Auf der Suche nach einem kreativen Hobby? Ich hätte da einen stichfesten Tipp
Produkttest

Auf der Suche nach einem kreativen Hobby? Ich hätte da einen stichfesten Tipp

Tuften im kleinen Massstab? Das geht. Vorausgesetzt, du hast genügend Ausdauer und das passende DIY-Set für Einsteiger.

Der Vorteil eines vorgefertigten DIY-Sets ist, dass du neue Hobbys in einem kleinen, abgesteckten Rahmen ausprobieren kannst. Ohne kostspieliges Zusammenkaufen der einzelnen Utensilien. Ohne Kursanmeldung. Inspiriert von Kollegin Pia Seidels Tufting-Beitrag – Tufting ist ein Verfahren, mit dem man Teppiche herstellt – möchte auch ich mich an eine Stanznadel wagen. Und zwar mit dem «Punch Needle»-DIY-Set von Creative Company. Mit dem grossen Unterschied, dass ich hier nicht mit einer automatisierten Tuft-Pistole arbeiten werde, sondern im kleinen Stil mithilfe einer manuell geführten Nadel. Auch das Endergebnis wird kein flächiger Teppich, sondern bescheidenes Dekor auf einem Stoffbeutel. Hier erfährst du, was das Kit kann und ob es genug hergibt, um mich für einen Tufting-Kurs zu begeistern.

Schlicht verpackt: das Punch-Needle-DIY-Set von Creative Company.
Schlicht verpackt: das Punch-Needle-DIY-Set von Creative Company.
Quelle: Natalie Hemengül

Im Set enthalten sind:

  • eine bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitung
  • ein Musterbogen
  • ein Stoffbeutel
  • vier Farben Garn à 10 g
  • ein Stickrahmen mit 15 cm Durchmesser
  • eine Stanznadel (Punch Needle)
  • eine Einfädelhilfe aus Draht
  • zwei Tuben Kleber
  • ein Pinsel

Eine kleine Schere und einen Bleistift muss ich selbst bereitstellen.

Bis auf Schere und Bleistift ist hier alles drin, was du brauchst.
Bis auf Schere und Bleistift ist hier alles drin, was du brauchst.
Quelle: Natalie Hemengül

Ein paar kleine Vorbereitungen

Ich schneide die Muster auf dem Bogen sorgfältig aus und nehme die Stofftasche zur Hand. Die ist leider stark zerknittert und durchzogen von tiefen Furchen. Ob das beim Tuften zum Problem wird? Um allfällige Komplikationen zu vermeiden, macht der Beutel erst mal innige Bekanntschaft mit meinem Bügeleisen. Alle Furchen kriege ich damit bedauerlicherweise nicht raus.

Den Stoff erst mal bügeln. Viel gebracht hat's aber nicht. Liegt wohl am Bügeleisen.
Den Stoff erst mal bügeln. Viel gebracht hat's aber nicht. Liegt wohl am Bügeleisen.
Quelle: Natalie Hemengül

Anschliessend drehe ich den Beutel auf links (ein wichtiger Schritt, den ich um ein Haar vergessen hätte), ordne die Elemente spiegelverkehrt an und übertrage die Umrisse mit einem Bleistift auf den Stoff.

Die ausgeschnittenen Formen übertrage ich mit Bleistift auf den Stoff.
Die ausgeschnittenen Formen übertrage ich mit Bleistift auf den Stoff.
Quelle: Natalie Hemengül

Die Anleitungen im Set sind farbig bebildert und an gewissen Stellen sogar mit QR-Codes versehen, die auf die Herstellerwebseite führen. Dort finde ich unter anderem auch einen Link zu einer Video-Anleitung vor. Gott sei Dank! Mithilfe des Clips und der drahtigen Einfädelhilfe wird dieser Schritt zum Kinderspiel. Na ja, fast.

