
Android Ambient Mode definiert neu, wie du dein Phone benutzt. Doro war aber schneller

Android hat ein neues Feature. Ambient Mode ist eine Art Smart Display, wenn dein Phone aufgeladen wird. Es bietet eine neue Herangehensweise an dein Smartphone. Aber nur auf ausgesuchten Geräten. Welche? Das wissen wir nur teilweise.
Google hat ein Video veröffentlicht. Mit Production Value und all dem. Im 90-Sekünder kündigt Arvind Chandrababu, Product Manager des Google Assistant, an, dass «ausgewählte Geräte» den Ambient Mode erhalten. Ambient Mode ist ein neues Feature des Assistant, der dir auf dem Lock Screen Funktionen anzeigt, die du gerade gebrauchen könntest, sofern dein Smartphone eingesteckt ist.
Damit macht Google einen ersten wichtigen Schritt in Richtung Zukunft. Wie Arvind im Video sagt, verlagert sich die Benutzung des Phones so von «App Based» zu «Intent Based». Zumindest auf dem Lock Screen. Während dein Phone eingesteckt ist. Und auch nur, wenn du eines der ausgewählten Phones besitzt. Welche Phones das sind, ist noch unbekannt. Einige Modelle sind schon mit dem Ambient Mode ausgerüstet, aber die Liste dürfte nicht abschliessend sein.
App Based: Ein Blick in die Geschichte
Mit den Worten «There is an App for that» hat das iPhone anno 2009 Werbung gemacht.
Egal, was du mit deinem Smartphone machen willst, da gibt es eine App dafür. Einfach in den App Store gehen, das gewünschte Feature suchen, App installieren, drauf klicken und voilà, eine neue Welt der Funktionalität steht dir offen.
Dieses Prinzip ist «App based». Dabei spielen zwei Elemente eine tragende Rolle:
- Technologisch: Du brauchst eine App, die eine Funktion anbietet
- Mental: Du musst dich daran erinnern, welche App was tut und sie benutzen
Dieses Prinzip ist alt. Wesentlich älter als das iPhone. Bereits die ersten grafischen Betriebssysteme auf Computern hatten eine Form dessen. Du willst einen Text schreiben? Öffne Word und schreib los. Bilder bearbeiten? Photoshop Icon suchen, Doppelklick, arbeiten.

Smartphones haben sich dieses Prinzip abgeschaut. Bis heute dominiert es die Art, wie wir Android und Apples iOS benutzen.
Das soll sich jetzt langsam aber sicher ändern. Denn findige Developer haben erkannt, dass die App-Flut in den Download Stores so schnell nicht aufhören wird. Die Zukunft heisst wohl «Intent Based».
Intent Based: Die Zukunft
Wenn eine Software «Intent based» arbeitet, dann soll sich die Nutzung einzelner Apps möglichst erübrigen. Mit dem Vormarsch der künstlichen Intelligenz und der fortschreitenden Personalisierung von Smartphones wird es möglich, Funktionen basiert auf der Absicht des Users, dem Intent, und nicht nur des Services der App zur Verfügung zu stellen. Denn dein Smartphone kann viele deiner Gedanken übernehmen, wenn es um die Benutzung von Apps geht. Einige Beispiele:
- Du schreibst Messages eigentlich nur via WhatsApp? Dein Phone kann Ressourcen von anderen Apps abziehen und WhatsApp geben, wenn du Messages schreibst
- Jedes Mal, wenn du nach Hause kommst, schaltest du deine Smart Lights an, sofern es dunkel ist? Dein Phone kann das übernehmen, indem es Sonnenaufgang und -untergang, Tageszeit und deine Geolocation korreliert.
- Am Morgen hörst du gerne die Nachrichten im Radio, wenn du ins Auto steigst? Dein Phone korreliert Tageszeit, Android Auto, und Geolocation und schaltet auf deinen liebsten Radiosender

Diese Dinge sind alle schon möglich, brauchen aber manchmal noch etwas Handarbeit. Apps, damit wären wir wieder bei «App based» damit «Intent based» passiert, wie Tasker oder Philips Hue, bieten entsprechende Features in limitierter Form an. Aber immerhin, es ist schon ein Schritt in die richtige Richtung, selbst, wenn der Intent nach wie vor meist umweltbasiert und nicht personalisiert ist.
Intent based in der Praxis
Theoretisch klingt das gut, aber mit der Praxis hat sich Android bisher schwer getan, von app-basiert zu absichtsbasiert zu kommen. Der Google Assistant soll das nun richten. Im Ambient Mode zeigt dir der Google Assistant Funktionen an, die du im Moment gerade brauchen könntest, basierend auf einer Serie von Faktoren, die nur basierend auf dem Video noch nicht ganz erschliessbar sind.

