Roller Bone 1.0 Pro Set
Auf dem Weg zum Ragettli
Die Bilanz meiner kurzen Ski-Saison: Ein Kreuzband weniger in der Familie, ein RollerBone mehr im Haus. Das Balance Board eignet sich nicht nur zur Knie-Reha, es verbindet auch Funsport und Fitnessgerät.
Es gibt Typen wie mich, die nur selten etwas für ihre Koordination tun. Und es gibt Sportler wie Freestyle-Ski-Ass Andri Ragettli, für den andere physikalische Gesetze zu gelten scheinen. Wie es aussieht, wenn einer athletisch und koordinativ wirklich was drauf hat, zeigt er regelmässig in seinen Videos.
Kaputtes Kreuzband, verletztes Selbstwertgefühl
Ich würde mir auf so einem Parcours alle Knochen brechen. Schon das Zuschauen verletzt mein sportliches Selbstwertgefühl. Zum Glück ist mein gut abgehangener Enddreissigerkörper noch halbwegs heil. Den Kreuzbandriss habe nicht ich, sondern meine Frau. Seither ist das RollerBone 1.0 Pro Set im Haus. Es hilft dabei, das wackelige Knie zu stabilisieren. Und mir macht es Spass, darauf wenigstens einen ersten Schritt auf dem Weg zum Ragettli zu machen.
Das Brett heisst RollerBone 1.0 und «bietet dank des schmalen Stegs im Mittelteil zusätzlichen Flex» für Möchtegern-Ragettlis bis 100 Kilo. Vor allem bietet es Grip, ohne mit Kunststoffpads verschandelt zu sein. Die Oberfläche sieht aus wie die einer guten Crème brûlée. Oder, etwas weniger weit hergeholt, wie ein Skateboard-Deck. Mit Struktur und kleinen Kristallen, die deine Füsse in Position halten.
Was das RollerBone 1.0 zum «Pro Set» macht, ist die «Pro» genannte Rolle. Sie ist mit 3M Anti-Rutsch-Belag umfasst und hat einen etwas grösseren Durchmesser als das Classic-Modell mit weicherer Oberfläche. Auf der harten «Pro» geht es schneller und direkter zur Sache, sie erfordert mehr Feingefühl.
Dass die Pro-Rolle sich laut Beschreibung auch fürs Faszientraining eignet, kann ich nicht widerlegen. Schlussendlich sei eine Faszienrolle nichts anderes als ein etwas weicheres Nudelholz, hat mir eine Physiotherapeutin zu diesem Thema gesagt. Nur soviel: Im direkten Vergleich mit meinem Trigger Point Grid Foam Roller fühlt sich die «Pro» wie ein Nudelholz an. Sie gehört unter das Board. Dort macht sie sich viel besser.
Let's roll!
Bis du so elegant mit dem Board über die «Pro» rollen kannst wie ich, vergehen vermutlich ein paar Wochen. Okay, gelogen. Nur das Aufsteigen ist anfangs eine Herausforderung. Etwas Hilfestellung schadet zu Beginn nicht. Wenn du den Dreh raus hast, ist es erstaunlich einfach, dein Gleichgewicht zu finden und zu halten. Dann beginnt der Spass. Das Spiel mit der Gewichtsverlagerung und die Versuche, zusätzliche Bewegungen auf dem RollerBone auszuführen. Kniebeugen zum Beispiel. Oder eine halbe Drehung, um im Ausfallschritt weiter zu balancieren.
Du kannst eine RollerBone-Session mit anderen Übungen kombinieren, darauf jonglieren, Liegestütze machen oder mit Hanteln trainieren. Die Schwierigkeit lässt sich auf vielen Wegen steigern. So kannst du nicht nur deine Knie, sondern den gesamten Körper stabilisieren und deine Stützmuskulatur stärken. Hört sich das zu sehr nach Reha, zu wenig verspielt an? Es geht auch anders: Skater können sich an einem Ollie, One-Eighty oder anderen Tricks versuchen. Surfer zum Beispiel am «Hang Ten», dem Balancieren am äussersten Ende des Boards. Was damit geht, entscheiden dein Können und deine Kreativität.
In jedem Fall ist das RollerBone 1.0 Pro Set nur mit einer Unterlage wohnzimmertauglich, wenn du dir nicht das Parkett zerschreddern willst. Ob das der RollerBone Carpet oder eine andere Fitnessmatte ist, spielt keine Rolle. Apropos Rolle: Wenn du genug von ihr hast, gibt es noch das SoftPad. Damit musst du nicht nur seitlich im Gleichgewicht bleiben, was neue Reize setzt. So oder so – das Training mit einem Balance Board ist empfehlenswert. Auch ohne Kreuzbandriss.
Sportwissenschaftler, Hochleistungspapi und Homeofficer im Dienste Ihrer Majestät der Schildkröte.