«Tanz der Bienen» – Ein Spiel ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit
9.5.2023
Bilder: Christian Walker
Ein Geografielehrer hat ein Bienen-Gesellschaftsspiel entworfen. Mit ihm soll deren Bestäubungsarbeit für unsere Biodiversität aufgezeigt und das Bewusstsein bei Kindern gestärkt werden. Damit das Spiel auf den Markt kommt, hat Erfinder Markus Lehmann nun ein Crowdfunding lanciert.
Das Timing könnte nicht besser sein: Auch wenn sich der Frühlingsstart dieses Jahr noch hinzieht, werden Bienen bald wieder Blumen, Sträucher und Bäume bestäuben, indem sie Nektar suchend von Pflanze zu Pflanze fliegen. Genau diesem Thema widmet sich das Gesellschaftsspiel «Tanz der Bienen». Entworfen hat es der Geografielehrer Markus Lehmann aus Oberwil (BL). «Ich habe während der Pandemie damit begonnen, Spiele zu erfinden und zu konzipieren.» Einige habe er auch schon an – vor allem deutsche – Spieleverlage geschickt. Erfolglos.
«Wenn ich überhaupt eine Antwort erhielt, hiess es meistens, dass meinem Spiel das Alleinstellungsmerkmal fehle oder dass der Verlag für die nächsten ein, zwei Jahre mit Spielideen eingedeckt sei.» Lehmann vermutet, dass die Verlage so viele Konzepte zugesendet bekommen, dass nur jene Spiele eine Chance erhalten, die auch das Potenzial zum «Spiel des Jahres» haben.
Bücher zum Thema Bienen gibt es viele – doch Spiele?
Eigentlich habe er den Plan, ein eigenes Spiel auf den Markt zu bringen, schon fast begraben. Dann sei er eines Tages auf das Thema Bienen gestossen. «Vor gut zwei Jahren bin ich bei einem Bibliotheks-Besuch mit meinen Kindern auf ein Bilderbuch über Bienen gestossen und habe mich gefragt, ob es zu diesem Thema schon ein thematisches Brettspiel gibt. Denn Bienenspiele für Kleinkinder gibt es schon eine Menge», erklärt der 43-Jährige. Er spiele mit seinen 10- und 12-jährigen Kindern selber gerne Spiele, bei denen man auch noch etwas lerne. «Eine kurze Recherche zeigte, dass es ein solches Spiel noch nicht auf dem Markt gibt. Daraufhin habe ich mich entschlossen, ein Bienen-Spiel zu konzipieren.»
Von der Idee bis zur Fertigstellung des Spiels dauerte es über zwei Jahre. «Anders als bei meinen vorherigen Spielen entschied ich mich, es selber auf den Markt zu bringen», so Lehmann, der mit seiner Familie in Oberwil (BL) lebt. Den Prototypen aus Karton habe er selbst hergestellt. Illustriert hat das Spiel Rozenn Grosjean, die auch schon andere Spiele gestaltet hat.
Achtung vor gefrässigen Tieren
Das Spiel ist für zwei bis vier Personen konzipiert und lässt sich ab einem Alter von zirka zehn Jahren spielen. Den Glücksfaktor bezeichnet der Macher selbst als relativ «niedrig». Die Idee ist schnell zusammengefasst: Du übernimmst die Leitung eines Bienenvolkes und versuchst, deine Arbeiterinnen sinnvoll einzusetzen, damit deine Leute genug Nahrung haben. «Daneben soll das Bienenvolk auch wachsen, möglichst viele Blüten bestäuben und deren Nektar und Pollen in die Waben einlagern», erklärt Lehmann weiter.
Denn ohne die Bestäubungsarbeit der Bienen gäbe es kaum mehr Beeren, Obst, Gemüse und die Vielfalt der Blumen. «Es lauern aber auch Gefahren von gefrässigen Tieren, so dass einzelne Bienen ebenso als Wächterinnen eingesetzt werden müssen.» Für die Abwehr gegen Bakterien und Pilze kann Harz von den Bäumen gesammelt und eingelagert werden. «Nun beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn ein Bienenjahr geht schnell vorüber und nur, wer ein grosses Bienenvolk mit genug eingelagertem Honig vorweisen kann, übersteht den bevorstehenden Winter», sagt Lehmann.
Mindestens 29 000 Franken müssen für die Produktion her
Ob sein Spiel je auf den Markt kommen wird, hängt nun davon ab, ob Markus Lehmann genügend Geld für die Produktion seines Spiels auftreiben kann. Anfang Mai hat er deshalb auf Wemakeit.com eine Crowdfunding-Aktion gestartet. «Mein Ziel ist es, innerhalb eines Monats mindestens 29 000 Franken zu sammeln.» Wenn er das Geld zusammenkriegt, könne er 1500 Exemplare anfertigen lassen – die Mindestbestellmenge, wie Lehmann präzisiert. «Wie bei einem Crowdfunding typisch, erhalten dann zuerst die Unterstützenden ein Exemplar.»
Produziert werden die Spiele von der Firma Ludo Fact in Deutschland. «Wir sprechen hier von einer klimaneutralen und nachhaltigen Produktion ohne Plastik», betont Lehmann. Eine billigere Produktion etwa in China sei für ihn nicht in Frage gekommen.
Auch der Swisslos-Fonds (BL) hat schon Unterstützungsgelder in Aussicht gestellt. Zudem besteht eine Kooperation mit Diestadtgärtner.de. «Das heisst, dass für jedes verkaufte Spiel ein Quadratmeter bienenfreundliche Wiese angesät wird.»
Damit Markus Lehmann den Crowdfunding-Betrag erreicht, hat er sich einige zusätzliche Etappenziele ausgedacht. Diese sollen das Spiel aufwerten und nebenbei den Finanzierungsbetrag der Crowdfunding-Kampagne möglichst hochtreiben, damit er nicht noch einige Hundert Spiele im Keller lagern muss. Markus Lehmann präzisiert, was genau man sich unter Etappenzielen vorstellen muss: «Sobald zum Beispiel ein Finanzierungsbetrag von 34 000 Franken überschritten wird, gibt es die Holzbienen für alle quasi gratis dazu oder später dickeren Karton oder zusätzliche Karten.»
Sollten von den 1500 produzierten Spielen nicht alle an die Crowdfunding-Supporter und -Supporterinnen gehen, möchte Markus Lehmann die restlichen Spiele online oder über Webshops von bekannten Organisationen wie WWF, Greenpeace oder ProNatura verkaufen versuchen. «Aber eben: Das ist alles Zukunftsmusik. Jetzt hoffe ich erst einmal, dass ich überhaupt das nötige Geld für mein Erstlingswerk zusammen kriege.»
Titelfoto: Christian WalkerMartin Rupf
Senior Editor
martin.rupf@digitecgalaxus.chZweifachpapi, nein drittes Kind in der Familie, Pilzsammler und Fischer, Hardcore-Public-Viewer und Halb-Däne. Was mich interessiert: Das Leben - und zwar das reale, nicht das "Heile-Welt"-Hochglanz-Leben.