Pia Seidel
Produkttest

Vom Unsichtbaren zum Must-Have: Der erfolgreichste Schweizer Stuhl im Check

Pia Seidel
25.2.2025

Lange Zeit beachtete ihn niemand, doch jetzt ist er wieder voll im Trend: Der Rey-Stuhl von Dietiker feiert ein Comeback. Das ist jedoch nicht der einzige Grund, warum ich ihn mir zugelegt habe und dir wärmstens empfehle.

Der «Rey»-Stuhl von 1971 gilt als das erfolgreichste Möbelstück der Schweiz und wurde bereits über eine Million Mal verkauft. Entworfen von Bruno Rey für den ältesten Schweizer Möbelhersteller Dietiker, ist er bekannt für seine innovative, schraubenlose Holz-Metall-Verbindung. In den 70ern war er allgegenwärtig – in Tagungsräumen, Schulen, Unis, Bibliotheken und Gemeindezentren. So alltäglich wie ein Türgriff, fiel er kaum auf.

Heute erlebt das stapelbare Stuhldesign eine Renaissance: Es flutet die Pinterest-Feeds, wird in angesagten Concept-Stores wie dem Pariser «Merci» verkauft und steht in trendigen Restaurants. Der neue Hype könnte mit der Wiederentdeckung der 70er-Jahre-Designsprache oder der Zusammenarbeit mit HAY zusammenhängen. Zum 50-Jahr-Jubiläum des Entwurfs tat sich Dietiker mit dem hippen dänischen Unternehmen zusammen und brachte die neue «Rey Collection» mit frischen Farben und angepassten Massen auf den Markt. HAY übernimmt seither den Exportvertrieb des Dietiker-Produkts aus Stein am Rhein, ohne dass sich für den Schweizer Markt etwas ändert. Diese Kooperation bewahrt das Erbe des Rey-Stuhls und sichert ihm einen festen Platz in der heutigen Designwelt.

Weil mir der lückenlose Look und die geschwungene, natürliche Form des «Reys» so gut gefallen, habe ich mir die Dietiker-Version zweimal in Weiss aus massivem Buchenholz sowie Sperrholz bei Galaxus gekauft. Jetzt, fast ein Jahr später, ist es Zeit, ein Fazit zu ziehen.

Dieser Stuhl ist das erste Sitzmöbel mit einer patentierten Aluminiumkonsole, die die Füsse nahtlos mit dem Holzsitz verbindet.
Dieser Stuhl ist das erste Sitzmöbel mit einer patentierten Aluminiumkonsole, die die Füsse nahtlos mit dem Holzsitz verbindet.
Quelle: Pia Seidel

Stilvolles Äusseres mit durchdachter Funktionalität

Es hat zwar ein paar Wochen gedauert, bis der «Rey» endlich bei mir ankam – so ist das eben, wenn man keine Massenware bestellt. Aber das Warten hat sich gelohnt, denn er wurde komplett montiert geliefert, und ich musste mich nicht mit dem Zusammenbau herumschlagen. Was mir sofort ins Auge fiel, war die clevere Verbindungstechnik ohne sichtbare Schrauben oder Beschläge. Klar, das hatte ich schon auf den Fotos gesehen, aber Bilder können ja bekanntlich täuschen. Das Aussehen des Stuhls hat mich sofort begeistert: schlicht und doch mit dem gewissen Etwas dank der abgerundeten Kanten.

Die übergangslose Machart des Rey-Stuhls verleiht ihm einen geschmackvollen Look.
Die übergangslose Machart des Rey-Stuhls verleiht ihm einen geschmackvollen Look.
Quelle: Pia Seidel
Holz und Metall sind dank eines leistungsstarken Klebers fest und ohne Schrauben verbunden.
Holz und Metall sind dank eines leistungsstarken Klebers fest und ohne Schrauben verbunden.

In Weiss passt er perfekt zu meinem Esszimmer im Skandi-Retrostil ein. Er fügt sich mit seinem zurückhaltenden Design aber auch problemlos in viele andere Wohnstile ein. Die Kult-Kollektion Rey von Dietiker umfasst neben Stühlen auch Hocker und Tische, die alle diese typische runde Silhouette haben. Bei Bedarf könnte ich also auch weitere Modelle ergänzen und würde sicher gehen, dass alles miteinander harmoniert.

Komfort und Verarbeitung

Natürlich will ich auf einem Stuhl auch gut sitzen. «Rey» überrascht hier mit seiner bequemen, breiten Sitzfläche, die auch bei längerem Sitzen angenehm bleibt. Die ergonomische Form der Rückenlehne unterstützt meinen Rücken auch ohne Polsterung gut, was ihn ideal für lange Abendessen oder einen ausgedehnten Brunch macht.

Ausserdem ist die Bauweise solide. Das Sitzmöbel ist stapelbar und hat schon einiges mitgemacht: Er hat mir schon einmal ausnahmsweise beim Vorhängeaufhängen oder beim Lampenabstauben geholfen, als ich noch keine stabile Trittleiter hatte. Mit seinen sechs Kilo und der robusten Bauart könnte er wahrscheinlich auch bei anderen körperlichen Aktivitäten standhalten …

Rey lässt sich je nach Ausführung leicht in unterschiedliche Einrichtungsstile integrieren.
Rey lässt sich je nach Ausführung leicht in unterschiedliche Einrichtungsstile integrieren.
Quelle: Pia Seidel
Beim Saugen und Wischen kann ich die Stühle stapeln.
Beim Saugen und Wischen kann ich die Stühle stapeln.
Quelle: Pia Seidel

Der «Rey» hat zwar keine verstellbaren Teile, aber als Esszimmerstuhl braucht er das meiner Meinung nach auch nicht. Wichtig war mir, dass er auf verschiedenen Böden gut funktioniert. Während die Tischfüsse älterer Modelle aus Metall waren, sind die neuen Gleiter aus Kunststoff, was super auf Teppich, Fliesen und Holz funktioniert.

Bis jetzt hat er keinen einzigen Kratzer oder sichtbare Gebrauchsspuren abbekommen. Einmal hat eine neue Jeans versucht, ihn blau zu färben, aber mit einem Putzschwamm war das im Nu wieder weg und er sah aus wie neu.

Nachhaltig, weil langlebig

Seit über 50 Jahren steht Dietiker mit dem «Rey»-Stuhl für herausragende Handwerkskunst und zeitloses Design. Gefertigt aus massivem Buchenholz und FSC-zertifiziertem Sperrholz, wird der Stuhl heute in Ungarn produziert. Dennoch bleibt die Verbindung zur Tradition bestehen, da der «Rey» zur Auffrischung in die ursprüngliche Fabrik geschickt werden kann. Die präzise Verklebung der patentierten Holzteile mit der Druckgusskonsole verleiht dem Stuhl eine beeindruckende Stabilität, die ihn über Generationen hinweg haltbar macht. Dies wird durch die zahlreichen alten «Rey»-Versionen belegt, die in Secondhand-Shops zu finden sind, und unterstreicht die nachhaltige Philosophie hinter diesem Designklassiker.

Fazit

«Rey» verdient den Kultstatus

Die Designikone hat mich sofort mit ihrem zeitlosen, schlichten Aussehen begeistert, das sich harmonisch in viele Wohnstile einfügt. Genauso nahtlos ist ihre schraubenlose Verbindung, die für einen eleganten Look sorgt. Gefertigt aus beschichtetem Massivholz, ist der Stuhl nicht nur robust, sondern auch super pflegeleicht – Flecken verschwinden im Handumdrehen. Erhältlich in verschiedenen Farben und Ausführungen punktet «Rey» durch seine Stapelbarkeit und Funktionalität.

Für mich rechtfertigen die hochwertige Verarbeitung, das Material und die schlaue Verbindungstechnik den Preis. Zugegeben, anfangs war ich versucht, den günstigeren Preis eines schwedischen Möbelhauses zu wählen, aber langfristig habe ich hier eine lohnende Investition getätigt. Ein Designklassiker wie dieser Stuhl behält in der Regel seinen Wert und kann oft zu einem guten Preis weiterverkauft werden, während namenlose Stühle schnell an Wert verlieren, weil der Markt davon übersättigt ist.

Pro

  • nahtloser Look
  • stabile Machart
  • sanfte Silhouette
  • unempfindliche Oberfläche
  • für jede Bodenart geeignet
  • ergonomische Sitzfläche

Contra

  • Wartezeit
  • hoher Preis
Titelbild: Pia Seidel

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