Mithilfe des feinen Drahts fädelst du das Garn in die Nadel.
Mithilfe des feinen Drahts fädelst du das Garn in die Nadel.
Quelle: Natalie Hemengül

Denn beim Einfädeln fällt mir plötzlich auf, dass am Handstück meiner Stanznadel ein entscheidendes Teil fehlt: die Nadel. Wie wild suche ich im Karton und zwischen den einzelnen Garnknäueln und befürchte schon das Schlimmste: Sie sei rausgefallen oder wurde gar nicht erst beigelegt. Ein paar hysterische Minuten später kommt mir die Idee, dass die Nadel vielleicht ja im Stift selbst drin steckt und ich lediglich den Regler hochschieben muss, damit sie zum Vorschein kommt. Und so ist es. Leider steht dieser kleine, aber bedeutende Schritt in keiner der Anleitungen. Schlussendlich zählt nur: Der Faden sitzt.

Die Markierungen gehen von eins bis zwölf. So stellst du die gewünschte Fransenlänge ein.
Die Markierungen gehen von eins bis zwölf. So stellst du die gewünschte Fransenlänge ein.
Quelle: Natalie Hemengül
Ganz schön spitz das Ding. Ich hätte mir damit ein paar Mal beinahe in den Finger gestochen.
Ganz schön spitz das Ding. Ich hätte mir damit ein paar Mal beinahe in den Finger gestochen.
Quelle: Natalie Hemengül

Zwischen zwölf Stufen kann ich mittels Regler wählen. Je höher die Zahl, die ich einstelle, desto länger wird die Fransenschlaufe, die auf der Vorderseite der Tasche zu sehen sein wird. Den Regler löse und fixiere ich über einen Schraubmechanismus. Dazu brauche ich etwas Geduld und ein gutes Auge. Denn auf beiden Seiten des Reglers befindet sich auf einer kleinen Metallplatte eine eingekerbte, schwer erkennbare Markierung. Diese muss ich auf dieselbe Höhe bringen wie die Striche neben den Zahlen. So zumindest meine persönliche Interpretation, denn ganz genau steht das nirgends. Ich entscheide mich für Stufe fünf.

Fehlt nur noch der Stickrahmen. Der ist schnell montiert und spannt den Stoff auf.

Los geht's

Ich verstehe bis heute nicht, welches Prinzip beim Tuften am Werk ist. Wie bewegt sich der Faden durch den Stoff? Weshalb bleibt er genau in der gewünschten Länge stecken? Fragen, auf die ich keine Antworten habe. Hier zieht mein Vorstellungsvermögen also eine klare Grenze. Hauptsache, es funktioniert. Die ersten Stiche sind unbeholfen, werden aber schnell ebenmässig. Auch meine Lernkurve geht steil nach oben. Dazu weiter unten mehr.

Erst sticke ich den Konturen entlang, anschliessend fülle ich die Formen aus. Das braucht ganz schön viel Kraft, dafür aber nicht so viel Konzentration, wenn du erst mal den Bogen raus hast. Aber Vorsicht: Die Nadel ist extrem spitz. In Kombination mit der Kraft, die ich auf sie ausüben muss, um durch den Stoff zu gelangen, wird das Stanzen schnell zum gefährlichen Unterfangen. Den Kopf kann ich also nicht ganz ausschalten. Ständig überprüfe ich, wo sich meine Finger hinter dem Stoff befinden. Manchmal lehne ich den Rahmen auch an mein Knie. Klares Hochrisikoverhalten.

Erst stanze ich die Kontur, dann wird aufgefüllt.
Erst stanze ich die Kontur, dann wird aufgefüllt.
Quelle: Natalie Hemengül

Ist ein Element fertig, muss es mithilfe von Kleber und Pinsel verleimt werden. Das finde ich übrigens den spassigsten Teil am Ganzen. Dabei achte ich sehr genau darauf, auch die äusseren Fäden zu erwischen, damit später alles gut hält. Nach etwa 30 Minuten ist der Leim trocken.

