Wahrheit oder Unsinn? 10 Sommer-Mythen im Faktencheck
Ratgeber

Wahrheit oder Unsinn? 10 Sommer-Mythen im Faktencheck

Ich bade nie direkt nach dem Essen und schliesse das Schlafzimmerfenster augenblicklich, sobald das Licht an ist. Zu Recht? Diese und weitere Sommer-Weisheiten auf dem Prüfstand.

Es gibt Regeln, die dir deine Eltern als Kind eingetrichtert haben und dich nie wieder loslassen. Die du seit zig Jahren befolgst und dann auch deinem eigenen Nachwuchs predigst. Ohne sie jemals gross hinterfragt zu haben.

Genau das tue ich nun aber für einmal: hinterfragen und nachfragen. Denn ist es wirklich so gefährlich, kurz nach dem Mittagessen ins Schwimmbecken zu springen? Warum habe ich in all den Jahren trotz mehrfacher Warnung nie eine Blasenentzündung von meiner nassen Badehose bekommen? Und schwirren die Mücken tatsächlich in mein Schlafzimmer, sobald das Licht an ist? Die Antworten auf zehn altbekannte Sommer-Mythen.

1. «Springe nie ins Wasser, ohne dich vorher anzunetzen.»

Das ist tatsächlich zu empfehlen. Denn wer überhitzt ins kühle Wasser springt, stürzt den Körper wegen des Temperaturunterschieds in eine Stresssituation. In den meisten Fällen kann er zwar gut damit umgehen. «Aber es gibt eben leider auch Fälle, in denen es zu Notsituationen im Wasser führt respektive geführt hat», sagt Reto Abächerli von der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft SLRG. Wegen Muskelkrämpfen und Kreislaufproblemen zum Beispiel. «Da sich die Adern schlagartig verengen, kann das Blut nicht mehr richtig zirkulieren.» Im schlimmsten Fall könne das zu einem Kälteschock, Ohnmacht oder sogar einem Herzinfarkt führen. Deshalb: immer annetzen vor dem Baden. «Ist keine Dusche vorhanden: Langsam ins Wasser gehen, die Arme abwechselnd eintauchen und Gesicht und Oberkörper mit dem kühlen Wasser befeuchten, bevor man ganz untertaucht.»

2. «Mit vollem Bauch solltest du nicht schwimmen.»

Auch das ist kein Märchen. Nach dem Essen benötigt der Körper vermehrt Energie zum Verdauen, deshalb fühlst du dich oft müde und träge. «Durch die verminderte Durchblutung des Gehirns können sportliche Betätigungen kurz nach einer Mahlzeit zu Schwindel und Übelkeit führen», erklärt Reto Abächerli von der SLRG. «Schlimmstenfalls wird man im Wasser ohnmächtig und ertrinkt lautlos.» Auch hier: Meistens passiere nichts, ab und zu jedoch schon. Umgekehrt solltest du übrigens auch nicht mit leerem Magen schwimmen, weil auch ein Hungerast (Unterzuckerung) im Wasser gefährlich werden kann.

3. «Von der nassen Badehose bekommst du eine Blasenentzündung.»

Nicht ganz. «Nicht die Nässe, sondern die Kälte ist das Problem», sagt Arzt Dieter Stöckli von der MediX Praxis Friesenberg in Zürich. Er erklärt: Der Unterleib kühle wegen der nassen Badehose ab, die Blutgefässe würden sich darauf verengen, die Durchblutung werde geschwächt. «Das betrifft dann auch die Abwehrzellen im Blut. Die Bakterien gelangen leichter über die Harnröhre zur Blase und können eine Blasenentzündung auslösen.» Daher ist es tatsächlich ratsam, sich nach dem Schwimmen umzuziehen. Frauen sind indes viel mehr von Blasenentzündungen betroffen als Männer: Weil ihre Harnröhre kürzer ist.

4. «Trink etwas Kühles bei der Affenhitze.»

Lieber nicht. Auch wenn dir nach einem erfrischenden Getränk zumute ist, ist das eigentlich kontraproduktiv. Die Reaktion deines Körpers: Er fährt die Wärmeregulierung hoch und braucht dafür Energie. Und Energie erzeugt Wärme – genau das, was wir in diesem Moment nicht wollen. «Am besten etwas Temperiertes trinken», rät Arzt Dieter Stöckli. Gleichzeitig relativiert er: «Mit einem kleinen kalten Getränk zwischendurch kann der Körper aber gut umgehen.» So oder so: Bei Hitze genügend trinken. Alkoholhaltige Getränke zählen allerdings nicht dazu (siehe Punkt 5).

Kontraproduktiv: Trinkst du bei heissen Temperaturen ein kühles Getränk, produziert dein Körper Wärme.
Kontraproduktiv: Trinkst du bei heissen Temperaturen ein kühles Getränk, produziert dein Körper Wärme.
Quelle: Unsplash

5. «Bei Hitze wirst du schneller betrunken.»

Das stimmt. «Wenn wir schwitzen, dehydrieren die Zellen und wir haben weniger Wasser im Körper», sagt Arzt Dieter Stöckli. In der Folge ist der Alkohol im Körper konzentrierter – der Rausch setzt schneller und intensiver ein. Wer dann betrunken ins kühle Wasser springt, hat nicht nur eine verminderte Koordinationsfähigkeit, sondern riskiert auch Kreislaufprobleme (siehe Punkt 1).

