Tigermedia Tigerbox Touch DE Edition
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Knack, Touchscreen kaputt. Eigentlich ein kleiner Schaden. Doch es ist nicht einfach, an ein Ersatzteil zu kommen. Einen Monat, ein paar Dollar und sechs Schrauben später habe ich die Tigerbox Touch repariert.
Meine Tochter ist acht und liebt ihre Tigerbox Touch. Der kleine Würfel mit dem leuchtenden Tigerkopf liefert ihr Hörspiel-Futter ohne Ende. Dahinter steht der kindgerechte Streamingdienst tigertones mit mehr als 6000 Inhalten, auf den sie mit einem gültigen Tigerticket Zugriff hat. Ich kann übers Smartphone verwalten, was sie zu hören bekommt. Sie wischt sich über das Display der Box und startet ihre Lieblingsgeschichten. Und dieses Display ist der Knackpunkt.
Bei uns macht es im Auto knack. Die Kleine steigt aus, ich sehe Chaos auf der Rückbank und eine Tigerbox mit gesprungenem Touchscreen. Keine Ahnung, wie sie das geschafft hat. Mein erster Impuls: Ärger. Wie kann DAS denn bitte passieren???
Dann kommt mir mein Smartphone in den Sinn und ich denke: kann passieren.
Ich sichte den Schaden und stelle fest, dass die Tigerbox sich nicht mehr bedienen lässt. Das eigentliche Display ist heil, nur der Touchscreen spinnt. Sch... ade. Anfangs bin ich zuversichtlich, eine Lösung für das Problem zu finden. Ich frage beim Hersteller an, ob ich den Touchscreen als Ersatzteil beziehen kann. Leider nein. Auch eine Google-Suche spuckt nichts Hilfreiches aus. Ich fahnde nach einem passenden Teil, doch die Bildschirmdiagonale von 3,97 Zoll ist zu speziell. Der Würfel bleibt stumm und ich weiss nicht weiter. Also nehme ich ihn auseinander.
Mit einem kleinen Schraubenzieher lässt sich die Bambus-Oberfläche relativ leicht abhebeln. Dabei ist Vorsicht geboten, sonst reisst du ein Kabel aus. Die Hauptplatine ist von unten ans Holz geschraubt. Links befindet sich das Flachbandkabel des defekten Touchscreens, rechts das des heil gebliebenen Displays. Ich löse das Kabel des Touchscreens aus seiner Klemme und kann den Holzdeckel nun weit genug abheben, um an die Schrauben zu gelangen. Sechs davon muss ich entfernen, dann bin ich am Ziel. Das Display liegt frei.
Zuerst nehme ich an, dass ich das Display entfernen muss, um an den Touchscreen zu kommen. Aber beide sitzen im selben Rahmen und an den Ecken des Displays sind glücklicherweise Aussparungen im Holz, die Platz für meinen Schraubenzieher bieten. Da der Touchscreen ohnehin kaputt ist, kommt es nicht mehr drauf an. Ich drücke ihn mit sanfter Gewalt aus dem Rahmen, in den er geklebt ist. Er nimmt dabei keinen weiteren Schaden und lässt sich einfach entfernen.
Ich habe mich schon fast damit abgefunden, kein Ersatzteil zu bekommen. Vielleicht gelingt es mir wenigstens, die Tigerbox in einen Lautsprecher zu verwandeln und ans Smartphone oder ein altes Tablet anzuschliessen. Über die Tigertones App kann meine Tochter weiter alle Inhalte hören. Aber das ist kein schöner Ersatz für die Box mit Nachtlicht, Disco-Modus und Display im Bambusholz.
Einen letzten Versuch starte ich noch und beginne, die aufgeklebten Schichten am Rand des Touchscreens zu lösen. Darunter kommt eine Seriennummer zum Vorschein.
Ich google nach der Nummer und bin überrascht: Da ist das Ding. Für 7.89 Dollar bei Aliexpress, einzeln bestellbar. Macht inklusive Versand 12.55 Dollar. Deal. Ich bestelle und warte. Der Sommer geht, der Herbst kommt, die Tigerbox verstaubt. Dann endlich ist es da, das lang ersehnte Teil.
Mit einem Druckluftreiniger fege ich den Staub der vergangenen Wochen aus dem Weg, entferne die Schutzfolie vom 3M-Klebeband und drücke das Ersatzteil in den Holzrahmen. Dann nur noch vorsichtig das Breitbandkabel wieder einklemmen und alles verschrauben.
Etwas nervös bin ich schon, als die Tigerbox startet und sich dabei wie immer etwas Zeit lässt. Sie ist nicht perfekt, protzt nicht mit Hammer-Hardware und gelegentlich verschluckt sie sich beim Abspielen bestimmter Titel. Aber sie ist ein liebenswertes Teil, das bislang viel mehr Freude als Frust gebracht hat. Bis der Displaybruch kam. Es wäre schade, wenn sie nur deshalb zu Elektroschrott werden würde.
Nachdem die Box endlich betriebsbereit ist, kommt die Erleichterung: Alles wie neu. Die Tigerbox plärrt auf Berührung los und ich darf den Titelsong von «Bibi und Tina» endlich wieder in Stereo hören. Schnell zu meiner Tochter, die sich in den vergangenen Wochen mit dem scheppernden Sound aus einem altersschwachen Tablet begnügt hat. Stolz drücke ich ihr die reparierte Box in die Hand.
Schlussendlich war die Reparatur sehr einfach. Schrauber-Skills brauchst du dafür kaum. Die Fahndung nach dem passenden Ersatzteil hat mich mehr Mühe gekostet. Falls du mal vor demselben Problem stehen solltest, hoffe ich, dass dir meine Erfahrungen helfen. Wenn du das möglichst vermeiden willst, haben meine Kolleginnen Yuki Gasienica und Vanessa Meier dafür gesorgt, dass der neue Displayschutz für die Tigerbox Touch jetzt bei uns zu finden ist.
Zugegeben: Das Schutzglas «made in Germany» kostet mehr als mein Ersatzteil, dessen Wert auf der Zolldeklaration mit fünf Dollar angegeben wurde. Ich weiss noch nicht, ob ich es anschaffen soll. Aber es kostet sicher weniger Nerven und verträgt laut Beschreibung nicht nur Desinfektionsmittel, sondern ist auch «speichelecht». Da läuft mir doch das Wasser im Mund zusammen.
Sportwissenschaftler, Hochleistungspapi und Homeofficer im Dienste Ihrer Majestät der Schildkröte.