«The Mandalorian», Kapitel 17: Der Apostat – Folgenanalyse
Hintergrund

«The Mandalorian», Kapitel 17: Der Apostat – Folgenanalyse

Luca Fontana
1.3.2023

Genau zwei Jahre, zwei Monate und 13 Tage nach der letzten Ausgabe kommen sie endlich wieder zurück: Die «The Mandalorian»-Folgenbesprechungen. Machen wir den Anfang – mit «Chapter 17: The Apostate».

Eines vorweg: Das ist eine Folgenbesprechung. Mit Spoilern! Wir besprechen nämlich die besten WTF-Momente und Easter Eggs der Folge. Schau dir also zuerst «The Mandalorian – Chapter 17: The Apostate» an, bevor du weiterliest.


Ein eisernes Hämmern im Dunkeln. Dann Flammen. Blaue Flammen, die ihr Licht auf kaltes Gestein in einer Höhle werfen. Darin: Die Waffenmeisterin und Anführerin des Tribes, eines Teiles der Children of the Watch. Mit stoischer Ruhe hämmert sie auf ein Stück Metall, hält es vorsichtig in die blauen Flammen, hämmert erneut darauf ein und kühlt es schliesslich in rituell gereinigtem Wasser ab. Ihr Werk? Ein neuer Helm, der das Gesicht eines Findelkindes für immer vor den Augen der weit, weit entfernten Galaxis verbergen wird. So will es der Weg des Mand'alor, der Kodex der orthodoxen Mandalorianer.

This is the Way.

Die Nacht der Tausend Tränen

Es dauert keine zwei Sekunden, ehe ich mich im neuesten Kapitel des Mandalorianers heimisch fühle. Kein Wunder: In einer Höhle an einem Strand wohnen wir dem Ritus bei, bei dem die Children of the Watch neue Mitglieder aufnehmen. Viele sind das nicht. Die Children gehören nämlich zu den letzten Überlebenden einer aussterbenden Rasse. Die grosse Säuberung, so heisst es, hätte ihren Heimatplaneten, Mandalore, verwüstet und unbewohnbar gemacht.

Schuld daran war das böse Imperium, das sich von der wachsenden Bedrohung durch die tapferen und kriegerischen Mandalorianer zum Handeln gezwungen sah. Überlebt hat die Nacht der Tausend Tränen kaum jemand. Unter den Verschonten waren die Children, eine orthodoxe Gruppe religiöser Eiferer, die sich ohnehin auf dem Mandalore-Mond Concordia versteckt hielten. Was damals, lange vor «Episode IV: A New Hope», eine Gruppe Ausgestossener war, ist neun Jahre nach dem Sturz des Imperiums alles, was vom unbändigen Stolz Mandalores übriggeblieben ist.

In der Nacht der Tausend Tränen wurde ganz Mandalor vom Imperium zerstört und verseucht – so die Geschichten.
In der Nacht der Tausend Tränen wurde ganz Mandalor vom Imperium zerstört und verseucht – so die Geschichten.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Zurück zur Folge. Das Ritual wird von einem gigantischen Echsen-Biest gestört. Die Mandalorianer kämpfen verbissen, aber glücklos. Das Wesen ist zu stark. Zum Glück taucht just in jenem Moment der Held der Serie auf, der diesem Kapitel auch seinen Titel gibt – Din Djarin, der Apostat. Für seinen N-1-Sternjäger ist das Viech leichte Beute. Triumphal und zu den Klängen von Ludwig Göranssons mittlerweile ikonischer Musik senkt sich sein Schiff. Ebenfalls an Bord: Grogu, das machtsensitive Kind.

Jetzt kann die neue Staffel richtig beginnen.

Reise ins Unbekannte

Die Fronten sind schnell geklärt: Din Djarin muss sich seine Wiederaufnahme bei den Children zurückverdienen. Djarin hat nämlich in der zweiten Staffel vor anderen Lebewesen seinen Helm abgenommen und sein Gesicht zu erkennen gegeben – ein grober Verstoss gegen den Weg des Mand'alor. Eine Möglichkeit zur Wiedergutmachung gibt es: auf Mandalore, dem angeblich verseuchten Planeten. Sollte es Djarin gelingen, in den Lebenden Wassern unterhalb der Minen Mandalores zu baden, wird sein Ausschluss aufgehoben. Tatsächlich besitzt Djarin einen grünen Kristall mit mandalorianischen Inschriften. Er soll von der Oberfläche Mandalores stammen, ein Reisender hätte den Kristall geborgen und an Jawas verkauft. Die wiederum verkauften es an Djarin.

