Game of the Year
Sollten Erweiterungen/DLCs nominiert werden können?
- Ja13%
- Nein81%
- Unentschlossen6%
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Die prestigeträchtige Preisverleihung «The Game Awards» hat die Nominierungen für das Spiel des Jahres bekanntgegeben. Die diesjährigen Kandidaten werden kontrovers diskutiert. Zu Recht, wie ich finde.
Jedes Jahr finden im Dezember die Game Awards statt. Es ist die grösste Preisverleihung in der Spieleindustrie. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden in der Gaming-Community immer kontrovers diskutiert. Dieses Jahr sorgen bereits die Nominierungen für rote Köpfe. Besonders die Auswahl der Spiele, die für «Game of the Year» ins Rennen gehen, stösst vielen Fans sauer auf. Nominiert sind:
Problematisch ist für viele die Inklusion von «Elden Ring: Shadow of the Erdtree». Dies, weil es kein neues Spiel, sondern lediglich die Erweiterung für «Elden Ring» ist, das ursprünglich 2022 erschien.
Bisher waren Erweiterungen alter Games ausdrücklich von den Awards ausgeschlossen. Für die diesjährige Ausgabe sind jedoch neu auch «Erweiterungen, neue Seasons, DLCs [...] und Remasters in allen Kategorien zugelassen [...]».
Ich finde: Das ist ein riesiger Fehler und absoluter Blödsinn.
Ich kann die Kritik an der Inklusion von «Shadow of the Erdtree» nachvollziehen. Eine wichtige Funktion der Game Awards ist, dass die Show neuen Games die Chance gibt, im Rampenlicht zu stehen und Preise einzuheimsen. Die Studios werden nicht nur für ihre harte Arbeit honoriert, sondern bekommen auch die Möglichkeit, ihre neuen Werke einer breiten Masse vorzustellen – letztes Jahr erreichte die Show einen Bestwert von 118 Millionen Livestreams.
Ich erinnere mich gerne zurück an die Game Awards 2021, an denen «It Takes Two» des kleinen schwedischen Studios Hazelight abgeräumt hat. Das geniale Ko-Op-Spiel hat sich seither über 20 Millionen Mal verkauft. Ich behaupte nicht, dass die Game Awards alleine für diesen immensen Erfolg zuständig sind – aber geschadet hat der Gewinn der «Game of the Year»-Trophäe sicher nicht.
Mit der Entscheidung, dieses Jahr auch Erweiterungen zuzulassen, verliert die Show einen Teil dieser Rampenlicht-Funktion. Damit verliert sie für mich auch an Wert.
«Elden Ring» wurde 2022 an den Game Awards bereits gebührend honoriert. Das Open-World-Soulslike hat damals vier Awards eingeheimst: «Game of the Year», «Best Game Direction», «Best Art Direction» und «Best Role Playing Game».
Dieses Jahr ist die Erweiterung «Shadow of the Erdtree» in genau diesen vier Kategorien wieder nominiert. Ein zwei Jahre altes Spiel nimmt damit in mehreren Kategorien, die es schon gewonnen hat, neuen, frischen Werken den Platz weg.
Das ist unfair. Das ist Schwachsinn.
Besonders bitter ist die Nominierung von «Shadow of the Erdtree», wenn du dir anschaust, welche neuen Spiele anstelle der Erweiterung auf der Liste sein könnten. «Silent Hill 2», «Helldivers II», «Stellar Blade», «Like a Dragon: Infinite Wealth», und, und, und... Viele davon hätten auch in den anderen Kategorien, die von «Shadow of the Erdtree» besetzt werden, eine Chance gehabt. Mein Gamer-Herz blutet.
Und wer weiss, ob «It Takes Two» 2021 überhaupt nominiert worden wäre, wenn damals schon Erweiterungen zugelassen gewesen wären. In jenem Jahr sind nämlich zahlreiche hochkarätige DLCs erschienen – unter anderem zu «Ghost of Tsushima», «Final Fantasy XIV Online», «Final Fantasy VII Remake» und «Doom Eternal».
