Saugroboter im Test: Wie hoch klettert der Roborock Qrevo Curv wirklich?
Produkttest

Saugroboter im Test: Wie hoch klettert der Roborock Qrevo Curv wirklich?

Lorenz Keller
11.12.2024

Der erste Saugroboter, der Schwellen und Absätze überwinden kann, ist erhältlich. Doch bewältigt der Roborock Qrevo Curv wirklich drei bis vier Zentimeter Höhenunterschiede? Ich habe es ausprobiert.

Seit Jahren wünschen sich viele Userinnen und User einen Saugroboter, der auch über Schwellen und Absätze klettert. In der Community gibt es unzählige Fragen dazu und unter fast jedem Saugroboter-Test wird das Thema angesprochen.

Nun ist der erste Saugroboter bei uns im Shop erhältlich, für den Absätze und Unebenheiten keine Hindernisse mehr darstellen sollen. Doch wie gut das mit den ausfahrbaren Rädern wirklich funktioniert, muss der Test zeigen.

So gut klettert der Roborock Qrevo Curv

Da ich in einer schwellenlosen Wohnung lebe, habe ich mir für den Test Kanthölzer in verschiedenen Höhen gekauft. Damit werde ich auch weitere Modelle mit Kletterfähigkeiten testen. Dreame hat ja bereits ein solches angekündigt.

Der Roborock Qrevo Curv soll vier Zentimeter Höhenunterschiede schaffen. Allerdings lese ich im Kleingedruckten auf der Webseite des Herstellers, dass es faktisch nur drei Zentimeter sind. Vier Zentimeter schafft der Roboter nur bei der Doppelschwelle, bei der die erste Stufe tiefer liegt.

Diese Schwellen kommen von nun an bei Saugrobotern zum Einsatz, die Hindernisse überwinden können.
Diese Schwellen kommen von nun an bei Saugrobotern zum Einsatz, die Hindernisse überwinden können.
Quelle: Lorenz Keller

Schwelle mit 18 Millimetern

Ich starte im Test mit dem Kantholz von 18 Millimetern Höhe. Kein Problem für den Curv. Er bewältigt diese Schwelle in jedem Versuch. Meist fährt er in einem Zug darüber: Dazu fährt er das vordere Rad aus, wuchtet sich auf die Schwelle, erhöht anschliessend den Bodenabstand hinten mit den zwei weiteren ausfahrbaren Rädern und schiebt sich über das Hindernis. Das sieht nicht besonders elegant aus, funktioniert aber gut. Will er ohne Anlauf oder leicht schräg über den Absatz, dann braucht es manchmal zwei Anläufe.

Nach kurzer Zeit wird die Schwelle übrigens auch in der Wohnungskarte eingetragen. Dann reinigt er zunächst den Bereich vor dem Hindernis vollständig, fährt anschliessend darüber und saugt oder wischt den Bereich dahinter. Dies gilt auch, wenn die Schwelle mitten in einem Reinigungsbereich liegt.

Hindernisse werden nach kurzer Zeit fix in den Plan eingetragen.
Hindernisse werden nach kurzer Zeit fix in den Plan eingetragen.
Quelle: Lorenz Keller

Schwelle mit 28 Millimetern

Wir nähern uns bereits der Grenze von drei Zentimetern – und das zeigt sich im Test. Der Roborock schafft zwar das Kantholz mit 28 Millimetern ebenfalls bei jedem Versuch. Er benötigt dafür aber deutlich länger – nämlich jeweils 30 bis 45 Sekunden.

Geradeaus darüber fahren funktioniert nicht mehr. Das probiert der Roboter zwar, bleibt jedoch hängen. Immerhin: Er kann sich selbst aus der misslichen Lage befreien und dann schräg übers Hindernis wuchten. Im Video siehst du, wie lange das dauert – und wie bemüht das wirkt. Ich hatte stets das Gefühl, von Hand nachhelfen zu müssen. Zum Glück kann der Curv jedes Rad einzeln ausfahren und sich so auch schräg über die Schwelle schieben. Das System ist so ausgereift, dass es verschiedene Methoden in verschiedenen Winkeln ausprobiert und nicht gleich aufgibt.

Schwelle mit 41 Millimetern und Kletterfazit

Bei einer Höhe von etwas mehr als vier Zentimetern kapituliert der Roboter – keine Chance, dieses Hindernis zu überwinden. Hier wird der Vergleich mit dem Modell von Dreame spannend sein, das voraussichtlich im Januar an der CES in Las Vegas vorgestellt wird und Schwellen von vier oder mehr Zentimetern schaffen soll.

