Schweizer Studie: Spielzeuge zeichnen umfangreiche Daten von Kindern auf
Dank Smart Toys wie Toniebox oder Edurino werden bereits im Kinderzimmer Verhaltensdaten gesammelt. Eine neue Untersuchung der Uni Basel kommt zum Schluss: Viele bieten zu wenig Schutz der Privatsphäre. Und manche sammeln mehr Daten als nötig.
Es ist so einfach: Toniefigur auf die Box stellen und schon ertönt das Hörspiel. Willst du ein Kapitel weiter, klatschst du rechts an die Box, willst du zurück, machst du dasselbe auf der linken Seite. Genau deshalb ist die Toniebox so beliebt und erfolgreich: Weil sie im Gegensatz zu einem klassischen Audioplayer kinderleicht zu bedienen ist.
Was zwar bekannt ist, vielen aber nicht bewusst ist: Diese Aktionen – zum Beispiel, wann das Kind welche Toniefigur aktiviert, wann es die Geschichte stoppt und wohin es springt – werden registriert. Und die Daten direkt an die Herstellerfirma geschickt.
Das hat eine Studie der Universität Basel nun genauer untersucht. Neben der Toniebox hat das Forscherinnenteam elf weitere beliebte Smart Toys für Kinder – also Spielzeuge, die mit Software und Internet interaktives Spielen ermöglichen – unter die Lupe genommen. Darunter zum Beispiel die Tonie-Konkurrentin Tigerbox, den Lernstift Tiptoi und seine optionale Ladestation, die Lern-App Edurino, das virtuelle Haustier Tamagotchi oder das Kinder-Smartphone Kidibuzz.
Das Ergebnis: Bei mehreren mangelt der Schutz der Privatsphäre, manche sammeln gar umfangreiche Verhaltensdaten, wie es in einer aktuellen Medienmitteilung der Uni Basel heisst. Die detaillierten Studienergebnisse sind noch nicht frei zugänglich, Anfang September stellen die Forscherinnen sie am Annual Privacy Forum vor.
Offline sammeln, online verschicken
In ihrer Untersuchung wollten die Forschenden zum Beispiel wissen, ob und wie gut die gesendeten Daten verschlüsselt sind. Ob mehr Daten als nötig gesammelt werden und ob die dazugehörige App mehr Zugriffsrechte als nötig verlangt. Zudem: Wie einfach Einblick in die gesammelten Daten gewährt wird.
Ihre Ergebnisse fassen sie wie folgt zusammen:
Die Toniebox erhält kein gutes Zeugnis, weil sie den Datenverkehr nicht sicher verschlüsselt. Auch die Wahrung der Privatsphäre ist nicht gewährleistet: Die Box sammelt Verhaltensdaten und sendet sie dem Hersteller. Studien-Co-Autorin Isabel Wagner vermutet: Auch wenn die Toniebox offline betrieben und nur kurz beim Laden neuer Audioinhalte mit dem Internet verbunden ist, könnte das Gerät die gesammelten Daten lokal speichern und bei nächster Gelegenheit verschicken.
Zwar würden Unternehmen gerne behaupten, die Daten seien dazu da, die Geräte zu verbessern. Wozu sie auch noch gebraucht werden, sei aber unklar. «Begleit-Apps einiger Spielzeuge verlangen völlig unnötige Zugriffsrechte, wie etwa auf den Standort oder das Mikrofon des Smartphones», so Wagner.
Forschungsgruppe schlägt Sicherheits-Label vor
Die Sicherheitsrisiken zu durchschauen, sei schwierig für die Eltern. Man könne sich zwar auf den Standpunkt stellen, dass den Kindern im Einzelfall wahrscheinlich keine negativen Konsequenzen entstehen, sagt Wagner. Aber wirklich sicher wisse man das nicht.
Ihre Kollegin Julika Feldbusch fügt an: Bereits gebe es Anzeichen für eine Zwei-Klassen-Gesellschaft beim Schutz der Privatsphäre von Kindern. «Gut informierte Eltern setzen sich damit auseinander und können Spielzeuge wählen, die keine Verhaltensprofile ihrer Kinder erstellen. Aber vielen fehlt das technische Vorwissen oder sie haben keine Zeit, sich damit auseinanderzusetzen.»
Die Forscherinnen plädieren deshalb für ein Label auf der Spielzeugverpackung, wenn die Sicherheits- und Datenschutzstandards eingehalten sind – ähnlich wie bei Lebensmittel-Nährwertangaben.
Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.