Umzug mit Haustieren: Die Checkliste für Zwei- und Vierbeiner
10.2.2023
Ein Umzug steht an? Das kann tierisch stressig werden – vor allem wenn du mit Katze, Hund, Hamster & Co. ins neue Zuhause ziehst. Zusammen mit Tierwohl-Expertinnen haben wir eine Checkliste entwickelt, die den Wohnungswechsel sicher und entspannt gestaltet. Für alle Beteiligten.
Katzen reagieren auf örtliche Veränderung am stärksten. Ausserdem muss man zwischen der Haltung von Hauskatzen und der von Freilauf-Katzen unterscheiden. Gut geplant, kann aber ein Wohnungs- oder Revierwechsel problemlos über die Bühne gehen, sagt Tierpsychologin Claudia Kasper.
Vorab: Bereits bei der Wohnungssuche ist abzuklären, ob die Katzen- rsp. Haustierhaltung überhaupt erlaubt ist. Bei Freilauftieren spielen die Bedürfnisse der Katze noch stärker hinein. Das schränkt ein: Die neue Bleibe sollte im Parterre oder im Hochparterre liegen. Bei höhergelegenen Wohnungen wird es schwierig, da du dann eine Katzentreppe installieren müsstest, was oft nicht erlaubt wird. Auch für den Einbau einer Katzentür braucht es eine schriftliche Bewilligung von Vermieter oder Vermieterin. Bei Wohnungskatzen ist vorher abzuklären, ob der Balkon mit einem Netz gesichert werden darf – ein absolutes Muss. Auch hierfür benötigst du eine schriftliche Bestätigung.
Umzug mit Katze: Darauf solltest du achten
Das Packen: Je nach Veranlagung der Katze, können sie die Umzugsvorbereitungen mehr oder weniger verunsichern. Die chaotischen Aspekte jedes Umzugs lassen sich jedoch auch nutzen, denn Katzen lieben Unordnung. Indem man also halb gepackte Schachteln und leere Kartons offen herumstehen lässt, Teppiche vorübergehend einfach auf einen Haufen in einer Ecke wirft und etwas Verpackungsmaterial wie Seidenpapier als Spielzeug anbietet, schafft man erstklassige neue Rückzugs- und Spielmöglichkeiten. Sehr unsichere Katzen kann man sowohl vor als auch nach dem Umzug gut mit Bachblüten unterstützen, die man einfach übers Futter gibt.
Der Umzugstag: Freigänger sollten sicherheitshalber schon einen Tag vor dem Umzug Hausarrest haben, damit sie dann auch sicher da sind, wenn es losgeht. Am Umzugstag ist das Wichtigste, die Katzen an einem sicheren Ort unterzubringen. Falls die neue Wohnung nicht zu weit entfernt liegt, bringt man die Tiere am besten frühmorgens dorthin und sperrt sie mit Futter, Wasser, dem Katzenklo mit der bereits benutzten Streu, ihrer Lieblingsdecke, einem ungewaschenen Pyjama von Herrli oder Frauli und etwas Spielzeug in einem Zimmer ein, das während des Umzugs leer bleibt. Ansonsten tut man dies am alten Wohnort in einem bereits leeren Raum. Es empfiehlt sich sehr, die Zimmertür abzuschliessen und den Schlüssel bei sich zu tragen. Eine heikle Situation – sollte jemand das «Katzenzimmer» betreten müssen, ist es wichtig, dass in diesem Moment Haustür und alle Fenster unbedingt geschlossen sind.
Am neuen Ort: Während der ersten Stunden im neuen Zuhause ist es sicher nicht falsch, die Katzen in einem ruhigen Zimmer einzusperren, solange die Menschen noch mit allerlei Dingen beschäftigt sind. Die meisten Katzen werden sich erst mal verkriechen und sollten einfach in Ruhe gelassen werden. Selbstverständlich kann man nach einer Weile versuchen, sie aus ihrem Versteck zu locken. Ansonsten setzt man sich einfach ruhig in ihre Nähe. Wie lange es dauert, bis sich eine Katze auf Erkundungstour macht, ist abhängig von Faktoren wie Alter, Temperament, Neugier oder Bindung zum Menschen. Meistens wird die Verunsicherung von Katzen in einer neuen Umgebung jedoch unterschätzt. Da Katzen sich über Gerüche und ihr Gehör orientieren, braucht die Gewöhnung Zeit.
Unzählige Freilauftiere gehen nach einem Umzug verloren, weil sie zu früh hinausgelassen wurden und den Weg in ihr neues Zuhause nicht mehr finden. Ein Stubenarrest ist deshalb sinnvoll. Auch wenn sie stundenlang kläglich miauen und rastlos herumtigern, sollte man kein schlechtes Gewissen bekommen. Dieses Verhalten ist nur Ausdruck ihrer Verunsicherung.
«Behalte deshalb gute Nerven und bleib standhaft. Erst wenn sich Katzen völlig unauffällig und normal verhalten und sich sichtlich wohlfühlen, solltest du sie also wieder ins Freie lassen. Das dauert in der Regel mindestens drei Wochen und kann sich bis zu drei Monaten hinziehen», sagt Katzenexpertin Kasper. So bleibt auch genügend Zeit, eine Katzentür einbauen zu lassen. Ist der Tag dann da, an dem die Katze wieder raus darf, ist ein leerer Magen ein guter Grund, sich nicht zu weit von zuhause zu entfernen. Auch ein Regentag hat den Vorteil, dass der Gartentiger nicht allzu grosse Sprünge machen wird.
Umzug mit Hund: Neues Revier, alte Gewohnheiten.
Hektik kommt auf, das Heim und die Lieblingsplätze drinnen wie draussen verschwinden – ein Nervenkitzel: Hunde spüren es sehr stark, wenn der Mensch gestresst ist. Ein Umzug läuft also sicherlich besser mit entsprechender Ruhe. «Bleiben wir entspannt, spiegelt das Tier unser Verhalten«, meint Biologin Lucia Oeschger vom Schweizer Tierschutz, die mich mit ihrer Expertise bei den folgenden Tipps unterstützte.
Vorab: Du mietest? Schon bei der Wohnungssuche, solltest du darauf achten, ob ein Hund (oder mehrere) willkommen ist. Unbedingt schriftlich festhalten. Wer auf Nummer sicher gehen mag, unterhält sich auch mit den zukünftigen Nachbarn und Nachbarinnen vorab, denn wer eventuelle Ängste kennt, kann damit besser umgehen. Spätestens kurz nach dem Einzug dann sollte man sich (und den Wuff) vorstellen.
Auch die Wahl der Wohngegend ist wichtig: Gibt es genug Grünflächen, Hundezonen und Spaziermöglichkeiten? Erkunde mit dem Hund gemeinsam die neue Umgebung – und wenn möglich sogar die neue Behausung – so kann er sich bereits orientieren und besser eingewöhnen. Wichtig: Hundeeltern müssen ihre Tiere bei ihrer Schweizer Wohngemeinde (neu-)anmelden.
Wie schnell ein Hund einen Umzug verkraftet und sich an das neue Zuhause gewöhnt, hängt von Rasse, Charakter, Alter, Veranlagung und bisherigen Erfahrungen etc. ab. Bereits beim Sortieren und Einpacken spürt das Tier, wie sich das Umfeld verändert – das sorgt für ein individuelles Maß an Aufregung. Besonders hektisch wird es am Umzugstag. Wenn möglich, ersparst du das deinem Hund und bringst ihn beim gewohnten Tiersitter oder bekannten Freundinnen, Freunden bzw. Familienangehörigen unter.
Das geht nicht? Dann in der alten Wohnung einen abgetrennten Rückzugsort einrichten, samt Körbchen, Futter, Wasser und Spielzeug. Ausserdem freuen sich die Umzugshelferinnen und -helfer, wenn sie sicher arbeiten können – ohne herumwuselnden oder vielleicht verstimmten Hund, der sie umkreist. Achtet darauf, dass die Türen immer gut verschlossen sind – viele Fellnasen gehen während eines Umzugs verlustig.
Ist es soweit? Dann musst du das Rad nicht neu erfinden. Geh’ beim Transport einfach so vor, wie du es immer handhabst, ob in der Box oder gut gesichert im Auto. In der neuen Bleibe dann gilt: Bleib an seiner Seite. Idealerweise ist der Hund als Rudeltier an den ersten Tagen nicht allein zuhause. Ausgiebige Gassi-Runden sorgen für zusätzliches Wohlfühlflair im zukünftigen Revier. Auch Routine ist für das Wohlbefinden von Hunden sehr wichtig. Führe gewohnte Rituale fort, sei es ein bestimmtes Spiel, die Gassi-Frequenz oder die Fütterungszeiten. Auch sollten gleich neue und fixe Plätze für Körbchen, Decke und Futternäpfe gefunden werden. Nur mit den Leckerlis und zusätzlichen Streicheleinheiten kann man in der Zeit des Umzugs ruhig mal freigiebiger sein.
Hamster, Vogel, Fisch: Kleine Tiere auf großer Tour
Ganz wichtig, auch bei Kleintieren gilt: Jeder Umzug ist eine große Chance die neue Bleibe noch tierfreundlicher, artgerechter und sicherer zu gestalteten. Informiere dich zu diesem Anlass über die ideale Haltung – diese reicht von der ausreichenden Grösse des Geheges bis zum idealen Platz für ein Terrarium. Spoiler: Weder Kaninchen, Hamster, Fisch noch Vogel residieren gerne direkt im Sonnenlicht und an stark frequentierten, lauten oder zugigen Orten in der Wohnung. Auch beim Transport gilt generell: Niemals bei Affenhitze siedeln und die Tiere im Transportbehältnis generell nicht allein im Auto lassen.
Nerven schonen mit Nagern und Kaninchen: My home is my Käfig – Tiere in Gehegen sind beim Umzug genügsamer. Nur am Umzugstag selbst den Stress und Lärmpegel so gering wie möglich halten. Am besten bringst du den Käfig oder Stall vor dem D-Day in eine ruhige Ecke und deckst ihn mit einem luftdurchlässigen Tuch ab. Bestenfalls ziehen Hamster oder Maus im eigenen Käfig um. Häuschen und Verstecke dürfen nicht umkippen und die kleinen Lieblinge verletzen. Alternativ hilft eine ausbruchssichere Pappkiste mit Streu und/oder Heu, Versteckmöglichkeit und ausreichend Wasser und Futter darin.
Kaninchen (sind übrigens keine Nager sondern Hasenartige) und Meerschweinchen haben nochmal andere Bedürfnisse an ihre Unterkunft als Käfigtiere – wobei auch Hamster und Maus regelmäßig Auslauf brauchen.
Artgerecht hält man Meeris und Kaninchen niemals im geschlossenen Käfig (der bestenfalls Rückzugsort und Klokiste ist), sondern mit Auslauf rund um die Uhr. Und: Sie dürfen nie als Einzeltiere gehalten werden. Du kannst bei diesem Tierhaltungsrechner anzeigen lassen, wie viel Platz welche Kleintiere benötigen. Zwei Kaninchen beispielsweise sollten rund um die Uhr mindestens vier, besser sechs Quadratmeter Platz haben. Für den Freilauf in der Wohnung kannst du mit ausreichend vielen Songmics-Gehegeelementen den Platz abstecken. Viele Beispiele für artgerechte Gehege finden sich zudem auf diesen Seiten: Kaninchenwiese und Meerschweinchenwiese.
Übrigens: Egal, was im Mietvertrag steht, «unproblematische Kleintiere» wie Fische, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Vögel dürfen jederzeit in der Mietwohnung gehalten werden», sagt der Schweizer Mieterverband. Und: «Nach Ansicht gewisser Mietrechtsexperten gelten sogar Katzen als unproblematische Kleintiere, solange sie die Wohnung nicht verlassen.»
Umzug mit Vögeln: Da es während des Siedelns laut und stressig werden kann, sollten Ziervögel an einem ruhigen Rückzugsort bis zum endgültigen Umzugstag untergebracht werden. Und dann? Weniger ist mehr, so lautet ausnahmsweise die Devise – aber wirklich nur beim Transportkäfig. So reduziert sich die Verletzungsgefahr, die beim Flattern der gefiederten Freunde entstehen kann. Den Transportkäfig unbedingt mit einem Tuch abdecken, aber darauf achten, dass die Frischluftzufuhr passt. Zugluft ist zu vermeiden, diese birgt gesundheitliche Risiken. Auch Vögel brauchen täglich Freiflug und artgerechte Käfige bzw. Volieren. Vieles, was im Handel angeboten wird, ist schlichtweg zu klein oder birgt Verletzungsgefahren. Hier kannst du nachlesen, was Sittich, Papagei & Co. benötigen, damit es ihnen gut geht.
Wie ein Fisch im Wasser: Damit die Wasserqualität wirklich passt, muss das Aquarium schon in einem optimalen Zustand sein, bevor die Fische wieder einziehen. Abbau, Transport und das Neueinrichten des Beckens können je nach Größe eine erhebliche Zeit dauern. Plane diese grosszügig ein und ziehe den Umzug des Aquariums gegebenenfalls etwas vor. Manchmal ergibt es sich, dass es komplett mit frischem Wasser gefüllt werden muss. Achtung: Erst nach ca. zwei Wochen hat sich das erforderliche Mikroklima dann gebildet. Eine gute Wasserqualität kann schneller erreicht werden, wenn Filtermaterial, Einrichtungselemente und Pflanzen rasch ins neue Becken umgesetzt werden. Weitere Infos zu Fütterung während des Umzugs und hilfreiche Tipps findest du hier.
Titelfoto:Shutterstock/Zivica KerkezJanina Lebiszczak
Autorin von customize mediahouse
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