Analyse mit Schwächen: «Sleep Analyzer» von Withings im Test
Produkttest

Analyse mit Schwächen: «Sleep Analyzer» von Withings im Test

Der «Sleep Analzyer» von Withings liegt unter der Matratze und sammelt Daten zu deinem Schlaf. Er liefert interessante Erkenntnisse. Eine smarte Uhr wäre aber genauer.

Guter Schlaf gilt als Schlüssel für ein gesundes und damit oft auch langes Leben. Kein Wunder also, dass es immer mehr Gadgets gibt, mit denen sich der eigene Schlaf messen und überwachen lässt. Die Schlafmatte von Withings hat den Charme, dass du sie nicht direkt am Körper hast. Ich habe sie getestet.

Installation

Der «Sleep Analyzer» kommt in einer ansprechenden Verpackung. Für einen Preis von um die 120 Franken oder Euro (Stand Oktober 2024) gibt es beim Auspacken ein fast schon Apple-mässiges Unbox-Erlebnis. Der Karton ist stabil, hat einen magnetischen Verschluss und ist schön eingeräumt, die Kurzanleitung steckt in einem Fach im Deckel. Für das USB-Kabel der Matte gibt es zwei Stecker: einen für die EU und einen Typ-G-Stecker für Grossbritannien.

Das Unboxing vermittelt Wertigkeit. In der Schachtel sind die Matte, ein Kabel, die Anleitung und zwei Netzteile.
Das Unboxing vermittelt Wertigkeit. In der Schachtel sind die Matte, ein Kabel, die Anleitung und zwei Netzteile.

Auf der Kurzanleitung führt mich ein QR-Code zur «Withings Health Mate»-App, die ich mir auf mein iPhone lade. Ohne das Anlegen eines neuen Nutzeraccounts ist dort nichts zu machen. Einige Daten wie Körpergewicht, Alter und Grösse muss ich nicht neu eingeben, sondern kann sie aus der «Health»-App von Apple ziehen lassen. Die Integration hat Withings gut gelöst. Auch «Google Fit» soll mit Withings kompatibel sein, das habe ich aber nicht ausprobiert.

Nach der Software widme ich mich der Hardware. Der «Sleep Analyzer» ist eine Stoffmatte, gut 60 Zentimeter lang und 20 Zentimeter breit. An einem Ende ist die Matte etwas dicker, zirka fünf Zentimeter. Dort steckt ein flaches Kästchen in einer Tasche. Am Kästchen hängt ein rund zwei Meter langes graues Kabel. Per USB-A und dem mitgelieferten Stecker-Adapter liefert es Strom für die Schlafmatte.

Gemäss Schritt-für-Schritt-Anleitung in der Withings-App soll ich den «Sleep Analyzer» unter meine Matratze legen, das Sensor-Kästchen zur Aussenseite des Bettes. Im Idealfall liegt die Matte auf Herzhöhe. Das klappt bei meinem Lattenrost nur so ungefähr. Denn ich habe im Schulterbereich des Lattenrostes eine andere Konstruktion als Latten. Diese unterstützt das Einsinken der Schulter. Lege ich den «Sleep Analyzer» darauf, wäre die Funktion beeinträchtigt. Ich muss sie deshalb etwa eine Handbreit zu weit unten positionieren.

Ich muss die Schlafmatte etwas tiefer positionieren als es ideal wäre.
Ich muss die Schlafmatte etwas tiefer positionieren als es ideal wäre.

Nach einem weiteren Klick in der App beginnt die Kalibration. Währenddessen soll ich nicht auf dem Bett sitzen, um die Drucksensoren nicht zu irritieren. Okay, denke ich, die werden mein Gewicht später ohnehin noch spüren, wenn ich mich ins Bett lege.

Das war’s auch schon in Sachen Installation. Jetzt kann das Sammeln von Daten beginnen. Die Matte unter der Matratze misst jetzt die Wellen, die mein Herzschlag aussendet und zeichnet diese auf. Und das Mikrofon im kleinen Kästchen lauscht, ob ich schnarche.

Im grauen Stoff steckt die Technik: eine Steuerung und ein Luftkissen, das sich aufbläst. Aber keine Sorge, es ist leise, das du das nicht hörst.
Im grauen Stoff steckt die Technik: eine Steuerung und ein Luftkissen, das sich aufbläst. Aber keine Sorge, es ist leise, das du das nicht hörst.

Die Daten der Nacht

Nach dem Aufwachen verbindet sich der «Sleep Analyzer» per Bluetooth mit meinem Smartphone und überträgt die Daten der Nacht. Ich bekomme einen «Schlafqualitäts-Index». Er setzt sich aus vier Faktoren zusammen:

  • Dauer
  • Tiefe
  • Regelmässigkeit
  • Unterbrechungen

Maximal kann ich 100 Punkte erreichen. Abzüge gibt es zum Beispiel, wenn ich in einer Nacht zu wenig Tiefschlafphasen oder zu viele Unterbrechungen hatte. Oder wenn die Matte unter meiner Matratze gemessen hat, dass ich bis zum Einschlafen zu viel Zeit gebraucht habe. Sie weiss nicht, dass ich zwar im Bett lag, aber noch ein wenig in meinem spannenden Thriller gelesen habe. Hier musst du manuell nachkorrigieren, wenn du den «wahren» Schlafqualitätsindex wissen willst. Da sind andere Gadgets wie smarte Ringe oder Smartwatches inzwischen weiter.

