Sennheiser MOMENTUM
4 h, Kabellos
Der Sennheiser Momentum tönt so schön. Er wäre so ein guter True-Wireless-Kopfhörer. Aber er ist unbrauchbar – auch über ein Jahr nach dem Release.
Fast jede Audio-Marke bietet mittlerweile ein True-Wireless-Modell an. Sennheiser – als etablierter Hersteller, wohlgemerkt – scheitert dabei. Sein Modell, der Sennheiser Momentum True Wireless, ist unbrauchbar. Obwohl der Sound gut ist. Sehr gut sogar. Aber das macht es nur schlimmer.
Selten hat mich ein Kopfhörer so genervt. Denn unterwegs kannst du es vergessen, normal deine Musik zu hören.
Folgendes Szenario: Du hörst dir einen Song an, den du magst. Du läufst durch eine Menschenmenge. Zum Beispiel am Hauptbahnhof in Zürich. Mit deiner Musik in den Ohren fühlst du dich bitzli wie im Film. Plötzlich hält die Musik an. Ich auch. Instinktiv. Die Musik geht wieder weiter. Ich setze meinen Trott ebenfalls fort, nur um dann doch wieder anzuhalten, weil die Musik stockt.
Was soll der Scheiss?
Beim Sennheiser Momentum Wireless bleibe ich mittlerweile nicht mehr stehen, wenn die Musik stehen bleibt: Ich habe mich an diese prekären Umstände gewöhnt. Traurig, oder?
Dieses Stop-and-Go aus der Hölle passiert vor allem an Orten, wo viele andere Verbindungen auf den Ohrhörer treffen. Immer wieder treten die Unterbrüche auf, die mehrere Sekunden dauern. Wenn ich durch den Zürcher Hauptbahnhof gehe, kann ich’s vergessen, normal Musik zu hören. Auch die Zürcher Hardbrücke ist ein Ort, um den ich mit Sennheisers True Wireless am liebsten einen grossen Bogen machen würde. Und egal was ich mache – Resetten, Updaten, bei Sennheiser anfragen: Nichts hilft.
Auch wenn ich das Handy in der Hand halte, in die Jacke statt in die Tasche nehme oder mir wie ein Totsch ans Ohr halte: Die Verbindung geht trotzdem immer verloren.
Als wären die ganzen Verbindungsprobleme noch nicht genug, hat der Ohrhörer das Problem, dass er sich im Case entlädt. Entlädt! Willst du das verhindern, musst du die Ohrhörer in der App von Sennheiser in den Einstellungen manuell ausschalten. Diese «Option» hat Sennheiser in einem der zahlreichen Updates hinzugefügt. Aber wer denkt schon daran, die Kopfhörer in der App auszuschalten? Ich merke es dann jeweils, wenn ich nach einem Wochenende wiedermal mit toten Ohrhörern dastehe.
Es kommt noch besser: Die zwei Ohrhörer im Case werden bei mir oft nicht gleichmässig geladen. Oft stehe ich da, mit einem Ohrhörer, der zu 80 Prozent geladen ist und mit einem, der entladen ist.
Viele der neueren In-Ear-Kopfhörer haben in meinen Ohren zu viel Bass. Dabei werden die Mitten übertönt. Das nervt. Denn in den Mitten sind so wichtige Sachen wie Klavier und Gesang zuhause. Nur nicht beim Sennheiser Momentum True Wireless.
Bei Sennheisers Momentum ist der Sound ausserordentlich gut abgestimmt. Es passt einfach. Und Stimmen kommen schön klar rüber. Der Klang ist allgemein rund, Höhen stechen nicht unangenehm hinaus und die Tiefen sind kraftvoll, aber nehmen nicht überhand.
Der Sound ist insgesamt warm und doch präzise – das ist die Art Sound, die ich mag. Und nicht Sound mit Bässen, die so stark sind, dass es dir das Gehirn aus Ohren und Nase drückt und du den Rest der Musik gar nicht mehr hörst.
Wenn ich den Sennheiser Momentum True Wireless nicht hassen würde, würde ich ihn lieben.
Die Ohrhörer sind im November 2018 eingeführt worden. Von Anfang an hatten sie eine schlechte Verbindung und Akkuprobleme. Zu Recht haben sich viele User entsprechend beklagt. Sennheiser hat zwar Updates versprochen und geliefert, nur hat das absolut nicht geholfen.
Trotz all den Verbindungsproblemen bin ich aber nicht bereit, den Kopfhörer aufzugeben. Dafür gefällt mir der Sound zu gut. Es ist eine Hassliebe. Unterwegs würde ich die teuren Teile am liebsten mit voller Kraft in den nächsten Kübel knallen. Zuhause und im Büro liebe ich sie.
Nach all dem bleibt mir nur noch zu hoffen, das Sennheiser bald ein neues Modell herausbringt, das richtig funktioniert. Eines, das so toll tönt wie die Momentum True Wireless, aber ohne die jetzigen Probleme.
Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival.