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Von Vulkanen zu den Alpen – Wenn mexikanisches Design auf die Schweiz trifft
Paulina Reséndiz setzt sich für bewusstes, nachhaltiges Design ein, das in der Tradition verwurzelt ist. In ihrer Galerie, dem «Basalto Collective», präsentiert sie Stücke, die nicht nur schön sind, sondern auch eine tiefere Verbindung zur kulturellen Identität ihrer Heimat aufweisen.
Auf den ersten Blick liegen Mexiko und die Schweiz weit auseinander, aber sie teilen mehr, als du denkst. Beide Länder haben eine Liebe zum Handwerk, ein tiefes Wissen über Materialien und Techniken sowie eine Leidenschaft für Innovation. Diese Gemeinsamkeiten bildeten die Grundlage für die letztjährige Ausstellung «Echoes». Sie überwand geografische Grenzen und vertiefte den kulturellen Austausch zwischen den beiden Gestaltungswelten. Diese Ausstellung war die erste von Paulina Reséndiz, die mit ihrer Galerie Basalto Collective in Zürich mexikanisches Design fördern und gleichzeitig Brücken zu Schweizer Designschaffenden bauen möchte.
In diesem Jahr sind die mexikanischen Werke von Basalto Collective zusammen mit südafrikanischer Kunst in der Zürcher Galerie Anthracite ausgestellt. Dort habe ich Paulina persönlich getroffen, um mehr über ihre Arbeit als Kuratorin und ihr Designleitmotiv zu erfahren.
Inwiefern verkörpert der Name «Basalto Collective» die Philosophie der Galerie?
Paulina Reséndiz: Basalt, auf Spanisch «Basalto», ist ein robustes Vulkangestein, das weltweit vorkommt. Es ist jedoch besonders fest in der mexikanischen Kultur verankert, da es dort seit Jahrhunderten genutzt wird, beispielsweise für Molcajetes, traditionelle Steinmörser. Der Name «Basalto» ist besonders passend, weil er die Idee verkörpert, mexikanische Designs zu zeigen, die weltweit Anklang finden können. «Collective» unterstreicht den gemeinschaftlichen Ansatz, an dem viele Gestalterinnen und Gestalter beteiligt sind.

Quelle: Pia Seidel
Wie bist du zum Design gekommen?
Als Kind habe ich gerne mit meinem Vater gebastelt, vor allem technische Sachen wie kleine Autos. Eigentlich wollte ich zuerst Ingenieurwesen studieren, aber dann brachte er mir eines Tages ein inspirierendes Designbuch aus Mailand mit. Das hat mich fasziniert und mir gezeigt, wie vielseitig Gestaltung sein kann. Also entschied ich mich für Industriedesign, weil ich es liebe, praktisch zu arbeiten.
Hast du jemals darüber nachgedacht, einen anderen Karriereweg einzuschlagen?
Klar! Ich wollte mal Architektur studieren, weil das so schön rational und zahlenbasiert ist. Aber wer weiss, vielleicht ergibt sich da ja noch was in der Zukunft. Wichtig ist mir, mit den richtigen Leuten zusammenzuarbeiten – du musst nicht alles selbst können. Bei Esrawe Studio habe ich beispielsweise eng mit Architektinnen und Architekten zusammengearbeitet. Wir haben Möbel für coole Projekte wie Hotels und das Chrysler Building in New York entwickelt. Es war toll zu sehen, wie Design und Architektur miteinander verschmelzen.
Wichtig ist mir, mit den richtigen Leuten zusammenzuarbeiten – du musst nicht alles selbst können.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
Was machst du, wenn dir die Inspiration fehlt?
Wenn mir die Ideen ausgehen, reise ich gerne und besuche Messen, auch wenn diese manchmal überwältigend sein können. Museen sind ebenfalls grossartig. Eine meiner besten Reisen war mit meiner Schwester ins Tate Museum in London – dort hatte ich viele neue Einfälle. Es ist wichtig, den Moment zu geniessen und offen für neue Eindrücke zu sein, da es immer wieder Neues zu entdecken gibt.
Was war das letzte spannende Stück, das du gesehen hast?
Ein reich verzierter, handgefertigter Schrank im MAC Museum in Wien. Er ist ein beeindruckendes Beispiel barocker Handwerkskunst.
Welche zeitgenössische Designrichtung wird deiner Meinung nach bleiben?
Ich finde, dass das «intended design» – also eine bewusste und durchdachte Art des Gestaltens – auf jeden Fall bleiben sollte, egal welche Trends gerade angesagt sind. Gestalterinnen und Gestalter achten mehr auf Nachhaltigkeit und massgeschneiderte Stücke statt Massenproduktion. Ein Beispiel sind die kleinen Werke von Federico Stefanovich, die aus Materialresten seiner Kronleuchter entstanden. Es ist super, dass die kreativen Köpfe ihren eigenen Kreislauf im Blick haben und etwas aus ihren Ressourcen machen.
Ich finde, dass das «intended design» – also eine bewusste und durchdachte Art des Gestaltens – auf jeden Fall bleiben sollte, egal welche Trends gerade angesagt sind.

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel

Quelle: Pia Seidel
Beende den Satz «Alle Designs sollten …»
bewusst sein. In der Flut neuer Entwürfe liegt es an uns, Gestalterinnen und Gestaltern, echten Mehrwert zu schaffen. Bei Basalto präsentiere ich Stücke, die Geschichten erzählen und beim Betrachten an ihre Bedeutung erinnern. Wenn kreative Köpfe lokal in kleinen Werkstätten produzieren, geht es um mehr als nur Design – es geht um die Bewahrung von Traditionen, Techniken und das Kommunizieren von Botschaften. Comité de Proyectos übernimmt beispielsweise Verantwortung, indem es wichtige gesellschaftliche und feministische Themen aus schwierigen Teilen Mexikos in kunstvolle, lokal gefertigte Werke verwandelt und so Gespräche anregt.
In dieser Beitragsreihe beantworten Designerinnen und Designer Fragen rund um das Thema Design und gewähren Einblicke in ihre kreative Welt und Arbeitsweise. Alles im Rahmen eines Interview-Formats.
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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit.