Produkttest

Asus ROG Huracan: Trickkiste oder Fliegenfänger?

Martin Jud
10.7.2018

Klein, kompakt und doch genügend Gaming-Power: Asus presst viel Hardware in ein kleines Gehäuse mit nur 13 Litern Fassungsvermögen und kühlt diesen zusätzlich dank trickreichem Design. Wie viel das bringt, habe ich für dich herausgefunden.

Wer beim Bau eines PCs auf unterdimensionierte Gehäuse setzt, kann infolge der nicht optimalen Kühlleistung kleinere oder grössere Einbussen bei der Power von Prozessor und Grafikkarte erwarten. Insbesondere bei Gaming-Notebooks sind daher innovative Lösungen gefragt – wie es Asus beispielsweise beim Zephyrus vorgemacht hat.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Asus auch im Bereich der kompakten Gaming-PCs. Doch bin ich skeptisch, da Asus mit seiner Innovation allenfalls auch einen Gateway für meine Stubenfliege bietet.

Darf ich vorstellen; das Gehäuse des Asus ROG Huracan lässt sich auf der rechten Seite während dem Betrieb zur Hälfte aufklappen, worauf sich der kompakte Gaming-PC selbstständig hochtaktet und Mehrleistung zur Verfügung stellt. Wieviel genau, wird die Probe aufs Exempel zeigen. Ich habe den kleinen Gaming-Tower bei mir im Wohnzimmer getestet und fand viel Spass daran, endlich mal wieder abseits der PS4 Pro auf dem grossen TV zu spielen.

Trotz den kleinen Dimensionen von 37.20 x 12.90 x 36.60 cm bringt der Huracan 8.3 kg auf die Waage. Aber das ist auch kein Wunder, denn Asus hat mächtig viel Technik in die kleine Kiste gesteckt:

  • Intel Core i7-8700
  • Nvidia GeForce GTX 1070
  • 16 GB RAM (SO-DIMM, DDR4-2666)
  • 256 GB SSD (Micron 1100, M.2 PCIe 3.0 x4)
  • 1 TB HDD (WD Blue, 7200 RPM, SATA 6 Gb/s)
  • DVD-Brenner (Lite-On DA8AESH)
  • ESS Sabre DAC / Audio-Verstärker (32-bit, 384 kHz)
  • Windows 10 Home

Warum Asus in Zeiten von Blu-ray und 4K lediglich einen DVD-Brenner verbaut, lässt mich rätseln. Genauso auch der Umstand, dass Asus dem PC eine kabelgebundene Tastatur und Maus beilegt. Denn wer sich einen Gaming-PC kauft, wird kaum mit «normaler» Peripherie spielen wollen.

Design und Anschlüsse

Äusserlich sieht der Huracan wie ein typischer Gaming-PC aus. Will heissen; kantiges Design, konfigurierbare RGB-LEDs an der Front sowie Lichtshow im Innern (bei geöffnetem Seitencover). Asus selbst spricht auch von scharfen Falten, welche die Kampfnarben eines Kriegers symbolisieren sollen. Mit viel Fantasie sehe ich diese auch.

Beim Gamen schaue ich auf den TV. Dennoch schön, dass der Innenbereich mit geöffnetem Seitencover prächtig funkelt.
Beim Gamen schaue ich auf den TV. Dennoch schön, dass der Innenbereich mit geöffnetem Seitencover prächtig funkelt.

Von den Anschlüssen her wird nicht gegeizt. An der Front finden sich Anschlüsse für Kopfhörer und Mikrofon sowie drei USB-Anschlüsse (3.1, einer davon Type-C). Auf der Rückseite sind sechs USB 3.1 Anschlüsse verbaut. Ausserdem ein RJ45-Port, eine Line-In Buchse, eine Line-Out Buchse und S/PDIF. Netzanschlüsse hat das Teil übrigens zwei. Passend zu den zwei externen Netzteilen (230 W und 180 W), die Asus immerhin zu einem einzelnen Block zusammengeschraubt ausliefert.

Viele Anschlüsse sind praktisch, doch die Kabel hinter dem Möbel stressen mich aus dieser Perspektive.
Viele Anschlüsse sind praktisch, doch die Kabel hinter dem Möbel stressen mich aus dieser Perspektive.

