Jan Johannsen
Hintergrund

«Audio Eraser» vom Galaxy S25 Ultra: Was die KI wirklich kann

Jan Johannsen
12.2.2025

Der Audio Eraser ist eine der neuen KI-Funktionen des Galaxy S25. Ich finde die Vorstellung, störende Geräusche aus Videos mit wenig Aufwand entfernen zu können, sehr verlockend und probiere es aus.

Jemand quatscht in den Sonnenuntergang am Strand, ein Auto fährt vorbei, während ich wichtige Dinge erzähle: Es gibt viele Anlässe, in denen ich Hintergrundgeräusche aus Videos entfernen möchte. Das schafft der Audio Eraser von Samsung teilweise beeindruckend gut, er kommt aber auch regelmäßig an seine Grenzen.

So funktioniert der Audio Eraser

Der Audio Eraser befindet sich in der Einzelansicht der Galerie-App von Samsung. Es ist das Sternen-Icon der Galaxy AI in der unteren Symbolleiste. Ein Klick und die KI analysiert die Tonspur. Eine weitere Funktion hat die Taste derzeit nicht. Die Analyse findet direkt auf dem Smartphone statt – es werden keine Daten in die Cloud geschickt.

Der Audio Eraser ist das mittlere Symbol mit den Sternen.
Der Audio Eraser ist das mittlere Symbol mit den Sternen.
Quelle: Jan Johannsen

Ich habe die Funktion mit bis zu 15 Sekunden kurzen Videos ausprobiert. Da dauert die Analyse etwa zwei bis vier Sekunden. Für zusammengeschnittene Filme bietet sich die Funktion nicht an. Die Änderungen lassen sich nur auf das komplette Video und nicht nur auf bestimmte Sequenzen anwenden.

Bei mir hat der Audio Eraser bisher maximal drei verschiedene Geräuscharten in einem Video erkannt.
Bei mir hat der Audio Eraser bisher maximal drei verschiedene Geräuscharten in einem Video erkannt.
Quelle: Jan Johannsen

Bei mir erkennt der Audio Eraser bisher vier verschiedene Geräuscharten: Stimme, Musik, Wind und Geräusche – von denen nicht alle in jedem Video vorkommen. Verkehrslärm fällt zum Beispiel unter Geräusche, die Sirene eines Krankenwagens unterscheidet die KI als Musik. Ich kann für sie dann jeweils einen Regler von -100 bis +100 bewegen. Die 0 ist dabei die Originallautstärke. Mit einem Klick auf «Auto» schlägt mir die Software Einstellungen vor, die mich bisher aber nicht überzeugt haben. Ich bewege die Regler gerne selber.

Das schafft der Audio Eraser

Ich habe etliche Videoclips in verschiedenen Umgebungen mit dem Galaxy S25 Ultra ohne ein zusätzliches Mikrofon aufgenommen. Die Bandbreite der Nachbearbeitung durch den Audio Eraser reicht dabei von genial bis enttäuschend. Zusammenfassend stelle ich fest, dass die KI-Software kurze und nicht zu laute Geräusche zufriedenstellend entfernt.

So entferne ich zum Beispiel meine Stimme, die ins Video quatsch und behalte die Hintergrundgeräusche. Das wäre am Strand schöner, aber die Spesen habe ich nicht abgesegnet bekommen. Und so gibt es im Beispielvideo Stadtrauschen und eine miauende Katze statt Wellenrauschen und Möwengeschrei.

Da ich das Mikrofon des S25 Ultra benutze, kann es passieren, dass es im Video zu hören ist, wenn ich das Smartphone berühre oder antippe. Das ist nicht schön und in einer ruhigen Umgebung entfernt der Audio Eraser diese Geräusche – zumindest manchmal, aber eben nicht zuverlässig.

Noch weniger überzeugt bin ich, wenn Musik im Hintergrund läuft. Der Audio Eraser schafft es zwar, diese leiser zu machen, allerdings nur die Instrumente. Der Gesang bleibt unverändert, bzw. ändert sich nur, wenn ich die Lautstärke für den Regler «Stimme» reduziere – und der gilt auch für meine Stimme.

Seine Grenzen erreicht der Audio Eraser bei Wind oder Straßenverkehr. Beides ist ähnlich laut oder sogar lauter als meine Stimme. Schiebe ich die Regler auf -100, sind die Hintergrundgeräusche stark reduziert bis ganz verschwunden. Allerdings leidet auch meine Stimme, sie ist bis zur Unverständlichkeit abgehakt. Stelle ich den Regler zwischen -90 und -95 ein, ist meine Stimme zwar weniger verstümmelt, aber auch nicht besser zu verstehen als in der unbearbeiteten Fassung.

So ist die KI keine Hilfe, denn gerade Wind und Verkehrslärm dürften häufig in Videos stören.

Die KI ist kein Allheilmittel

Die Idee des Audio Eraser ist gut, muss aber noch verbessert werden. In Ansätzen lässt sich erkennen, wo die Technologie helfen kann. Sie agiert aber noch zu grobschlächtig und zieht mitunter den gesamten Audiobereich herunter und lässt keine Differenzierungen zu. Ich kann nur alle Stimmen leiser oder lauter machen und das auch immer nur für das gesamte Video.

Für Profis bietet der Audio Eraser zu ungenaue Einstellungen und Amateure können nur darauf hoffen, dass die KI die störenden Töne erkennt und filtert, ohne andere Klänge in Mitleidenschaft zu ziehen. Bisher ist das mehr KI-Washing als eine hilfreiche Funktion.

Titelbild: Jan Johannsen

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