Hast du in der Wohnung Absätze von zwei bis zweieinhalb Zentimetern, dann kann ich dir den Roborock empfehlen. Diese Höhen sollte er im Alltag problemlos bewältigen. Bei zweieinhalb bis drei Zentimetern ist ebenfalls möglich, aber es bleibt je nach Beschaffenheit der Schwelle oder Kante ein Restrisiko, dass er hängenbleibt. Das Hindernis selbst sollte zudem nicht empfindlich sein, da der Roboter daran massiv herumfuhrwerkt.

Zu bedenken ist auch, dass der Curv klettern kann. Er hat beispielsweise jedes Mal versucht, den Untersetzer und die Wassernäpfe der Katzen zu überfahren – was bei anderen Saugroboter-Tests bisher kein Problem war.

Der Curv klettert auch auf die Katzennäpfe – fährt sich aber nicht fest.
Der Curv klettert auch auf die Katzennäpfe – fährt sich aber nicht fest.
Quelle: Lorenz Keller

Perfekter Putzhelfer im Alltag

Alle technischen Gimmicks nützen nichts, wenn die Basics nicht stimmen. Und hier überrascht der Roborock Qrevo Curv im Alltag: Er ist einer der besten Sauger, die ich je im Einsatz hatte. Er hat mich sogar mehr überzeugt als den im September getesteten Roborock S8 MaxV Ultra.

Die Navigation funktioniert perfekt: Der Roboter weiss jederzeit, wo er ist, und fährt zielgenau dorthin, wo er soll. Das illustriert auch die folgende Begebenheit gut: Ich musste temporär die Basisstation an einen anderen Ort stellen – zwar im gleichen Zimmer, aber ein paar Meter weiter an eine andere Wand. Der Curv hat sich sofort zurechtgefunden, ohne die Karte neu scannen zu müssen.

Der Roborock setzt auch auf runde Mopps, von denen einer ausfahrbar ist.
Der Roborock setzt auch auf runde Mopps, von denen einer ausfahrbar ist.
Quelle: Lorenz Keller

Die Reinigungsleistung ist ausgezeichnet. Das liegt an zwei Dingen: Der Roborock ist endlich auf runde, rotierende Wischmopps umgestiegen, die deutlich besser reinigen als die vibrierende Platte, die beispielsweise noch im S8 MaxV Ultra eingebaut ist. Zusätzlich lassen sich ein Mopp und auch die Drehbürste zur Seite ausfahren, sodass die Ränder gründlich gereinigt werden.

Positiv fällt auch die zweiteilige Hauptbürste auf. Diese Konstruktion soll verhindern, dass sich Haare verfangen. Das funktioniert tatsächlich: Kein langes Haar wickelt sich um die Bürste.

Die zweiteilige Bürste verhindert effektiv, dass sich Haare aufwickeln.
Die zweiteilige Bürste verhindert effektiv, dass sich Haare aufwickeln.
Quelle: Lorenz Keller

Die neue Basisstation ist überraschend gut

Auffallend ist auch die Basisstation, die wie ein kleines Iglu aussieht. Sie ist deutlich runder und auch deutlich kompakter als die Varianten vieler Konkurrenten. Die Curv-Station ist 45 Zentimeter hoch, jene für den Dreame X40 Ultra Complete fast 60 Zentimeter.

Die Basisstation sieht elegant aus und ist kompakt gebaut.
Die Basisstation sieht elegant aus und ist kompakt gebaut.
Quelle: Lorenz Keller

Trotzdem kann die Basisstation alles, was du von einem Topgerät erwarten kannst: Der Staub wird in einen Beutel abgesaugt, und der Roboter wird automatisch mit Wasser versorgt. Die Mopps werden zudem mit 75 Grad warmem Wasser gereinigt und anschliessend mit 45 Grad warmer Luft getrocknet.

Trotz der kompakten Bauweise finden im Frischwassertank vier Liter Platz, während der Abwassertank drei Liter fasst. Allerdings solltest du diesen bereits leeren, bevor er vollständig gefüllt ist, da das dreckige Wasser – wie bei jedem Saugroboter – schnell anfängt zu müffeln.

Was fehlt: Die Mopps können nicht in der Basisstation abgeworfen werden, beispielsweise wenn nur ein Teppichboden gesaugt wird. Immerhin kann der Roboter sie anheben, sodass sie nicht allzu sehr stören.

Die Akkulaufzeit hat für eine Wohnung mit viereinhalb Zimmern auf 120 Quadratmetern problemlos gereicht – und zwar im «Vac & Mop»-Modus, in dem der Roboter gleichzeitig saugt und wischt.

