So bestimme ich die richtige Grösse für meine Möbel
Es gibt viele Methoden, zu visualisieren, wie ein online oder offline gesehenes Möbelstück in deinem Zuhause aussehen könnte. Aber nur eine hat mich am Ende überzeugt und dabei geholfen, meinen künftigen Esstisch zu finden.
Online habe ich runde Esstische mit einem Standbein gesehen und mich schockverliebt. Was ich jetzt machen muss? Die rosarote Brille ablegen und rational denken: Sind solche Tische für meinen Raum geeignet? Sind sie gross genug? Und passen sie zum Stil meiner Einrichtung?
Um die Fragen zu beantworten, stehen mir mehrere Möglichkeiten zur Auswahl.
- Moodboard anlegen: Ich könnte in Magazinen oder Möbelkatalogen nach Referenzen suchen, auf denen verschiedene runde, einbeinige Esstische zu sehen sind. Das hilft dabei zu visualisieren, wie sie in unterschiedlichen Umgebungen wirken – allerdings nicht in meiner. Es ist unwahrscheinlich, dass ich ein ähnliches Zimmer wie meines finden werde.
- Skizze machen: Zeichnungen von Hand oder mit Computerprogrammen dienen dazu, die Platzierung und Proportionen eines Möbels im Raum zu visualisieren. Aber anschaulich finde ich ein paar Striche nicht.
- Collage anfertigen: Mit Bildbearbeitungsprogrammen, Online-Tools oder ausgedruckten Fotos, etwas schnippeln und kleben, liesse sich ein Bild von meinem Raum und dem Möbelstück zusammenschustern. So hätte ich sicher schon mal eine Idee, wie der Look eines Esstischs mit der Einrichtung harmoniert. Nur wäre das Ganze zu zweidimensional.
- Augmented Reality (AR): Mit AR-Apps könnte ich Möbel virtuell in meinem Raum platzieren und dreidimensional sehen. Denn diese Apps verwenden die Smartphone-Kamera, um den Raum anzuzeigen, und fügen dann Objekte hinzu. Ist das wirklich hilfreich, um abzuschätzen, wie viel Fläche ein Esstisch einnehmen wird? Oder, um die Tischhöhe zu ermitteln? Ich bin unsicher und brauche etwas Handfesteres.
- Mit Klebeband abkleben: Bilder hin oder her – um konkreter zu werden und sicherzugehen, dass die Grösse passt, würde es sich zum Ermitteln der perfekten Proportionen lohnen, den Boden oder die Wand mit den Massen des gewünschten Esstisches zu bekleben. Abschätzen, ob die Stühle dazu passen, kann ich dann jedoch immer noch nicht.
Alle bisher genannten Hilfsmittel liefern mir am Ende kein Raumgefühl. Deshalb zähle ich auf eine weitere Idee: ein Esstisch-Modell mit simplen Mitteln nachbauen.
Zuschneiden
Als Erstes messe ich einen Karton aus und schneide ihn auf diegewünschten Grösse zu. Beim Esstisch, den ich im Auge habe, handelt es sich um ein einbeiniges Modell. Deshalb braucht es neben einem Kreis noch ein Rechteck, das ich später zu einer hohlen Säule forme.
Einfärben
Im Anschluss färbe ich die dunklen Kartonstücke heller, weil sie so meinen favorisierten Modellen näherkommen. Dafür verwende ich einen simplen Acrylspray, der von einer anderen DIY-Aktion übrig geblieben ist. Zwei Schichten decken schon genug ab, sodass ich mir die Farbe gut vorstellen kann.
Kleben
Nachdem die Kartonteile getrocknet sind, klebe ich sie zusammen. Weil die «Tischplatte» etwas durchhängt, stabilisiere ich sie mit einzelnen Kartonstreifen.
Platzieren
Um den besten Standort zu ermitteln, steht der «Esstisch» mal vorm Fenster, mal mehr in der Mitte des Raums. Dann ergänze ich die Stühle. Das ist der bisher wichtigste Schritt, um mein Vorstellungsvermögen auf Hochtouren zu bringen. Denn jetzt kann ich meine Beine überschlagen und herausfinden, ob sie unter die Tischplatte passen. Oder, ob der Platz zwischen Stuhl und Wand ausreicht, damit alle bequem sitzen und aufstehen können.
Quelle: Pia Seidel
Wie erhofft, wirkt sogar das Karton-Modell stimmig mit dem Rest der Einrichtung. Also ziehe ich mir die rosarote Brille wieder an und bestelle «Bianca» von Venture Home – meinen Future-HusbandTisch.
Der Trick lässt sich sicher auch auf andere Möbel übertragen. Es wird vielleicht nur nicht so einfach sein, eine geometrische Form wie diese nachzuahmen. Und doch kannst du dir damit schnell eine Übersicht verschaffen, die dir beim Kaufentscheid helfen kann. Übrigens: Um zu checken, ob das Holz, der Stein oder das Metall ein Match ist, bestelle ich, wenn möglich, ein Musterstück vom Hersteller. Oder ich gehe rasch in einen Baumarkt und sehe mir dort die Materialien an.
Quelle: Pia Seidel
Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.