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Hintergrund

20 Jahre Google Maps: Viel mehr als eine digitale Landkarte

Vor 20 Jahren erblickte Google Maps das Licht der Welt. Inzwischen ist der Dienst viel mehr als nur eine digitale Landkarte. Daran hat auch die Schweiz ihren Anteil.

2005 erschien Google Maps, 14 Monate später ließen sich die digitalen Karten auch in Europa aufrufen. Die App folgte im darauffolgenden Jahr und seit 2008 weist die Navigation den Weg zum Ziel. Was als Online-Straßenkarte begann, ist inzwischen eine eierlegende Wollmilchsau geworden.

Von der digitalen Straßenkarte zum Multitalent

Bis 2005 war der Falk-Plan das Nonplusultra in der Navigation. Wer sich in einer fremden Stadt wollte, kam um die Stadtpläne mit der besonderen Faltung nicht herum. Inzwischen begegnet mir der Name nur noch auf Reiseführern. Ein Grund dafür ging am 8. Februar 2005 online: Google Maps:

So sah Google Maps 2008 aus.
So sah Google Maps 2008 aus.
Quelle: Google

Die Karten von Google Maps waren nicht nur die digitale Version von Stadtplänen und Straßenkarten auf Papier. Sie waren vor allem kostenlos und für ein riesiges Gebiet verfügbar. Ich musste zwar noch bis zum 26. April 2006 warten, um auch Deutschland auf der Karte im Browser sehen zu können. Aus Gewohnheit und mangels passender mobiler Geräte war es damals noch üblich, Abschnitte aus Google Maps auszudrucken.

Das änderte sich erst Ende 2007. Damals erschien die Mobilversion von Google Maps – zuerst noch für Blackberry- und Palm-Geräte. Die Android-App folgte erst im September 2008. Spätestens dann sollten die Hersteller klassischer Navigationsgeräte weiche Knie bekommen haben. Denn kurz zuvor hatte der Konzern aus Mountain View mit «Google Maps Directions» eine Navigationsfunktion für seinen Kartendienst vorgestellt.

Google Maps 2012 auf dem iPhone
Google Maps 2012 auf dem iPhone
Quelle: Google

Über die Jahre hat Google seinen Maps-Dienst immer weiter ausgebaut. Die Navigation erhielt Echtzeitdaten und schlug bessere Wege vor. 2014 folgten Informationen zu Restaurants, Hotels, Geschäften und Sehenswürdigkeiten – inklusive Kontaktmöglichkeiten, Öffnungszeiten und Informationen zur erwartenden Auslastung. Mit den Daten lässt sich in der Werbung wunderbar Geld verdienen und als Nutzer freue ich mich über viele Erleichterungen.

Street View nicht zu vergessen. Wie oft habe ich mir darüber schon unbekannte Straßen angesehen, um zumindest einen Eindruck von den Parkmöglichkeiten zu bekommen. Das klappte gut, obwohl Street View kurz nach dem Start 2010 in Deutschland eine lange Pause einlegte. Es blieb bei den bis dahin abgelichteten Großstädten. Erst 2023 hat Google seine Bildergalerie der Straßen aktualisiert und auf die gesamte Republik ausgedehnt. Die Bedenken gegen Fotos von Häusern von der Straße aus hatten sich über das Jahrzehnt verstreut.

Auf Google Maps sind nicht nur Straßen, sondern auch Museen, Fußballstadien und andere Sehenswürdigkeiten von innen zu sehen. Hier wird die Allianz-Arena in München abgelichtet.
Auf Google Maps sind nicht nur Straßen, sondern auch Museen, Fußballstadien und andere Sehenswürdigkeiten von innen zu sehen. Hier wird die Allianz-Arena in München abgelichtet.
Quelle: Google

Schweizer Spuren in Google Maps

An Google Maps wird weltweit gearbeitet und so dürfte es auch kaum überraschen, dass zwei Funktionen primär in der Schweiz entwickelt wurden. Bereits 2007 zeigte Google Maps ÖV-Daten der SBB an. Diese Funktion wurde hauptsächlich in Zürich entwickelt und inzwischen ist Google Transit weltweit ein fester Bestandteil des Kartendienstes. Klischee mäßig folgten die Daten der Deutschen Bahn übrigens erst 2012.