Ist Mandalore doch nicht verseucht? Sowas in der Art deutete bereits Bo-Katan Kryze in «Chapter 11: The Heiress an, die Thronerbin Mandalores und eine der wenigen überlebenden Mandalorianern, die nicht zu den Children der Watch gehören. Djarins Reise geht also weiter.

  • Hintergrund

    «The Mandalorian», Staffel 2: Kapitel 11: Die Thronerbin

    von Luca Fontana

Der Hyperraum. Eine alternative Dimension, die nur erreicht werden kann, wenn man sich mit Lichtgeschwindigkeit oder schneller durchs All bewegt. Djarin und Grogu tun das regelmässig, wenn sie die Galaxis bereisen. Doch dann passiert etwas Neues.

Etwas Seltsames.

Es war während der Ära der Hohen Republik, vor etwa 500 Jahren, als der Hyperraum zum ersten Mal erforscht wurde, um die Outer-Rim-Regionen zu katalogisieren. Niemand verstand ihn aber. Selbst später, während der Imperialen Ära, galt der Hyperraum noch als Mysterium, in dem Raum und Zeit nach unbegreiflichen Regeln spielen. Das einzige, was wir mit ziemlicher Sicherheit wissen, ist, dass es die Rakata waren – eine uralte, vor 25 000 Jahren lebende und längst ausgestorbene Rasse –, die den Hyperraum ursprünglich entdeckt hatten. Angeblich wurden sie von Wesen inspiriert, die so selten sind, dass sie selbst heute noch als Märchen gelten: die Purrgil, gigantisch und wahlähnlich, mit Tentakeln und der unmöglich scheinenden Fähigkeit, auf natürliche Art und Weise den Hyperraum zu bereisen.

Als Grogu aus seiner Kuppel im N-1-Sternjäger blickt, sieht er im schimmernden Blau-Weiss des Hyperraums genau das: die dunklen Umrisse mehrerer Purrgils. Heilige Scheisse!

Ein unterschätzter Moment: Diese Purrgils werden noch eine wichtige Rolle in «The Mandalorian» und «Ahsoka» spielen.
Ein unterschätzter Moment: Diese Purrgils werden noch eine wichtige Rolle in «The Mandalorian» und «Ahsoka» spielen.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Was wir da sehen, ist wohl der Beginn des roten Fadens, der uns durch «The Mandalorian» und die ebenfalls dieses Jahr erscheinende Serie «Ahsoka» begleiten wird. Wohin er uns führt? Zu Ezra Bridger und Grossadmiral Thrawn.

Wir erinnern uns: Als das Galaktische Imperium kurz vor «Episode IV: A New Hope» auf dem Höhepunkt seiner Macht steht, wird es zwar vom Imperator regiert, die militärischen Fäden hält aber das taktische Genie Thrawn in Händen. In einem Akt der Selbstopferung gelingt es Padawan Ezra, sich und Thrawn in den Hyperraum und in die Unbekannten Regionen zu katapultieren – mit Hilfe der Purrgil. Seitdem gelten Ezra und Thrawn als vermisst. Jahre später, als das Imperium gestürzt und die Galaxis gerettet scheint, machen sich Ex-Jedi Ahsoka und Mandalorianerin Sabine Wren auf. Ihr Ziel: die Unbekannten Regionen. Dort wollen sie nach Ezra Bridger suchen und ihn nach Hause bringen. Dies, nachdem Ahsoka in «Chapter 13: The Jedi» endlich erste Hinweise auf den Verbleib der beiden gefunden hat.

Das ist der Droide, den ich suche

Ankunft auf Nevarro. Vieles hat sich hier getan, seit die Stadt in der ersten Staffel von «The Mandalorian» ihren ersten Auftritt hatte. Weg sind die heruntergekommenen, schmutzigen und bröckelnden Häuser. Besiegt das alles unterdrückende Imperium. Neu strahlt Nevarro in prächtigem Weiss, die Wirtschaft floriert und die Bewohnerinnen und Bewohner leben ihr geruhsames Leben. Alles dank dem zum Hoch-Magistraten aufgestiegenen Greef Karga, der einst als Agent der Gilde der Kopfgeldjäger Aufträge verteilte – auch an Din Djarin. Mittlerweile verbindet die beiden Männer eine tiefe Freundschaft.

Djarin ist allerdings nicht da, um über alte Zeiten zu quasseln. Der Mandalorianer benötigt die Hilfe des einzigen Droiden im Universum, dem er vertraut: IG-11. In der ersten Staffel wurde der Kopfgeld-Droide angeheuert, um Jagd auf Grogu zu machen. Dann wurde er von Kuiil, einem Ugnaught, der einst Mechaniker fürs Imperium war, gefasst und umprogrammiert. Statt Grogu zu töten, wurde er zu seinem Beschützer. Schliesslich opferte sich der Droide in «Chapter 8: Redemption» gar für Djarin und Grogu. Und zwar hier, auf Nevarro. Genau deshalb ist Djarin da: Um mit IG-11 – und nur mit IG-11 – nach Mandalore zu reisen. Allen anderen Droiden misstraut Djarin; seine Eltern wurden einst von Separatisten-Droiden getötet, ehe er anschliessend als Findelkind zu den Children of the Watch fand.

Im Hintergrund: Die Statue von IG-11, dem selbstlosen Retter von Nevarro.
Im Hintergrund: Die Statue von IG-11, dem selbstlosen Retter von Nevarro.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Das Problem: IG-11 hat sich bei seiner Selbstopferung in die Luft gesprengt. Reparieren können ihn nur Anzellaner – hamstergrosse Aliens, die besonders gute Mechanikerinnen und Mechaniker abgeben. Zum ersten Mal gesehen haben wir sie in «Episode IX: The Rise of Skywalker». Netter kleiner und überaus lustiger Auftritt hier in «The Mandalorian», das zig Jahre vor dem Kinofilm spielt. Die Reparatur setzt jedoch ein Ersatzteil voraus, das nicht mehr hergestellt wird. Djarin zieht weiter, während er wohl sowas wie «Finde Ersatzteil für IG-11» in sein Questlog einträgt, irgendwo zwischen «Geh’ nach Mandalore baden», «Was soll ich eigentlich mit dem Darksaber?» und «Werde die Piraten los».

Apropos Piraten…

Yo Ho! A Pirate's Life for Me!

Natürlich läuft’s auch auf Nevarro nicht schnörkellos. Eine Gruppe von Piraten stiftet hier Unruhe, angeführt von einem, der sich Vane nennt, ein Weequay. Passt: Der berühmteste Pirat des Star-Wars-Franchises heisst Hondo Ohnaka und ist ebenfalls ein Weequay. Dessen erster Auftritt war in «Star Wars: The Clone Wars». Eine noch grössere Rolle bekam er in «Star Wars: Rebels». Beides Animationsserien, die von «The Mandalorian»-Co-Autor Dave Filoni geschaffen worden sind. Ich wäre kein bisschen überrascht, wenn Hondo Ohnaka in dieser dritten Staffel sein Live-Action-Debüt geben würde.

Korrektur, 6.3.2023: Vane ist natürlich kein Weequay, sondern ein Nikto, danke @elsilvan :-).

Bis es so weit ist, verfolgen die jetzigen Piraten Din Djarin durch den Asteroidengürtel über Nevarro. Nicht, dass sie in ihren R-41-Sternjäger eine Chance hätten. Mit seinem N-1-Sternjäger schiesst Djarin in bester «Star Wars»-Manier einen Piraten nach dem anderen ab – bis er sich plötzlich einer riesigen, gekaperten Hammerhead Korvette gegenübersieht. Ihr Captain: der Piratenkönig Gorian Shard, der aussieht wie eine Mischung aus Swamp Thing aus den DC Comics und Atriox aus «Halo».