Mit etwas Vorschlaf auf der Couch komme ich auf viele Schlafstunden; die App kreidet mir aber negativ an, dass ich zum Weiterschlafen dann doch ins Bett gewechselt bin.
Mit etwas Vorschlaf auf der Couch komme ich auf viele Schlafstunden; die App kreidet mir aber negativ an, dass ich zum Weiterschlafen dann doch ins Bett gewechselt bin.

Wenn ich schnarche, wird das nicht in den Index zur Schlafqualität eingerechnet. Das ist auf der einen Seite nachvollziehbar, weil es tatsächlich Studien gibt, die zeigen, dass auch ein Schlaf mit viel Schnarchen erholsam sein kann. Andererseits ist Schnarchen ein Hinweis auf eine mögliche Schlafapnoe. In der Withings-App wird – zusätzlich zum Index zur Schlafqualität – eine Schlafapnoe-Analyse erstellt. Dafür werden Atmungsstörungen gemessen. Die Atempausen oder Phasen stark verminderter Atmung werden addiert. Bei durchschnittlich weniger als 15 Apnoe-Episoden pro Stunde ist bei mir alles im grünen Bereich.

Sieht nicht so aus, als hätte ich ein Schlafapnoe-Problem.
Sieht nicht so aus, als hätte ich ein Schlafapnoe-Problem.

Wie gut ist die Apnoe-Erkennung wirklich?

Der Screenshot oben sollte mich beruhigt schlafen lassen. Alles gut, sagt der «Sleep Analyzer»? Ich habe Zweifel, wie genau die Messung ist. Beim Schnarchen habe ich den direkten Vergleich mit der App «Sleep Cycle» auf dem iPhone, das neben mir auf dem Nachttisch liegt. In einigen Nächten attestiert mir Withings eine völlig ruhige Nacht ohne jedes Schnarchen. Dem widerspricht die Messung auf der App sowie die verlässlichste und strengste Schnarch-Detektorin: meine Frau neben mir im Bett.

Für die Genauigkeit bei der Schlafapnoe-Bestimmung gebe ich die Schlafmatte meinem Kollegen Lorenz. Er ist diagnostizierter Schlafapnoe-Patient und legt den «Sleep Analyzer» unter seine Matratze. In einer Nacht ohne Atem-unterstützende Schlafmaske misst Withings bei ihm tatsächlich mehr Schnarchen und deutlich mehr Aussetzer als in der Nacht mit Schlafmaske.

Eine präzise Schlafapnoe-Diagnose traut Lorenz dem Withings-Gerät nicht zu. Hier sind Angebote wie jenes von Sleepiz (hier getestet von Kollege Patrick Vogt) deutlich präziser und verlässlicher. Sie messen zum Beispiel zusätzlich den Blutsauerstoff am Finger.

Fazit

Brauchbare Daten, aber nicht wirklich präzise

Der «Sleep Analyzer» von Withings liefert viele Daten. Einige, wie zum Beispiel der Schlaf-Score, sind nicht viel mehr als eine nette Spielerei. Ob ich für eine Nacht 85 oder 90 Punkte bekomme, scheint auch ein wenig zufällig – jedenfalls starte ich nach einer eher schlecht bewerteten Nacht genauso gut in den Tag. Umgekehrt ist auch eine 90-plus-Nacht keine Garantie für einen Arbeitstag mit höchster Energie.

Die Daten, die die Matte liefert, könnte ich auch über eine smarte Uhr am Handgelenk sammeln lassen – und das sogar genauer. Schnarchen zeichnen diverse Apps über das Smartphone-Mikrofon präziser auf. Immerhin: Die Withings-Matte ist das Gerät deiner Wahl, wenn du kein elektronisches Gerät im oder am Bett haben möchtest.

Spannender sind die Angaben zur Schlafapnoe. Wer viel schnarcht und am Morgen häufig erschöpft aus dem Bett steigt, bekommt mit dem «Sleep Analyzer» zumindest konkrete Hinweise, ob eventuell eine Schlafapnoe vorliegt. Falls das Withings-Gerät eine solche detektiert hat, empfiehlt sich ein Besuch beim Facharzt für weitere Abklärungen. So kann das Gadget tatsächlich der erste Schritt für besseren Schlaf und ein gesünderes Leben sein.

Pro

  • gute Integration von Apple- und Google-Apps
  • einfache und verständliche Installation
  • liefert solide Hinweise zu möglicher Schlafapnoe
  • Nutzung ohne ständige Strahlung möglich; Synchronisierung erst nach dem Aufwachen

Contra

  • Stromanschluss am Bett nötig
  • eher ungenaue Messung
Titelbild: Martin Jungfer

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Journalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln. 


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