief in die Tasche zu greifen.
Tatsächlich würde ich behaupten, dass der Preis die eher ältere Zielgruppe des Sets bestätigt: 18-Jährige aufwärts. Mindestens. Da steht zwar Marvel drauf. Aber zum Spielen eignet sich das Sanctum Sanctorum kaum. Das Haus ist gross, aber nicht riesig. Zwar lassen sich die drei Stöcke einzeln abnehmen, doch die engen Umstände würden den Spass trüben.
Dafür ist das Haus randvoll mit liebevollen Details aus den Filmen. Etwa der Kamin aus «Spider-Man: No Way Home» samt grüner Couch, der als Schirm getarnte Mjölnir aus «Thor: Ragnarok», die Halle der Reliquien im dritten Stock und sogar ein Portal zur Bibliothek im Kamar-Taj, wo sich verbotene Bücher hinter Ketten befinden.
Für mich ist das Sanctum-Sanctorum-Set von Lego darum mehr Deko als Spielhaus. Als Marvel-Fan tut das meiner Freude keinen Abbruch. Im Gegenteil: Dürfte ich das von Lego zur Verfügung gestellte Set behalten, wäre es augenblicklich eines meiner Lieblingsstücke in meiner ohnehin schon riesigen Film- und Comic-Merch-Sammlung.
Was soll’s. Vielleicht kaufe ich es mir. Auch wenn’s zu teuer ist. Ich will es einfach.
Vergiss nicht, oben beim Titelbild durch die üppige Bildergalerie zu blättern!Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»