Für Monitore (oder deinen TV) stehen ein DVI, zwei Display Ports sowie zwei HDMI-Anschlüsse zur Verfügung.

CPU

Intels Core i7-8700 kam 2017 auf den Markt. Er ist ein 64-Bit Hexa-Core Desktop-Mikroprozessor, der für den High-End-Gebrauch auf Performance ausgelegt ist. Basierend auf der Coffee Lake Mikroarchitektur wird er mit Intels verbessertem 14nm++-Verfahren der dritten Generation gefertigt. Der Prozessor arbeitet mit einer Taktfrequenz von 3.2 GHz (Turbo-Boost von bis zu 4.6 GHz) bei einer TDP von 65 W. Der Chip unterstützt bis zu 64 GB RAM (Dual-Channel, DDR4-2666). Ausserdem kommt er mit Intels UHD Graphics 630 daher.

Grafikkarte

Nvidias GeForce GTX 1070 bietet viel Performance zum moderaten Preis. Falls man bei Grafikkarten im Moment überhaupt von massvollen Preisen sprechen kann. Und natürlich ist die Leistung, wie immer, von der gegebenen Kühlung abhängig (mehr dazu unter Performance).

Die GTX 1070 kam im Sommer 2016 auf den Markt. Sie performt, je nach System, 14 bis 18 Prozent langsamer als eine GTX 1080. Der Grundtakt der GTX 1070 liegt bei 1506 MHz. Sie hat einen Boost von 1683 MHz, verfügt über 8 GB VRAM und einer Speichertaktfrequenz von 8 Gbps (GDDR5). Die maximale Leistungsaufnahme beträgt 180 W.

Performance

Das Seitencover lässt sich, wie bereits erwähnt, aufklappen. Oder, je nach Bedürfnis, in verschiedenen Positionen magnetisch fixieren.

Wenn du das Seitencover zugeklappt lässt, ist der Asus ROG Huracan bestens für Büroarbeiten geeignet – er säuselt kaum hörbar vor sich hin. Kommen nebst Word und Excel auch Arbeiten mit Photoshop oder InDesign dazu, wird er etwas lauter. Dann fixiere ich das Seitencover so, dass nur ein kleiner zusätzlicher Spalt geöffnet ist und der PC säuselt erneut.

Lass den Huracan leuchten und atmen und in allen Regenbogenfarben strahlen.
Lass den Huracan leuchten und atmen und in allen Regenbogenfarben strahlen.

Erst mit voll aufgeklapptem Seitencover (ja, voll aufgeklappt bedeutet eigentlich zur Hälfte) bietet der PC seine gesamte Leistung. Etwas Angst macht mir dabei die Stubenfliege, welche gerade ihre Kreise zieht. Nun gut; jedenfalls regelt der PC selbstständig die Taktrate hoch, sobald du das Teil fürs Gamen aufklappst. Sehen wir mal, wie viel Power diese Version (G21CN-CH021T) des Asus ROG Huracan für rund 1850 Franken bringt.

3DMark Fire Strike

Ich bin verdammt gespannt, ob das magnetische Seitencover einen grossen Unterschied bringt. Daher teste ich den Huracan vorerst mit geschlossenem Cover. Damit wird beim DirectX-Benchmark für Gaming-PCs immerhin ein Score von 14 642 erreicht. Hierbei erreicht er ungefähr gleich viele Punkte, wie das Gaming-Notebook Asus ROG Zephyrus mit Nvidia GTX 1080 (Score von 14 876).

Asus ROG Huracan erreicht bei Fire Strike 3.43 Prozent mehr Leistung mit geöffnetem Cover.
Asus ROG Huracan erreicht bei Fire Strike 3.43 Prozent mehr Leistung mit geöffnetem Cover.

Lasse ich den Benchmark mit komplett geöffnetem Seitencover laufen, wird ein Score von 15 145 erzielt.

Somit läuft der PC mit geöffnetem Seitencover 3.43 Prozent schneller (und etwas leiser).

Cinebench R15

Cinebench R15 von Maxon basiert auf der 3D-Software Cinema 4D und kann plattformübergreifend die Leistungsfähigkeit von PC-Systemen testen.

