Auf der ISPO vorgestellt: Diese Mütze soll vor Kopfverletzungen schützen
Die Schwestern Sofie und Sarah Hellström setzten sich 2020 zum Ziel, einen alltagstauglichen Kopfschutz zu entwickeln, um das Risiko für Verletzungen beim Spielen und im Alltag zu senken. Vier Jahre später präsentieren sie ihre Entwicklung in München an der internationalen Sportmesse ISPO.
Eine kurze Unaufmerksamkeit und schon ist's passiert: Der Kopf macht unsanfte Bekanntschaft mit einer Glastür (da spreche ich aus eigener Erfahrung), einem Gerüst oder schlimmstenfalls dem Boden. Bei Kindern ist es noch schlimmer: Gerade wenn sie anfangen zu laufen und dabei umkippen oder sich den Kopf am Tisch anschlagen, kann es schmerzhaft enden.
Kein Helmersatz, aber besser als ohne Schutz
Um schwerere Verletzungen zu verhindern, hat das schwedische Start-Up Oican Wear einen weichen Prallschutz entwickelt, der in Mützen und Stirnbänder integriert werden kann. Dabei ist er so dezent, dass die Kopfbedeckung wie ein herkömmliches Beanie oder eine Strickmütze wirkt.
Die beiden Gründerinnen, Sofie und Sarah Hellström, präsentierten ihre Eigenentwicklung auf der internationalen Sportmesse ISPO in München. «Die Mütze ist kein Ersatz für einen Helm beim Rad- oder Skifahren», betont Sarah Hellström. «Aber sie kann beim Spielen und im Alltag zusätzliche Sicherheit geben.» Es gibt die Mützen und Stirnbänder für Kinder und Erwachsene.
Das Prallschutz-Material ist ungiftig (gemäss EN 71-3) und besteht laut Unternehmensangaben aus lebensmittelechten Komponenten, wie sie auch in Babyschnullern vorkommen. Die Schutzschicht ist nur wenige Millimeter dick und soll die Aufprallkräfte so verteilen, dass ihre Wirkung um bis zu 70 Prozent reduziert wird.
Für alle, die’s genauer wissen möchten: Die Mützen würden vom schwedischen Institut RISE gemäss der Norm EN 812 geprüft. Da sich die Norm aber nicht perfekt für diese Art von Produkt eignet, arbeiten die Gründerinnen mit Biomechanik-Igenieuren daran, ein genaueres und aussagekräftigeres Prüfungsverfahren zu entwickeln.
Die Krankheit des Sohnes gab den Anstoss
Für Sofie und ihre Schwester Sarah begann die Reise ins Unternehmertum 2020, als Sofies jüngster Sohn ein Jahr alt war. Er wurde mit einer chronischen Krankheit diagnostiziert, die unter anderem ein höheres Verletzungsrisiko bei Stürzen mit sich bringt, wie mir Sofie an der ISPO in München erzählt. Sie suchte nach geeigneter Schutzausrüstung für ihren Sohn und fand Helme und Protektoren für verschiedene Sportarten. Doch nichts für bewegungsfreudige Kinder, die nicht den ganzen Tag mit Schutzmontur herumlaufen möchten.
Besonders dringlich schien ihr ein alltagstauglicher Kopfschutz. Forscher lernen zunehmend mehr darüber, welche Schäden wiederholte Kopfverletzungen nach sich ziehen können, selbst wenn sie nur leicht ausfallen.
Materialentwicklung gefördert von Innovationsbehörde
Zunächst fiel Sofies Recherche ernüchternd aus. Am schwedischen Forschungsinstitut RISE liess sie mehr als 20 Materialien testen – ohne Erfolg. Materialwissenschaftler sagten ihr, ein Stoff mit den gewünschten Eigenschaften in Bezug auf Dicke, Biegsamkeit und Freiheit von Schadstoffen gäbe es nicht. Deshalb wandten die Schwestern sich an das Gründerzentrum in Schwedens Wissenschaftspark und erhielten Unterstützung der Innovationsbehörde Vinnova. Das ermöglichte es ihnen, gemeinsam mit Forschern, Materialexperten und Biomechanikern ein Material zu entwickeln, das alltagstauglich ist und unauffälligen Schutz bietet.
Das schützende Material ist an der Stirnseite und am Hinterkopf der Mützen eingearbeitet. Die Ohren bleiben frei, um das Gehör nicht zu beeinträchtigen. Die Mützen können bei 30 Grad gewaschen werden.
Wir haben die Marke Oican Wear derzeit nicht im Sortiment. Sollte sich das ändern, erfahrt ihr es natürlich von mir. Und wenn wir es auf Galaxus anbieten, folgt auch ein Produkttest.
Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.