
Hintergrund
Einmal wie Daniel Düsentrieb sein: Wenn Kinder erfinderisch werden
von Michael Restin
Ab Sonntag gilt wieder die Sommerzeit. Während Erwachsene sich schnell an die neue Zeit gewöhnen, fällt vielen Kindern die Umstellung nicht einfach. Ein nicht nur ernst gemeinter Zeitumstellungs-Ratgeber.
Mal ehrlich: Weisst du aus dem Stegreif, ob du in der Nacht vom nächsten Samstag auf Sonntag eine Stunde mehr oder weniger Schlaf bekommst? Ich muss es mir selbst bei jeder Zeitumstellung wieder konkret vorstellen. «Also, wenn es länger hell sein soll, dann muss es bei Sonnenuntergang eine Stunde später sein.» Ergo wird die Uhr eine Stunde nach vorne gestellt; uns wird quasi eine Stunde Schlaf geklaut.
So sicher wie das Amen in der Kirche wird zweimal im Jahr über Sinn und Unsinn der Zeitumstellung gestritten. Was vielen nicht bewusst sein dürfte: Die Sommerzeit gibt es in der Schweiz noch gar nicht so lange – erst seit 41 Jahren. Anders als unsere Nachbarstaaten, welche die Sommerzeit 1916 mit dem Ziel einführten, Energie zu sparen, verzichtete die Schweiz darauf. Der Hauptgrund war der Rhythmus der zu melkenden Kühe. Zudem wurden gesundheitliche Folgen gerade auch bei Schülerinnen und Schülern befürchtet. Nachdem viele Staaten die Sommerzeit in der Nachkriegszeit wieder abgeschafft hatten, wurde sie 1980 grossflächig von den heutigen EU-Mitgliedstaaten erneut eingeführt. Die Schweiz folgte erst 1981 und war deswegen während sechs Monaten eine Zeitinsel.
Mit der Zeitumstellerei könnte es nun bald vorbei sein. Denn das Europaparlament hat vor vier Jahren entschieden, sie abzuschaffen. Ob dann in Zukunft immer Winter- oder immer Sommerzeit gilt, kann jedes Land selber bestimmen, wobei davon auszugehen ist, dass sich die Länder untereinander abstimmen werden. Es wird sich zeigen, ob die die Schweiz mitzieht oder wieder zu einer Zeitinsel mutiert.
Doch noch grämen wir Erwachsen uns im Frühling über eine Stunde weniger Schlaf, respektive freuen uns im Herbst darüber, eine Stunde länger im Bett liegen bleiben zu können. Gewöhnlich fällt es uns Erwachsenen relativ leicht, uns an die neue Zeit zu gewöhnen. Ganz anders Kinder, die sich nach nur einem halben Jahr wieder an den neuen Rhythmus gewöhnen müssen.
Eltern können ein Lied davon singen, wie mühsam sich die Zeitumstellung gestaltet. Das Aufstehen am Sonntag ist noch kein Problem, dann wird halt mit den Kindern erst um 10 Uhr (statt 9 Uhr) gebruncht. Beim Zubettgehen wirds schon mühsamer. Um 20 Uhr sollten die Kleinen schlafen, was sie natürlich nicht können und wollen, weil die innere Uhr auf 19 Uhr steht. Der Hammer kommt dann am Montagmorgen. Der Wecker klingelt um 7 Uhr, doch die Kinder haben natürlich überhaupt keine Lust, um gefühlt 6 Uhr aus den Federn zu kommen. Weil wir am Dienstagmorgen nicht wieder das gleiche Drama erleben wollen, pochen wir am Montagabend dann auf das Zubettgehen um 20 Uhr, was sich aber immer noch als schwierig erweist.
Doch es gibt Tricks, wie du deinen Kindern die Zeitumstellung angenehmer gestalten kannst. Hier fünf Vorschläge.
** 1. Zeitumstellung antizipieren**
Die Zeitumstellung quasi antizipieren und simulieren. Sprich mit der Zeitumstellung schon eine Woche vorher schleichend beginnen, damit dann der Schock am Wochenende nicht ganz so gross ist. Dumm nur, dass deine Kinder dann nicht mehr so lange mit den Nachbarskinder spielen können, weil sie bereits um 17 Uhr zum Abendessen erscheinen müssen.
** 2. Kinder auf Effizienz trimmen**
Die Kinder auf die Zeitumstellung vorbereiten und zum Beispiel einen Kompromiss finden. «Ihr dürft bis 7.45 Uhr schlafen, dafür muss es dann aber zackig gehenÏ (was es ganz bestimmt wie immer nicht tut).
** 3. Kinder bis zur Erschöpfung auspowern lassen**
Den ersten Sonntag nach der Zeitumstellung so krass intensiv (an der frischen Luft) gestalten und deine Kinder mit viel zu vielen Eindrücken und Erlebnissen eindecken. So dass sie am Abend völlig erschöpft früher als gewohnt ins Bett wollen und in einen komatösen Schlaf fallen.
** 4. Nacht simulieren**
Kinder sind sich aus den Wintermonaten gewohnt, im Dunkeln einzuschlafen. Also Vorhänge zu oder Rollladen runter. Um die perfekte Nacht zu simulieren, können auf dem Vorhang auch noch Sterne und Mond aufgeklebt werden.
** 5. Attest beim Hausarzt besorgen**
Wenn das alles nichts hilft, kannst du dir vielleicht als Ultima Ratio vom Kinderarzt Zeitumstellungs-Unverträglichkeitszeugnis ausstellen lassen. Dann darf dein Kind eine Stunde später in die Schule kommen. Da es ja nicht jedes Mal eine Stunde länger in der Schule bleiben kann, arbeitet es den restlichen Stoff zu Hause nach.
Last but not least: Solltest du noch gar keine Kinder haben, am besten einfach mit deren Zeugung zuwarten, bis die Abschaffung der Zeitumstellung auch in der Schweiz beschlossene Sache ist.
Zweifachpapi, nein drittes Kind in der Familie, Pilzsammler und Fischer, Hardcore-Public-Viewer und Halb-Däne. Was mich interessiert: Das Leben - und zwar das reale, nicht das "Heile-Welt"-Hochglanz-Leben.