Auch hier teste ich vorerst mit geschlossenem Gehäuse. Ich erreiche beim OpenGL-Test 130.03 fps. Die CPU erreicht einen Score von 999.

Mit geöffnetem Cover: 20.82 Prozent Leistungsschub für den Prozessor. 0.83 Prozent für die Grafikkarte.
Mit geöffnetem Cover: 20.82 Prozent Leistungsschub für den Prozessor. 0.83 Prozent für die Grafikkarte.

Mit Vollpower geht's in die zweite Runde. Nun erreicht der ROG-PC beim Rendern 131.12 fps. Dies entspricht im Vergleich zum geschlossenen Gehäuse einem Leistungszuwachs von 0.83 Prozent.
Eine kleine Überraschung bringt der Zuwachs beim CPU-Score. Mit geöffnetem Seitencover erreicht der PC nun 1207 Punkte. Ein Plus von 20.82 Prozent.

Die Grafikkarte profitiert kaum vom besonderen Gehäuse-Design. Doch dem Prozessor tut die seitliche Frischluftversorgung definitiv gut.

AAA-Titel: Far Cry 5

Beim Zocken von Far Cry 5 bediene ich meinen 4K-TV mit 3840 x 2160 Pixel und aktiviertem HDR.

In den allermeisten Szenen lässt sich das Game mit ultra Grafikqualität flüssig spielen. Auch der Game-interne Benchmark zeigt mit diesen Einstellungen durchschnittliche 38 fps als Resultat (minimal 33, maximal 48 fps). Dennoch hatte ich selten einen leicht gefühlten Frame-Einbruch, weshalb ich die Qualität auf hoch zurückstufte. Damit habe ich beim Ballern auch in hektischen Szenen ein gutes Gefühl.

Teste ich Huracan mit hoher Qualität mit dem Game-internen Benchmark, werden mit geschlossenem Cover durchschnittlich 40 fps gemessen (minimal 34, maximal 51 fps).

Bei Far Cry 5 bringt das geöffnete Cover einen Zuwachs von 2.5 Prozent Power.
Bei Far Cry 5 bringt das geöffnete Cover einen Zuwachs von 2.5 Prozent Power.

Mit geöffnetem Cover zeigt der Benchmark durchschnittliche 41 fps (minimal 35, maximal 51 fps). Ein kleiner Leistungszuwachs von 2.5 Prozent.

Fazit

Die Stubenfliege habe ich übrigens bereits nach den 3DMark-Tests erwischt. Sie hinterlässt einige Fragezeichen. Ich bin unschlüssig, ob der PC im Dunkeln allenfalls irgendwelche Insekten mit seiner Lichtshow anlocken und in sich aufnehmen könnte. Doch da dies in den vergangenen zwei Wochen bisher nicht passiert ist, gehe ich davon aus, dass ich kein Fliegengitter anbringen muss und die Insekten den PC wohl eher meiden.

Ansonsten begeistert mich Asus mit dem ROG Huracan durchs Band. Obschon ich anfangs skeptisch war, bewährt sich das Design mit aufklappbarem Seitencover. Und das nicht nur von der soliden Verarbeitung her:

Zwar erhält die Nvidia GTX 1070 dadurch nur einen minimalen Leistungsschub von wenigen Prozenten, respektive lediglich einem Frame bei Far Cry 5. Doch die CPU profitiert gemäss Cinebench R15 umso mehr und bringt einen Power-Zuwachs von über 20 Prozent. Ausserdem läuft der PC mit geöffnetem Cover etwas leiser.

Da der PC sehr kompakt gebaut ist, ist er allenfalls auch ein Kandidat für die nächste LAN-Party. Da werden vielleicht auch die LEDs mehr Anklang finden, als sie es bei mir tun. Hübsch muss ein PC für mich nicht aussehen. Doch mit viel Leistung überzeugen, und die ist hier definitiv vorhanden. Das beweist nicht nur das flüssige 4K HDR Gaming mit AAA-Titel, sondern auch der Score von 15 145 bei Fire Strike.

Well done Asus! Doch bitte verbaut beim nächsten mal ein optisches Laufwerk, das nicht nur zu altbackenen DVDs kompatibel ist.

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