Apple Watch Connected: Killt Apple jetzt alle Fitness-Apps?
27.1.2020
Apple Watches reden neu mit deinem Fitnesscenter. Das Programm mit dem Namen «Apple Watch Connected» bietet Usern einige Vorteile, lässt aber Fragen zur Globalisierung und einem Markt-Lock-In aufkommen.
Die Apple Watch misst deine biometrischen Daten, wie jede andere Smartwatch auch. Diese Daten können nun in den USA dazu verwendet werden, Geld zu sparen. Apple hat in Zusammenarbeit mit den Fitnessanbietern Basecamp, Crunch Fitness, Orange Theory Fitness und YMCA in den USA das Programm «Apple Watch Connected» lanciert. Teilnehmer können ihre Apple Watches mit den Fitnessgeräten der Anbieter verbinden, die dann zuverlässigere Daten liefern. Ein Beispiel: Ein stationäres Velo kann die gefahrene Kilometerzahl an die Watch übermitteln, da ein GPS immer null anzeigen würde.
Im Gegenzug für die Verbindung mit der Apple Watch erhalten User Rabatte in den Fitnesszentren. Im Falle von Crunch Fitness sei es möglich $3 pro Monat zu sparen.
Anmelden, Registrieren, Trainieren
Apple Watch Connected ist für die Nutzer gratis. Sie müssen lediglich ein Fitnessabo abschließen und erhalten dann vom Gym einen Code, den sie in der WatchOS App des Gyms eingeben müssen. Im Falle von Crunch Fitness ist das Crunchtime Active Rewards.
Wenn der Nutzer gewisse Fitnessziele erreicht, dann winken Rabatte. Damit will Apple offensichtlich die körperliche Ertüchtigung der Amerikaner anregen: Wenn mit wenig Aufwand Geld gespart werden kann und als Nebeneffekt wird der Nutzer auch noch gesunder, dann gewinnen alle. Apple erhält im Gegenzug mehr Daten für ihre Forschung und zum möglichen Verkauf und/oder «Austausch mit ausgewählten Partnern». Apple Watch Connected liefert Apple und den Partnern Daten eines Körpers unter Stress. Offensichtlich hat Apple das noch gefehlt.
Für Gyms ist die Teilnahme an Apple Watch Connected gratis. Aber: Die Unternehmen müssen gewisse Anforderungen erfüllen, die sie Geld kosten könnte. Zudem müssen die Gyms Apple Pay unterstützen. Ferner muss Apples GymKit auf den Cardio-Geräten installiert sein.
Die ganze Initiative klingt zwar gut, ist aber aus Datenschutz-Sicht fragwürdig. Nicht nur werden mehr Daten in Richtung Apple geschleudert, sondern Gyms werden auf die Apple-Schiene gelenkt. Werden Initiativen anderer Smartwatch-Hersteller zugelassen? An wen genau gehen die Daten? Was machen die damit?
Diese Fragen bleiben unbeantwortet. Ein Report des Nachrichtensenders CNBC hat lediglich eine Antwort der Gym-Kette Crunch Fitness zum Thema Marktforschung. Die Apple-Daten werden nicht dazu verwendet, herauszufinden, welche Cardio-Geräte am meisten verwendet werden. Das geschehe mit anderen Sensoren bereits.
Vorerst wird Apple Watch Connected nur in den USA ausgerollt. Da Fitnessgeräte überall auf der Welt gleich sind und einige Hersteller den Markt dominieren, ist ein internationaler Launch nur eine Frage der Zeit und mit wenig zusätzlichem Aufwand verbunden. Apple Pay dürfte das große Hindernis sein, denn ohne Apple Pay kein Apple Watch Connected.
Der Trend zur App
Apple macht mit Apple Watch Connected zwar nichts neu, aber grösser und viel mächtiger. Denn Apple ist die wertvollste Marke der Welt und hat daher etwas, das andere Hersteller und Developer nicht haben: Macht. Wenn Apple denn so wollte, könnte der Konzern kurzerhand die Konkurrenz vom Markt verdrängen. Das wäre schade, denn die Leute aus Cupertino sind nicht die einzigen, die sich mit einer App und Geräten in die Fitnesswelt wagen.
Apps sind derzeit in der Fitnesswelt im Trend. Vorreiter war der Hersteller Polar, dessen Smartwatches sich schon seit Jahren mit mindestens den Geräten der Marke Technogym verbinden. Automatisch und ungefragt, übrigens. Dazu stellt Polar ein Developer Kit zur Verfügung, das aber auf Android setzt. Sticht Apple Watch Connected Polar aus?
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.