Damit die Fäden an Ort und Stelle bleiben, wird das Gestanzte verklebt.
Damit die Fäden an Ort und Stelle bleiben, wird das Gestanzte verklebt.
Quelle: Natalie Hemengül

Um eine Tasche und ein paar Erkenntnisse reicher

Etwa fünfeinhalb Stunden hat mich das Projekt gekostet. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich liebe, was ich da geschaffen habe, auch wenn es mir viel Kraft und Ausdauer abverlangt hat. Hätte ich folgende Tipps aber schon vorher mit auf den Weg bekommen, hätte ich mir den einen oder anderen Fauxpas ersparen können.

  • Überlege dir vorher genau, in welcher Reihenfolge du die Elemente stanzen möchtest, denn: Der Stickrahmen könnte dir in die Quere kommen. Achte auf eine Abfolge, bei der keines der bereits getufteten Sujets zwischen den zwei Komponenten des Stickrahmens eingeklemmt wird. Es hilft auch, wenn du die Elemente von Beginn an nicht zu nah aneinander anordnest.
  • Drück die Nadel immer bis an den Anschlag durch den Stoff. Nur so werden alle Schlaufen gleich lang.
  • Ziehe die Nadelspitze ganz vorsichtig heraus und bleibe mit der Spitze so nahe wie möglich am Stoff, sonst löst sich die gestanzte Schlaufe. Am besten setzt du auch den nächsten Stich so nahe wie möglich am vorangehenden an.
  • Halte die Nadel am besten immer gleich. Dadurch puncht es sich leichter.
  • Ein zu schnelles Stanztempo zerrt stark am Stoff. Ist er erst mal durchlöchert, lässt sich der Stoff nicht mehr besticken. Dadurch bilden sich unschöne, kahle Stellen.
  • Behalte deinen Garnknäuel im Auge. Sobald sich der Fadenverlauf am hinteren Ende des Stiftes verkeilt und die Garnzufuhr ins Stocken kommt, löcherst du den Stoff ins Leere.
  • Stich mit System. Wildes, chaotisches Sticken führt zu einem unsauberen Ergebnis und zu Lücken.
  • Versiegle jedes fertig getuftete Element mit einer Schicht Leim. So kannst du sichergehen, dass sich die Stiche nicht lösen, während du bereits am nächsten Motiv arbeitest. Und glaub mir, deine Hand wird dir für die kleinen Pausen danken.
  • Manche Laschen sind zu locker und stehen von der Vorderseite her gesehen ab. Die kannst du später einfach mit einer Nagelschere trimmen. Da die Laschen auf der Rückseite sowieso verklebt werden, fallen die angeschnittenen Fäden auch nicht einfach aus.
Positiv überrascht: Die fertige Tasche gefällt mir richtig gut.
Positiv überrascht: Die fertige Tasche gefällt mir richtig gut.
Quelle: Natalie Hemengül

Fazit

Neues Hobby freigeschaltet

Ich bin ein Fan! Das Set wirkt alles andere als billig: Der Stickrahmen ist stabil, der Regler am Stift sitzt fest, das Garn franst kein bisschen und das Endergebnis bereitet mir grosse Freude. Ausserdem ist das Material grosszügig bemessen: Aufgebraucht habe ich bloss eine der zwei Leimtuben. Auch Garn blieb bei meiner 5er-Einstellung über. Und das Beste: Nadel und Stickrahmen kann ich für weitere Projekte nutzen. Ideen habe ich auf jeden Fall schon viele.

Pro

  • qualitativ hochwertige Materialien
  • schlichte Verpackung
  • ansprechende Farben und hübsches Design
  • bebilderte, doppelseitige Anleitungen mit Video
  • perfekt für Neulinge

Contra

  • Kraft und Ausdauer sind Voraussetzung
Titelbild: Natalie Hemengül

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Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich. 


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