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85 Grad Celsius... Wie ich meine Voodoo-2-3D-Beschleuniger runterkühle
![Martin Jud](/im/Files/3/9/8/9/8/5/2/7/joa.png?impolicy=avatar&resizeWidth=40)
Heiss, heisser, 3dfx Voodoo 2: In meinem Retro-Big-Tower-PC stecken gleich zwei 3D-Beschleuniger. Dank SLI-Verbund kann ich damit Quake II mit 1024 x 768 Pixel zocken. Doch leider werden die beiden dabei verdammt heiss.
Ende der 1990er habe ich mir sehnlichst einen Voodoo-2-PC gewünscht. Also einen Gaming-PC mit Grafikbeschleuniger-Chips aus dem Hause 3dfx Interactive. Damit hätte ich damals aktuelle AAA-Titel dank der Glide-Grafikschnittstelle in noch nie dagewesener 3D-Qualität gezockt. Mit höchsten Details und 800 x 600 Pixel. Oder mit sagenumwobenen 1024 x 768 Pixel, was allerdings nur mit gleich zwei Karten im SLI-Verbund geht.
Obschon ich in meiner Jugend nebenbei PC-Doktor spielte und in einer Schlosserei aushalf, reichte mein Taschengeld dafür nicht aus. Schon gar nicht für zwei plus entsprechend starkem Intel- oder AMD-Prozessor zur Seite. Alleine der Neupreis einer einzelnen Voodoo-2-Karte mit zwölf Megabyte EDO DRAM betrug 1998 um die 340 Schweizer Franken.
Gegen ein Vierteljahrhundert später kosten die 3D-Karten noch immer – oder wieder – gegen die Hälfte des Neupreises. Dennoch habe ich mir meinen Traum mittlerweile erfüllt und für rund 1250 Schweizer Franken einen Retro-Big-Tower-Gaming-PC von Grund auf zusammengebaut. Darin stecken unter anderem auch zwei Voodoo-2-Grafikbeschleuniger des Typs Gainward Dragon 3000.
Im Big-Tower-AT-Gehäuse steckt folgende Hardware: Super Socket 7 Motherboard Tyan S1590 Trinity 100 AT, Intel Pentium MMX 233 Prozessor, 384 MB RAM, Matrox Millennium II Grafikkarte, 2 × Gainward Dragon 3000 (3dfx Voodoo 2), Creative Sound Blaster AWE32 PNP CT3670, 2 × Festplatte Maxtor DiamondMax VL 40 30.7 GB, CD-ROM-Laufwerk Sony CDU77E, 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk, 5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk Teac FD-55GFR, Super Disk Drive Panasonic LKM-F934-1, Iomega Zip Drive, Netzteil Seasonic Prime PX-450 Fanless.Suboptimal: Temperatur und Skalierung der 3D-Beschleuniger
Wo Licht ist, ist auch Schatten. So macht mich mein neuer Big Tower glücklich, jedoch ist er noch nicht perfekt.
Zwei Dinge stören mich:
- Die Temperatur der beiden Dragon 3000 ist zu hoch. Nach 20 Minuten Dauerauslastung beim Zocken von Unreal beträgt sie bis 85,4 Grad Celsius. Die Karten sind zwar für ihre hohe Hitzeentwicklung bekannt, dennoch ist das nicht gut. Es lässt die Hardware schneller altern.
- Der Prozessor, ein Intel Pentium MMX 233, wirkt als 3D-Beschleuniger-Bremse. Er ist mit seiner Taktfrequenz von 233 MHz ein Bottleneck – die Leistung der Voodoo-Karten skaliert erheblich mit der Stärke der CPU.
Die Prozessorwahl ist mit dem Pentium MMX mit 233 MHz rückblickend gesehen etwas ungünstig. Mein Gedanke bei der Wahl galt der Idee eines hybriden Gaming-PCs. Einem, der sowohl die meisten DOS-Games wie auch Windows-Games der 1990er beherrscht. Und da einige DOS-Games mit schnelleren Prozessoren Probleme bekommen, habe ich mich für diese Intel-CPU entschieden. Was ich damals nicht bedachte, war, dass ich irgendwann auch Lust bekommen könnte, «neuere» Games mit Glide-Unterstützung zu spielen. Wie etwa Diablo II von 2000, das mit 3dfx Glide so gut aussieht wie mit keiner anderen Grafikschnittstelle.
![Links Diablo II mit Direct3D und rechts mit Glide gerendert.](/im/Files/4/6/5/9/8/0/7/3/steam_glide_diablo_ii.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Quelle: steamcommunity.com
Noch krasser fällt der Qualitäts-Unterschied aus, wenn ich Software gerenderte Games mit Glide vergleiche. Das entspricht der Qualität, welche ich mir Ende der 1990er gewohnt war. Allerdings weniger flüssig als im Vergleichsvideo von Need for Speed II SE zu sehen.
Was mir bis vor kurzem nicht in den Sinn kam; es gibt Software, mit der ich die CPU für DOS-Games runtertakten kann. Daher werde ich den PC mit einem AMD K6-2 mit 550 MHz aufrüsten. Danach gibt es natürlich Benchmarks zur Leistung vor und nach dem Upgrade. Doch eins nach dem anderen – zuerst löse ich das Hitzeproblem.
Drei kleine Noctua-Lüfter: Grosser Auftritt?
Was bei meinen Voodoo-2-Karten, den Gainward Dragon 3000, anders als bei den meisten anderen ist: Die Position der drei Chips weicht vom Referenzdesign ab. Die sind normalerweise in einem symmetrischen Dreieck angeordnet und liegen etwas weiter auseinander. Ausserdem ist der Takt des DRAM auf 110 MHz erhöht. Der liegt normalerweise bei 90, 93 oder 100 MHz.
![Voodoo-2-3D-Beschleuniger Gainward Dragon 3000](/im/Files/4/6/5/9/8/2/6/8/3dfx_Voodoo_2_Gainward_Dragon_3000_DSC06904JUDM.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Der grösste, sichtbare Unterschied zum Referenzdesign liegt allerdings darin, dass jede der Dragon-Karten von Haus aus für jeden 3dfx-Chip über einen grünen, eloxierten Aluminiumkühler verfügt. Also drei pro Stück. Bei den Chips handelt es sich um Texture Mapping Units, die mit 90 MHz takten. Ihnen stehen acht Megabyte Texturspeicher und vier Megabyte Bildspeicher zur Seite.
Sehr schön, haben meine Karten bereits Kühler. Das bedeutet einerseits, dass ich nun keine eigenhändig montieren muss. Und andererseits, dass die Temperatur einer Referenzdesign-Karte nochmals einiges höher sein dürfte.
![Die Durchschnittstemperatur eines 3dfx-Chips beträgt ungekühlt 64 Grad Celsius.](/im/Files/4/6/6/0/0/1/6/1/voodoo_2_sli_64gc.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Bevor es mit dem Lüfter-Upgrade losgeht, werfe ich einen zweiten Blick auf die geschossenen Wärmebilder. Nebst der Höchsttemperatur von 85,4 Grad Celsius, die sich oberhalb des rechten 3dfx-Chips befindet, merke ich mir die Durchschnittstemperatur eines einzelnen Chips: 64 Grad Celsius.
Für mein Kühlprojekt setze ich auf drei kleine Nocuta-Lüfter, die maximal 17,9 dB laut werden. Sie sind also bei geschlossenem Gehäuse kaum zu hören, was für mich überaus wichtig ist – daher stecken auch ein lüfterloses Netzteil und nur weitere leise Lüfter von Noiseblocker im Gehäuse. Dass die Lüfter vier auf vier Zentimeter gross sind, kommt daher, dass ich mit dieser Dimension etwas mehr als beide Karten und die Kühler mit Luft beliefern kann. Darüber hinaus decke ich sämtliche Chips/Kühler ab, wenn ich drei Lüfter nebeneinander einsetze.
Lüfter-Montage
Wirklich Gedanken zur Montage mache ich mir erst jetzt, wo es soweit ist. Vor meinem geistigen Auge tauchen Leim, Klett- und Reissverschluss, Schrauben und weitere Dinge auf. Ich entscheide mich jedoch dafür, auf Kabelbinder zu setzen.
![Drei Noctua NF-A4x10 FLX halten dank Kabelbinder zusammen.](/im/Files/4/6/6/0/0/6/3/6/3_x_Noctua_NF-A4x10_FLX_DSC08177JUDM.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
So, die drei Noctuas halten nun zusammen. Ich hoffe, dass sie gleich mit viel Teamgeist gemeinsam für frischen Wind sorgen. Doch wie bringe ich dieses Trio an den Karten an?
Wo ich sie anbringe, ist indes bereits geklärt, denn ich sehe nur eine Möglichkeit. Auf vogons.org habe ich gesehen, dass einige Voodoo-Besitzer ihren Karten frische Luft seitlich vom Kartenende her spendieren. Doch werde ich mit dem geplanten CPU-Upgrade auch einen grösseren Prozessor-Kühler und -Lüfter montieren, weshalb da kein Platz für die drei Voodoo-Lüfter ist.
Ich montiere sie an der langen Seite. Ebenfalls mit Kabelbindern:
![Kabelbinder schön vorsichtig anziehen...](/im/Files/4/6/6/0/1/1/1/2/DSC08187.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Aus zwei Kabelbindern mache ich einen langen und befestige die Lüfter damit um die Karten auf der rechten Seite. Dabei ziehe ich die Binder vorsichtig zu, bis die Lüfter satt sitzen. Ich will nichts an den Voodoo-2-Karten kaputtmachen. Mit einem zweiten Doppel-Kabelbinder sichere ich das Lüfter-Trio auch noch links um den SLI-Anschluss ab.
Der Lüftertest: Alles cool?
Wenige Minuten später hängen die drei Lüfter dank genügend 4-Pin-Molex-zu-3-Pin-Lüfter-Adapter am Netzteil. Ich schalte den PC ein und sie tun ihre Arbeit. Ich schliesse das Gehäuse und spiele zwanzig Minuten Unreal, wie ich es bereits vor dem ersten Wärmebild-Shooting tat.
Dann öffne ich das Gehäuse:
![Am wärmsten ist die Matrox Millenium II mit bis 50,3 Grad Celsius. Und die auf dem Bild nicht zu sehende CPU mit 52 Grad Celsius.](/im/Files/4/6/6/0/2/7/2/1/voodoo_2_sli_50gc.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Die höchste Temperatur ist auf dem Bild oberhalb der beiden Voodoo-2-Karten – beziehungsweise oberhalb der drei zu erkennenden Lüfter – auszumachen. Bei meiner für 2D-Grafik verantwortlichen Matrox Millennium II von 1997 messe ich bis 50,3 Grad Celsius. Die CPU, hier vom Festplattenkäfig verdeckt, läuft laut der Software SiSoft Sandra 99 mit 52 Grad Celsius.
Doch wie geht es den beiden Voodoo-2-Karten?
Hier die auf dem Titelbild zu sehende heisseste Stelle:
![Höchsttemperatur: 48,2 Grad Celsius.](/im/Files/4/6/6/0/3/1/3/3/voodoo_2_sli_48gc.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Da sind es nur noch 48,2 Grad Celsius. Die heisseste Stelle wird durch die Lüfter um 37,2 Grad gekühlt.
Sehr schön – und was ist mit der Durchschnittstemperatur eines Chips?
![Voodoo-2-3dfx-Chip mit aktiver Kühlung.](/im/Files/4/6/6/0/3/4/6/8/voodoo_2_sli_41gc.jpg?impolicy=resize&resizeWidth=430)
Der heisseste 3dfx-Chip hat nun nur noch 41,4 Grad Celsius – das sind 22,6 Grad weniger. Somit hat sich mein Lüfter-Upgrade absolut gelohnt.
Mal sehen, ob ich den 3D-Karten beim kommenden CPU-Upgrade zusätzlich Beine machen kann. Jetzt, wo sie cool laufen, spiele ich sogar mit dem Gedanken die Karten auch mal zu übertakten...
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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.