Wenn du mich fragst, dann ist das der erste Lasat, den wir in «Star Wars» in Live Action zu sehen kriegen.
Wenn du mich fragst, dann ist das der erste Lasat, den wir in «Star Wars» in Live Action zu sehen kriegen.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Wenn ich ganz genau hinschaue, meine ich allerdings, einen Lasat zu erkennen. Sicher bin ich mir nicht; es wäre der erste Lasat in Live-Action-Form. Bisher haben wir nur welche in «Star Wars: Rebels» gesehen. Ihr bekanntester Vertreter ist Garazeb «Zeb» Orrelios, und sein Design geht zurück auf Ralph McQuarries erste und ganz frühe Konzeptzeichnungen Chewbaccas. Tja, was einst für «Episode IV: A New Hope» gedacht war, findet über 40 Jahre später doch noch seinen Weg in Live-Action-Star-Wars.

Dem Piratenkönig entkommt Djarin indes mit Leichtigkeit. N-1-Sternjäger sei Dank. Dass wir Gorian Shard nicht zum letzten Mal gesehen haben, bezweifle ich trotzdem kein bisschen.

Queen of my Castle

Letzte Station: Kalevala, ein Planet im Mandalore-System und die Heimatwelt des Herrscherhauses Kryze, von dem auch die Thronerbin Bo-Katan abstammt. Djarin ist dort, um sich Bo-Katans Gruppe anzuschliessen und mit ihr zusammen Mandalore wieder aufzubauen. Genau das war in Staffel 2 von «The Mandalorian» noch Bo-Katans Plan. Alles, was sie dazu brauchte, war das legendäre Darksaber. Nur so würden sich ihr die wenigen verbleibenden und in der Galaxis verstreuten Mandalorianer anschliessend.

Wieso? Weil das Tragen des Darksabers sie zum Mand’alor machen würde. Das ist nämlich nicht nur eine sagenumwobene Figur des mandalorianischen Volkes, sondern auch ein ehrfurchtgebietender Titel, der dem gebührt, der die kriegerischen Mandalorianer anführt. Vor über tausend Jahren trug ihn Tarre Vizsla, der gleichzeitig auch der erste Mandalorianer war, der im Orden der Jedi aufgenommen wurde. Der Legende nach war er es, der das Darksaber schmiedete, ein von dunklen Energien erfülltes, schwarzes Schwert, das selbst den Lichtschwertern der Jedi standhält. Seitdem ist das Schicksal des Mand’alor eng mit dem des Darksabers verbunden: Wer das Darksaber trägt, trägt das Symbol der Macht Mand’alors und führt damit das Volk der Mandalorianer an.

Bo-Katan Kryze fehlt nur noch das Darksaber, um die Mandalorianer anzuführen – und Din Djarin hat es.
Bo-Katan Kryze fehlt nur noch das Darksaber, um die Mandalorianer anzuführen – und Din Djarin hat es.
Quelle: Disney / Lucasfilm

Aber Bo-Katan hat das Schwert nicht. Din Djarin hat es. Djarin gewann das Schwert im Duell mit dem bösen Imperialen Moff Gideon, der das Schwert zuvor währen der Grossen Säuberung an sich riss. Und Djarin würde Bo-Katan das Schwert ja überlassen, würde die Tradition nicht besagen, dass das Darksaber nur in einem Zweikampf um Leben und Tod übergeben werden darf. Solange Bo-Katan also Djarin, ihren Waffenbruder, nicht in den Rücken fällt, werden ihr die anderen Mandalorianer nicht folgen. Gleichzeitig hat Djarin kein Interesse, die Mandalorianer anzuführen, denn ausgerechnet sein orthodoxer Clan scheint der einzige zu sein, der nichts auf das Darksaber gibt.

Eine Pattsituation. Eine, die Bo-Katan deprimiert auf dem Thron des Hauses Kryze sitzen lässt, ohne Gruppe, der sich Djarin anschliessen könnte. Vorerst scheint er also auf sich alleine gestellt. Mal wieder. Eben:

This is the Way.


Wie hat euch der Start gefallen? Gibt’s noch Easter Eggs, die mir entgangen sind? Schreibt’s in die Kommentare. Nächsten Mittwoch machen wir mit der Folgenbesprechung von «Chapter 18» weiter. Ich jedenfalls kann’s kaum erwarten.

Titelfoto: Disney / Lucasfilm

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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