Positiv fällt auch auf, wie leise der Qrevo Curv seine Arbeit verrichtet. Ich habe in einem Meter Abstand im «Vac & Mop»-Modus rund 57 Dezibel gemessen. Er ist der bisher leiseste Roboter, den ich getestet habe.

Übrigens: Der Roboter selbst ist leider recht hoch gebaut. Ich messe 10,2 Zentimeter. Je nach vorhandenen Möbeln kann er somit gewisse Stellen nicht erreichen.

Was die Software alles kann – und wo sie scheitert

Die App ist übersichtlich gestaltet, bietet jedoch unzählige Funktionen. Es braucht daher etwas Zeit, um sich einzufuchsen. Du kannst beispielsweise bis zu vier Karten speichern und den Roboter so auf verschiedenen Stockwerken nutzen. In den Einstellungen kannst du zudem wählen, ob der Roboter Bilder von Hindernissen aufzeichnen und auswerten darf oder ob du ihn gar nutzen möchtest, um die Wohnung aus der Ferne mit der Kamera zu überwachen.

Nicht überzeugt hat dagegen der gesamte Einrichtungsprozess. Dieser ist zwar grundsätzlich einfach und logisch strukturiert, beim Erstellen der Wohnungskarte zeigt der Roborock aber überraschende Schwächen. Das Einscannen dauert mit 17 Minuten länger als bei den meisten Konkurrenten. Zum Vergleich: In rund acht Minuten hat der Dreame X40 Ultra Complete die Karte für meine Wohnung erstellt. Der günstigere Bruder L10s Pro Ultra Heat brauchte dafür zwölf Minuten, Konkurrent Samsung Jet Bot Steam+ zehn Minuten.

Bedeutet langsamer auch präziser? Leider nicht im Fall des Qrevo Curv. Die KI teilt die Räume fast vollständig falsch ein. Einzig die zwei kleinen Badezimmer werden korrekt erkannt. Wohnzimmer, Küche, Büro und Flur werden hingegen zu einem einzigen grossen Raum zusammengefasst.

Rot eingekreist sind die zwei nervigen Fehler: Zwei Zimmer werden über den Balkon verbunden. Zusätzlich wird ein Zimmer willkürlich in der Mitte in zwei geteilt.
Rot eingekreist sind die zwei nervigen Fehler: Zwei Zimmer werden über den Balkon verbunden. Zusätzlich wird ein Zimmer willkürlich in der Mitte in zwei geteilt.
Quelle: Lorenz Keller

Viel mühsamer ist jedoch, dass der Roboter einerseits eine Verbindung zwischen Küche und Schlafzimmer quasi über den Balkon erfindet. Andererseits halbiert er das zweite Schlafzimmer mittendrin und verbindet einen Teil davon durch die Mauer hindurch mit dem ersten Schlafzimmer. Beides muss ich danach in mühsamer Handarbeit korrigieren, was gar nicht so einfach ist.

Immerhin: Der Aufwand lohnt sich. Mit der bearbeiteten Karte habe ich im Alltag keine Probleme mehr. Der Qrevo Curv navigiert präzise, schnell und fehlerfrei. Es lohnt sich also, bei anfänglichen Schwierigkeiten dranzubleiben.

Fazit

Das Klettern als Bonus

Der Roborock Qrevo Curv ist ein ausgezeichneter Saugroboter, der deine Wohnung sauber hält. Beim Wischen und Saugen gehört er zu den besten auf dem Markt und ist im Alltag völlig unproblematisch. Einen Sterneabzug gibt es jedoch für die Schwierigkeiten bei der Kartenerstellung, die viel manuelles Eingreifen erfordert.

Als Besonderheit bietet der Qrevo Curv Kletterfähigkeiten, die in der Höhe allerdings klar begrenzt sind. Maximal drei Zentimeter sind möglich, wobei er bei dieser Höhe 30 bis 45 Sekunden benötigt, um das Hindernis zu überwinden. Bis zu einer Höhe von zwei bis zweieinhalb Zentimetern meistert er Schwellen jedoch deutlich eleganter.

Wer solche Schwellen in der Wohnung hat, kommt um den Qrevo Curv kaum herum, da er bisher der einzige Saugroboter ist, der solche Hindernisse ohne Rampe bewältigen kann.

Pro

  • Klettert problemlos über Schwellen bis 2,5 Zentimetern
  • präzise Navigation im Alltag
  • kompakte Basisstation mit Vollausstattung
  • schwenkbare Bürste und Mopp
  • leises Saugen

Contra

  • mühsame Kartenerstellung
  • Schwellen von 2,5 bis 3 Zentimeter brauchen mehrere Anläufe
  • hoher Preis
Titelbild: Lorenz Keller

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Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.


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