Seit 2012 fährt die Deutsche Bahn auch bei Google Maps.
Seit 2012 fährt die Deutsche Bahn auch bei Google Maps.
Quelle: Google

Weniger Verzug hat Deutschland bei einer weiteren Funktion, die ebenfalls primär in der Schweiz entwickelt wurde. 2012 startete die Fahrrad-Navigation als Pilotprojekt und war bereits im darauffolgenden Jahr auch in Deutschland verfügbar.

Angefangen hat aber alles bereits 2006. Damals kaufte Google das Luzerner Geodaten-Unternehmen Endoxon. Dessen bisherige Arbeit ist der Grundstein für Google Maps.

Kartendienst der Superlative auf schwierigen Terrain

Google Maps hat zum 20. Geburtstag über 250 Ländern und Regionen kartografiert. Weltweit nutzen über zwei Milliarden Menschen den Dienst und über 500 Millionen haben Fotos, Bewertungen und andere Dinge beigetragen.

Google zufolge haben sich die Nutzer und Nutzerinnen von Maps im Jahr 2024 über eine Strecke von mehr als einer Billion Kilometer navigieren lassen. Zur Einordnung: der Neptun ist 4,5 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt und mit der Billion verlässt man unser Sonnensystem.

Wenn auch nur die Hälfte der Strecken bei Google Maps klimafreundlicher zurückgelegt wird.
Wenn auch nur die Hälfte der Strecken bei Google Maps klimafreundlicher zurückgelegt wird.
Quelle: Google

Als Kartendienst bewegt sich Google Maps auf einem hochpolitischem Terrain. Denn nicht alle Namen oder Grenzen sind unumstritten. Das wurde zuletzt deutlich, als Donald Trump den Golf von Mexiko in Golf von Amerika umbenennen ließ. Diese Namensänderung ist aber nur von den USA aus sichtbar.

Deutlich schwieriger bei der Bezeichnung eines Meeres, wird es für Google Maps bei der Ziehung von Grenzen, die nicht beidseitig anerkannt sind. Zu welchem Land gehört die Krim seit 2014? Läuft eine Grenze durch die Formosastraße? Die Lösung: Google hält sich an die lokalen Gesetze und zeigt im Zweifel jedem Land an, was es sehen will.

Kaum ein Weg führt an Google Maps vorbei

Abseits der weltpolitischen Fragen hat sich Google Maps zu einem Dienst entwickelt, der aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken ist. Andere Anbieter haben zwar versucht eigene Kartendienste aufzubauen, aber weder Apple Maps noch Bing Maps oder die Petal Maps von Huawei kommen nur in die Nähe der Relevanz des Geburtstagskindes.

Wer eine Wegbeschreibung braucht, einen Blick ins Museum werfen will, die Telefonnummer einer Arztpraxis sucht, einen Tisch im Restaurant reservieren oder einfach durch die Gegend flanieren will – alles das geht in Google Maps. Da spielt es auch keine Rolle, dass viele Dinge auch über andere Apps möglich sind.

Restaurant finden, Speisekarten prüfen, Bewertungen lesen und einen Tisch buchen – alles klappt in der digitalen Landkarte.
Restaurant finden, Speisekarten prüfen, Bewertungen lesen und einen Tisch buchen – alles klappt in der digitalen Landkarte.
Quelle: Google

Wie groß Google Maps inzwischen ist, wurde zuletzt mit dem Digital Markets Act deutlich. Der DMA soll unter anderem Monopolbildungen verhindern und deswegen musste Google die direkte Verknüpfung von Google Maps und seinen Suchergebnissen trennen.

Titelbild: Google

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