Aufmerksamen Leserinnen und Lesern wird aufgefallen sein, dass ich «Silent Hill 2» als «neues» Spiel bezeichnet habe, obwohl es ein Remake eines alten PS2-Spiels ist. Handelt es sich hier um Doppelmoral? Hege ich eine persönliche Vendetta gegen «Elden Ring» und möchte dem Spiel nur eins auswischen? Mitnichten.
Ich finde, es gibt einen immensen Unterschied zwischen einem Remake wie «Silent Hill 2» und «Shadow of the Erdtree». «Silent Hill 2» ist eine Neuinterpretation eines klassischen Werkes, das durch das Wiederaufbereiten des Originals etwas komplett Neues schafft. Du kannst das Remake von «Silent Hill 2» spielen, ohne das PS2-Original jemals angefasst zu haben. Mit «Final Fantasy VII Rebirth», das ebenfalls für «Game of the Year» nominiert ist, verhält es sich ähnlich.
Um jedoch «Shadow of the Erdtree» zu zocken und den DLC überhaupt freizuschalten, musst du zuerst «Elden Ring» besitzen und viele Stunden in das Game investiert haben. Das eine kann ohne das andere nicht existieren und funktionieren, ergo sollte es nicht als eigenständiges Werk gegen neue eigenständige Werke antreten.
Trotz meiner Kritik finde ich: Erweiterungen wie «Shadow of the Erdtree» sollten bei Shows wie den Game Awards unbedingt honoriert werden – aber in einer eigenen Kategorie.
Ähnlich macht es die Veranstaltung bereits mit Live-Service-Spielen, die in der Kategorie «Best Ongoing Game» abgehandelt werden und damit neuen Spielen keinen Platz wegnehmen. Wieso nicht auch das gleiche Prozedere mit DLCs?
Neben der Grundsatzdiskussion um die Inklusion von Erweiterungen ist auch die Art und Weise frustrierend, wie die Änderung kommuniziert wurde. Diese wurde einige Tage vor Bekanntgabe der Nominationen in einem unscheinbaren FAQ auf der Webseite der Game Awards platziert. Fast so, als hätte man das Ganze unter den Teppich kehren wollen.
Das schürt wiederum Verschwörungstheorien. Hat Keighley diese Änderung nur durchgewunken, damit sein Kumpel und Director von «Elden Ring», Hidetaka Miyazaki, ein zweites Mal für das gleiche Game abräumen kann? Solche Diskussionen tun dem Ansehen der Game Awards und der Game-Industrie als Ganzes nicht gut.
Ein weiteres Problem: Neben der scheinbar willkürlichen Änderung der Aufnahmekriterien haben die Game Awards bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie ihrer Jury nicht genug Richtlinien bei der Auswahl der Nominierungen geben. Die Jury besteht aus über 100 Medienhäusern und Content Creators, die bei der Nominierung und Auswahl der Gewinnerinnen und Gewinner mitreden.
So wurde letztes Jahr beispielsweise «Dave the Diver» in der Kategorie «Best Indie Game» nominiert, obwohl das Entwicklerstudio Mintrocket alles andere als «Indie» ist und zum Mega-Konzern Nexon gehört. Bei solchen Entscheidungen hinterfragen viele Fans die Fachkompetenz der Jury.
Wenn nun die Regeln bezüglich «Erweiterungen, neuer Seasons, DLCs, Remakes und Remasters» gelockert werden, droht in Zukunft das komplette Chaos bei der Nominierung. Auch das tut dem Ansehen der Game Awards nicht gut. Ich will Game Awards, die neue, frische Ideen zelebrieren, statt immer wieder die gleichen Games und Studios zu feiern.
Sollten Erweiterungen/DLCs nominiert werden können?
Der Wettbewerb ist inzwischen beendet.
Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.