6. «In schwarzer Kleidung hast du viel heisser als in heller.»

Richtig. Denn helle Farben wie Weiss reflektieren das Sonnenlicht, Schwarz dagegen absorbiert es, saugt es also auf. Warum tragen dann die Beduinen paradoxerweise schwarze Gewänder in der Wüste? Das hängt weniger mit der Farbe als viel mehr mit der Lockerheit, mit der sie die Kleider tragen, zusammen, berichtet «Spektrum der Wissenschaft» und bezieht sich dabei auf Erkenntnisse eines Forscherteams aus Tel Aviv. Die Gewänder lassen Luft durchströmen, die die Wärme abtransportiert und die Haut kühlt. Also: In eng sitzender, schwarzer Kleidung schwitzen wir bei Sommerhitze mehr als in heller. Am kühlsten ist es jedoch, wenn deine Kleidung locker sitzt und Luft durchlässt. Dann spielt auch die Farbe keine Rolle.

7. «Im und auf dem Wasser bekommst du schneller einen Sonnenbrand.»

Ja, je nach Sonnenstand reflektiere das Wasser zwischen 5 und 50 Prozent des für die Haut schädlichen UV-Lichts, sagt Bettina Schlagenhauff, Fachärztin für Hautkrankheiten und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (SGDV). «Damit bekommt man noch eine Portion mehr ab und riskiert eher einen Sonnenbrand.» Heller Sand und Schnee reflektieren sogar noch stärker.

8. «Je höher der Sonnenschutzfaktor der Sonnencreme, desto länger kannst du an der Sonne bleiben.»

Ein Trugschluss. Richtig ist zwar: Je höher der Sonnenschutzfaktor, desto länger dauert es, bis du einen Sonnenbrand bekommst. Denn der Lichtschutz gibt an, um welchen Faktor deine Eigenschutzzeit – die Zeit bis zur ersten Rötung deiner ungeschützten Haut – verlängert wird. «Als Beispiel kann man sagen: Ein Produkt mit einem Schutzfaktor von 50 ist ungefähr doppelt so stark wie ein Produkt mit Faktor 25», sagt Haut-Expertin Expertin Bettina Schlagenhauff. Das Problem ist aber: Auch ohne Sonnenbrand nimmt deine Haut durch UV-Strahlen Schaden. «Sonnencremes dienen nicht dazu, dass man sich länger in die Sonne legen soll.»

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9. «Im Schatten wird deine Bräune schöner und hält länger.»

Das ist gut möglich und hängt mit dem Melanin zusammen. «Direkte Sonneneinstrahlung schädigt die Haut stärker, es kommt rasch zu einer Abschuppung», erklärt Hautärztin Bettina Schlagenhauff. Damit wird auch das in der Haut produzierte Melanin, das für die Bräune verantwortlich ist, etwas schneller abgestossen. Das frühere Schönheitsideal einer sonnengebräunten Haut sollte aber eigentlich gar nicht mehr gelten, fügt die Expertin an. Heute wisse man, dass regelmässige Sonnen- und Solariumbestrahlung je nach Hauttyp mit einem mehr oder weniger hohen Risiko für eine spätere Hautkrebsentstehung und einer vorzeitigen Hautalterung einhergehe. «Bräune ist immer ein Zeichen einer gewissen Hautschädigung.» Dermatologen raten, sich auch im Schatten immer mit Sonnencreme oder Kleidung zu schützen, insbesondere zwischen 11 und 15 Uhr, wenn die Strahlenbelastung am stärksten ist.

10. «Licht im Schlafzimmer lockt die Mücken an.»

Ein Ammenmärchen, zumindest was die Stechmücken angeht. Die Lampe in deinem Zimmer zieht zwar viele Insekten an, aber keine Mücken, die dich stechen. «Sehr viel häufiger als Stechmücken sind in unseren europäischen Gefilden Zuckmücken, Stelzmücken und Schnaken am Licht anzutreffen», sagt der Entomologe Stefan Ungricht von der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich (NGZH). Und diese würden alle kein Blut saugen, «sie können erst gar nicht stechen, werden aber von der breiten Bevölkerung oft mit Stechmücken verwechselt». Mückenforscher Willem Takken von der Universität Wageningen in den Niederlanden hat zudem herausgefunden, dass Stechmücken eher verstört sind, wenn sie sich in einen hell erleuchteten Raum verirren und sogar weniger stechen, solange das Licht an ist. Sobald die Lampe dann ausgeschaltet ist, beginnt das fiese Surren und die Viecher fliegen zu dem, der am besten riecht.

Falsch gedacht: Licht lockt zwar viele Insekten an – Stechmücken aber nicht.
Falsch gedacht: Licht lockt zwar viele Insekten an – Stechmücken aber nicht.
Quelle: Shutterstock

So falsch habe ich mich also bislang gar nicht verhalten, an den meisten Sommer-Weisheiten ist tatsächlich etwas Wahres dran. Mit einem Gedanken kann ich mich allerdings schwer anfreunden: Im Sommer bei eingestelltem Schlafzimmerlicht nicht mehr nullkommaplötzlich ans Fenster zu rennen, um es zu schliessen, kann ich mir schlicht nicht vorstellen. Aus dieser Mücke werde ich auch künftig noch einen Elefanten machen.

Auftaktbild: Unsplash

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Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.


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