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7 Punkte zu Design – mit Möbeldesigner Elias Van Orshaegen
Welche Verbindung haben kreative Köpfe aus dem Designbereich zu Objekten? Was ist ihr Leitmotiv und was inspiriert sie?
In dieser Beitragsreihe suche ich Antworten auf oben genannte Fragen. Alles im Rahmen eines Interviewformats. Diesmal beantwortet sie mir Elias Van Orshaegen.
Der 28-jährige Möbeldesigner wuchs in der Tischlerei seines Vaters in Belgien auf. Er half nach der Schule, an Wochenenden und sogar in den Ferien aus. Das gefiel ihm mal mehr, mal weniger. Denn die Werkstatt verfolgte einen eher technischen Ansatz. Es wurde alles von Treppen über Fenster bis hin zu Küchen gefertigt, allerdings nur selten Möbel. Freude fand Elias mehr an seinen eigenen Nebenprojekten, wenn er Schwerter, Schilder oder Weihnachtsschmuck umsetzte. Obwohl seine Anfänge noch nichts mit Design zu tun hatten, steckte schon damals ein Designer in ihm. Ein Jahr nach seinem Innenarchitektur-Abschluss gründete er schliesslich 2021 sein eigenes Möbel-Label. Seither bewegt sich seine Arbeit an der Schnittstelle zwischen Handwerk und Kunst.

Quelle: Pia Seidel
Mein Lieblingsstück aus deiner Kollektion ist der «Love Seat». Was ist die Idee dahinter?
Die Bank hat eine Aluminiumoberfläche, einen manuell polierten Edelstahlsockel und eine Kurve in Sitzfläche, die die Menschen zueinander gleiten lassen soll. Es gab schon einmal einen ähnlichen Entwurf, den geschwungenen «Tête-à-tête»-Stuhl vom amerikanischen Tischler John Henry Belter. Seine Kurve sorgte hingegen dafür, dass sich die nebeneinander Sitzenden in die Augen schauen und diskret ein Gespräch führen können.
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
Quelle: Pia Seidel
Welches deiner Objekte ist dein Favorit?
Für mich ist das wertvollste Stück der Tisch aus der «Soona»-Kollektion. Ich habe ihn nach dem «Love Seat» entworfen und darin meine Reise nach Mexiko übersetzt. Ich bin dafür zum ersten Mal nach einer sechsjährigen Pause wieder in die Schreinerei meines Vaters zurückgekehrt, um die Gussformen aus Holz zu bauen. Beim Betongiessen habe ich einen eher primitiven Ansatz gewählt, der aber gleichzeitig sehr technisch ist und viel Tischlerarbeit erfordert. Diese Technik verleiht dem Material eine Tiefe und Haptik, die ich bis jetzt nirgendwo gesehen habe. Sie lässt sich im Gegensatz zum Zweiersitz «Love Seat» nicht so einfach kopieren.
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
Quelle: Pia Seidel
Was ist dein Leitmotiv beim Entwerfen?
Ich möchte etwas schaffen, an das ich glaube und einzigartige Konzepte wie die des «Soona Bistro Tables» entwickeln, die eine Daseinsberechtigung haben und skulpturale Aspekte mit technischen verbinden.
Was ist für dich eine unerwartete Inspirationsquelle?
Die Gastronomie. Ich habe einige Freunde, die in Spitzenküchen arbeiten und es fasziniert mich, wie hart sie daran arbeiten, alles auf den Punkt zu bringen. Das Essen, das Kerzenlicht, die Musik und das alles zu einer sehr spezifischen Zeit. In meinem Kopf vergleiche ich es oft mit dem, was ich tue, und schätze ihre Arbeit noch mehr, weil ich kein vergleichbares Zeitfenster habe.
Hast du in letzter Zeit etwas Gutes im Designbereich gesehen?
Ja, das Mix Brussels Hotel von dem Innenarchitekten Lionel Jadot. Es befindet sich im ikonischen Gebäude La Royale Belge, aber es könnte überall auf der Welt sein. Fast alles darin, von den Stühlen bis zu den Türklinken, ist das Werk eines unabhängigen belgischen Designschaffenden. Nichts ist aus einem Katalog und jedes Zimmer sieht anders aus.

Quelle: Mix Brussels
Beende den Satz: «Design braucht mehr …»
Handwerkskunst, Relevanz und Zeitlosigkeit, weniger trendbasiertes Design-thinking. Designerinnen und Designer sind auch wichtig, aber wir brauchen wieder mehr Spezialisten, die in ihrem Atelier tatsächlich einen Entwurf erstellen können.
Eine gute Designerin, ein guter Designer zu sein bedeutet …?
Neugierig zu bleiben, dazulernen zu wollen und sich ständig herauszufordern.
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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.