In der Benutzung erhält dein Smartphone einen neuen Lock Screen, wenn es am Ladekabel hängt. Auf diesem werden die erkannten meistgenutzten Funktionen unten auf den Lock Screen gelegt. Im Beispiel sind das die Controls für Smart Lights, ein smartes Thermostat und den «Do not disturb»-Modus. Darüber werden das Wetter, die Uhrzeit, verpasste Anrufe und Termine eingeblendet. Du wirst im Ambient Mode zwischen einer Bildergalerie im Hintergrund und einem neutral dunkelgrauen Background wählen können.

Das Spannende daran: Der Ambient Mode erkennt, welche Smart Devices du am meisten nutzt. Bei mir sind das die Lichter im Schlafzimmer, Bad und im Esszimmer (auch bekannt als der Ort an dem meine Werkbank steht). Dazu «Alle Lichter», da ich meinen Smart Lights vor dem Zubettgehen immer den Befehl gebe «Turn off all lights».
Doro war zuerst, Nokia ist noch vor Pixel
Eine absichtsbasierte Navigation unter Android ist nicht neu. Ein Pionier dieser Methode ist der schwedische Smartphone-Hersteller Doro, der sich im Wesentlichen den Markt der «Smartphones für alte Menschen» unter den Nagel gerissen hat. Auf Doro Phones läuft ein Launcher, der den Gedankengang des Users umdreht. Du gehst nicht von WhatsApp zum Schreiben, sondern vom Gedanken «Ich will eine Message schreiben» zur Auswahl der Apps.
Ich habe mir das Doro 8040 anno 2017 noch vor dem Einzug ins offizielle digitec-Studio und nach einem kleinen Unfall mit einem Brett in meinem Gesicht angesehen. Der Launcher des Phones ist so aufgebaut, dass du dir als Nutzer vor jeder Aktion die Frage «Was will ich tun?» stellen sollst. In der Folge kannst du dir eine indizierte App aussuchen. Also, WhatsApp taucht nicht unter «Cal» auf, dafür aber unter «Write». Selbst, wenn das nicht die intelligenteste und ausgeklügeltste Form eines Intent based Systems ist, so dient es doch als gute Illustration, wie absichtsbasierte Systeme funktionieren.

Im Unterschied zu Doros Launcher will Googles Ambient Display deine Bedürfnisse voraussehen. Wie genau es das machen will, ist noch unbekannt. Ebenfalls unbekannt ist, welche Geräte das Ambient Display erhalten. Unbestätigte Quellen reden von drei Marken. Aber bestätigt scheint Nokia. Denn nach dem Update meines Nokia 7.2 ist da eine Option namens «Ambient Display».

Die grosse Bitte an dich
In bester Google-manier ist aber noch nicht klar, welche Geräte wann, wo und unter welchen Umständen das Ambient Display erhalten. Daher eine grosse Bitte. Wenn du dein Phone aktualisiert hast, check mal deinen Google Assistant, ob da die Option ist. Das geht so.
- Assistant aktivieren
- Auf die Kompassnadel unten rechts drücken
- Oben rechts auf dein Foto
- Settings
- Assistant
- Devices
Dort sollte eine Option sein, die «Ambient Mode» heisst. Achtung: Das ist nicht dieselbe Option wie «Ambient Display», die du weiter oben siehst. «Ambient Mode» ist weiter unten unter dem Menüpunkt «Personalisation».

Wenn du die Option tatsächlich findest, poste doch bitte dein Phone und deine Android Version in die Kommentarspalte. Vielleicht kommen wir gemeinsam den «ausgewählten Geräten» auf die Spur.


Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.