Weniger Geschenke, mehr Besinnung - so geht Weihnachten auch
Meinung

Weniger Geschenke, mehr Besinnung - so geht Weihnachten auch

Oliver Herren
4.12.2024

Jedes Jahr dasselbe: Der Dezember rückt näher, und plötzlich fühlen sich alle verpflichtet, Geschenke zu machen. Doch warum tun wir uns das eigentlich an?

Geschenke zu Weihnachten – ein Ritual, das mehr Stress als Freude bringt. Warum geben wir Geld für Dinge aus, die der Beschenkte oft weder braucht noch will? Ökonomisch und ökologisch unsinnig, führt das Schenken oft zu Frustration auf beiden Seiten. Doch es gibt eine einfache Lösung: Aufhören. Kein Zwang mehr, kein schlechtes Gewissen – nur mehr Zeit füreinander. Das ist doch vielleicht grösste Geschenk von allen.

Und ja, das sage ich als einer, der für einen Onlineshop arbeitet.

Schenken ist Stress pur

Der Dezember beginnt, und keiner weiss, was er eigentlich schenken soll. Dabei wären der Advent und die Weihnachtstage die schönste Zeit des Jahres, um sich zu entspannen, Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen oder einfach mal die Beine hochzulegen. Stattdessen hetzt man durch überfüllte Einkaufszentren oder sucht panisch online nach «dem perfekten Geschenk», und muss dann noch hoffen, dass das Paket auch noch rechtzeitig ankommt.

Und dann? Das Geschenk wird liebevoll übergeben und mit falschem Lächeln angenommen – denn mal ehrlich, wie oft trifft man wirklich ins Schwarze?

Der Beschenkte in der Zwickmühle

Jetzt beginnt das Schauspiel: Der Beschenkte bedankt sich überschwänglich, während er innerlich denkt: «Das brauche ich wirklich nicht». Das Geschenk landet irgendwo in der Ecke, wird vielleicht ein paar Mal benutzt oder gleich weiter verschenkt.

Manchmal bleibt noch die «Mühe», es zu verkaufen – wer hat in dieser Konsumgesellschaft nicht schon von dem einen oder anderen Geschenk profitiert, das man selbst nie wollte?

Ich fand es persönlich immer schwer mich zu verstellen. Eigentlich habe ich es nie hinbekommen. Aber ich habe auch lange gebraucht, bis ich praktisch alle Geschenke, ausser die an Kinder, als sie noch klein waren, losgeworden bin.

Schenken ist ökonomisch und ökologisch ein Desaster

Aus einer rationalen Perspektive ergibt das Schenken keinen Sinn: Geld wird für Dinge ausgegeben, die der Beschenkte sich sonst nie gekauft hätte. Das mag vielleicht nett gemeint sein, ist aber unökonomisch.

Ökologisch betrachtet ist der Geschenke-Wahnsinn eine Katastrophe. Unnötige Ressourcen werden verschwendet, von der Herstellung über den Transport bis hin zur Verpackung – alles für ein Produkt, das niemand wollte oder braucht. Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt – und haben deshalb doch oft schon alles Materielle, was wir uns wünschen.

Und was ist mit Geschenkgutscheinen?

Ein Geschenkgutschein ist ein schlechter Deal. Beispielsweise tauscht du 100 Franken, die man für alles einsetzen kann, gegen 100 Franken, die man nur in einer begrenzten Zeit bei genau einem Anbieter ausgeben kann. Dazu kommt, dass ein bestimmter Prozentsatz dieser Gutscheine niemals eingelöst wird. Ein Verlustgeschäft für alle – ausser für den Anbieter, wie zum Beispiel uns.

Aber Geschenkgutscheine sind auch eine Einladung für Betrüger und Hacker. Systeme zur Verwaltung von Gutscheinen werden ständig angegriffen, was zusätzliche Kosten verursacht – diese werden natürlich an den Endkunden weitergegeben.

Das beste Geschenk: einfach nichts

Die Festtage wären viel entspannter, wenn wir alle einfach auf das Schenken verzichten würden. Kein Stress, kein Zwang, nur wertvolle gemeinsame Zeit mit Familie und Freunden. Wenn du das mal offen ansprichst, wirst du überrascht sein, wie schnell alle zustimmen. Es wäre das grösste Geschenk für alle Beteiligten – jedes Jahr wieder.

Wann Geschenke doch Sinn machen

Wenn es jemanden gibt, der kein eigenes Geld hat, wie zum Beispiel Kinder (bis etwa 12 Jahre), dann können Geschenke noch sinnvoll sein. Aber hier gilt: Weniger ist mehr. Kinder ersticken heutzutage in Bergen von Plastikspielzeug, von dem das meiste nach kurzer Zeit unbeachtet in einer Ecke liegt.

Respektiere, wenn jemand keine Geschenke will

Eine wichtige Regel: Wenn jemand ausdrücklich sagt, dass er oder sie keine Geschenke möchte, respektiere das. Es ist nicht «nett», trotzdem etwas mitzubringen – es ist schlicht respektlos.

Wenn du unbedingt schenken willst…

Falls man unbedingt etwas verschenken will, dann halte ich zwei Optionen für sinnvoll.

Entweder man verschenkt gebrauchte Sachen, die der Beschenkte im Zweifel wieder umtauschen kann – beispielsweise Hier. Das musste dann wenigstens nicht mit wertvollen Ressourcen neu produziert werden.

Oder, noch besser, man verschenkt einfach Geld. Es ist das praktischste Geschenk, denn der oder die Beschenkte kann es genau für das verwenden, was er oder sie wirklich will oder braucht. Kein Stress mit Umtausch, keine Missverständnisse – nur Freiheit für den Empfänger. Und mal ehrlich: Was könnte besser sein, als jemanden mit genau dem zu beschenken, was er sich selbst aussuchen kann?

Man kann übrigens auch Geld stilvoll und kreativ übergeben.

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Fazit: Weihnachten ohne Geschenke?

Am Ende ist der Verzicht auf Geschenke für alle eine Befreiung. Kein Stress, keine unnötigen Ausgaben, keine Ressourcenverschwendung. Stattdessen: mehr Zeit füreinander, und echte Entspannung. Weihnachten könnte so viel schöner sein, wenn wir uns auf das Wesentliche besinnen – und uns vielleicht einfach nichts schenken.

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Cool: Schnittstellen zwischen der realen Welt und der Welt der reinen Informationen aufbauen. Uncool: Mit dem Auto ins Einkaufszentrum fahren, um einzukaufen. Mein Leben ist «online», und das Informationszeitalter ist meine Heimat.


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