
Baseus Bowie M2s Ultra: Budget-Buds im Test
Die Baseus M2s Ultra versprechen viel für wenig Geld: starkes Noise Cancelling, eine angenehme Passform und eine solide Akkulaufzeit – alles für unter 100 Franken. Ich teste, ob sie halten, was sie versprechen.
Ich öffne den Karton und sofort fällt mir das kompakte, Ladecase mit Display auf. Eine Mischung aus Hochglanz und matter Oberfläche – optisch ansprechend, aber irgendwie auch verdächtig ähnlich zu JBLs Live Beam 3. Die Verarbeitung? Solide. Keine scharfen Kanten, angenehme Haptik. Das Case liegt leicht in der Hand, die Magnete ziehen die Earbuds sanft an ihren Platz. Ein kleines Detail am Boden: ein physischer Knopf, mit dem ich die Buds zurücksetzen oder in den Pairing-Modus bringen kann.

Quelle: Florian Bodoky
Drinnen erwartet dich das übliche Zubehör: Ein kurzes USB-C-Kabel, verschiedene Silikonaufsätze, ein Benutzerhandbuch in gefühlt tausend Sprachen – und ein paar Aufkleber, weil... Ja, warum eigentlich?

Quelle: Florian Bodoky
Setzt du die Earbuds ein, merkst du schnell: Sie sitzen bombenfest. Selbst wenn du deinen Kopf wild schüttelst, rutschen sie nicht raus. Ein klarer Pluspunkt, besonders im Alltag oder bei leichten Sporteinheiten. Gut, grundsätzlich hängt das von der Form deiner Ohren ab. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich sehr schmale, tiefe Gehörgänge habe. Wenn er bei mir sitzt, sitzt er auch bei dir.
Wo Baseus spart
Das Design erinnert an JBL, allerdings mit noch besserem Tragegefühl. Die Stiele sind kurz, die Sensoren für die In-Ear-Erkennung sind dezent integriert – allerdings nicht immer zuverlässig. Manchmal pausiert die Musik, wenn du nur einen Bud herausnimmst, manchmal auch nicht.

Quelle: Florian Bodoky
Bluetooth 5.3 sorgt für eine stabile Verbindung – solange du dich nicht weiter als zehn Meter von deinem Gerät entfernst. Die Multipoint-Funktion ist zwar cool, aber auch etwas nervig: Plötzlich ertönt ein Ton, weil sich der zweite gekoppelte Laptop in deiner Tasche meldet. Eine Steuerung dieser Funktion in der App? Fehlanzeige.
Apropos Steuerung: Die Touchbedienung ist solide, aber eingeschränkt. Play/Pause gibt es standardmässig nicht – das musst du in der App definieren. Genauso die Skip-Funktion. Lautstärkeregelung am Hörer gibt's gar nicht. Standardmässig sind die Tippgesten für ANC- und Musik-Modi-Wechsel reserviert. Eine seltsame Wahl, wie ich finde. Zudem musst du die In-Ear-Erkennung extra aktivieren, ansonsten dudelt die Mukke immer weiter, auch wenn du die Hörer nicht drin hast.

Quelle: Florian Bodoky
Immerhin: Viel «Bedienarbeit» kannst du auf dem coolen Display des Ladecases verrichten – es mag wie ein unnötiges Gadget wirken, ist aber wegen der mauen Touch-Steuerung nützlich. Allerdings musst du für die Nutzung der App einen Account anlegen, was mir aus Prinzip widerstrebt.
ANC & Transparenzmodus – Eine kleine Überraschung
Hier kommt der erste Wow-Moment: Die aktive Geräuschunterdrückung ist für den Preis beeindruckend. Baseus verspricht eine Reduktion von bis zu 52 dB, und tatsächlich werden Alltagsgeräusche wie Lüfter, Strassenlärm und tiefere Frequenzen effektiv minimiert. Im Zug verwandelt sich das Dröhnen der Schienen in ein sanftes Rauschen, Stimmen im Café werden stark abgeschwächt.
Aber: Plötzliche, vor allem hochfrequente Geräusche wie Autohupen oder Sirenen kommen noch durch – was vermutlich gar nicht so dumm ist. Auch im Transparent Mode gibt es Licht und Schatten. Ohne Musik funktioniert er ordentlich, aber sobald du Sound abspielst, bleibt das Verstärkte etwas dumpf.
Klangqualität – Consumer-MP3, ja! Audiophiles Erlebnis? Nein.
Die Baseus setzen auf 10-mm-Treiber mit der hauseigenen BISA-Technologie. Das klangliche Ergebnis: betonte Bässe und Höhen, während die Mitten eher zurückgenommen sind. Doch wie schlägt sich diese Abstimmung in der Praxis? Ich höre mir einige Songs zur Beurteilung an.
Billie Eilish – «bad guy»
Die tiefen Frequenzen sind klar erkennbar, die Bässe kommen mit einem satten Punch. Allerdings fehlt ihnen die letzte Präzision und Kontrolle, die man von teureren Modellen erwarten würde. Der Subbass-Bereich wird nicht allzu stark betont, was bedeutet, dass Songs mit tief wummernden Bässen nicht die volle Wucht entfalten.

Quelle: Florian Bodoky
Im direkten Vergleich etwa mit dem JBL Live Beam 3 fällt auf, dass die Baseus weniger Druck in den tiefsten Frequenzen bieten, dafür aber auch nicht übersteuern. Wenn du einen sehr basslastigen Sound suchst, wirst du hier vielleicht einen Boost vermissen – das ist Geschmackssache.
Test-Song: John Mayer – «Slow Dancing in a Burning Room»
Die Gitarrenklänge und die warme, volle Stimme von John Mayer sollten eigentlich im Mittelpunkt stehen. Doch hier zeigen sich die Baseus zurückhaltend: Während der Gesang noch angenehm klingt, wirken die Instrumente etwas flach und weniger nuanciert. Frauenstimmen hingegen profitieren von der Abstimmung. Ein gutes Beispiel dafür ist Adele – «Easy On Me».
Ihre Stimme klingt klar, druckvoll und steht im Vordergrund. Mir fällt auf, dass die Mitten präsenter und detailreicher wirken könnten. Die Baseus setzen eher auf einen «gefälligen» Sound.
Test-Song: Coldplay – «Viva La Vida»
Hier sind die Höhen gut hörbar, ohne scharf oder unangenehm zu werden. Die Streicher in «Viva La Vida» kommen gut durch, wirken aber nicht besonders fein aufgelöst. Wenn du gerne klassische Musik oder akustische Stücke hörst, könntest du hier Details vermissen.
Zum Glück bietet die Baseus-App einen Equalizer mit zwölf Presets sowie die Möglichkeit, das «Original»-Profil anzupassen. Das hilft dabei, die Schwächen etwas auszugleichen, wenn auch nur in begrenztem Umfang. Möchtest du also mehr Mitten oder schärfere Höhen, kannst du hier nachjustieren – ein echtes audiophiles Erlebnis wirst du damit jedoch nicht erzielen.

Quelle: Florian Bodoky
Insgesamt liefern die Hörer einen soliden Klang für Pop, Hip-Hop und Mainstream-Musik. Als Bassliebhaber wirst du hier nicht enttäuscht, aber auch nicht völlig begeistert sein und wenn du Wert auf feine Details legst, wirst du schnell die Grenzen dieser Budget-Buds bemerken.
Akkulaufzeit – Zwischen Theorie und Realität
Offiziell sollen die Buds sieben Stunden ohne ANC und 4,5 Stunden mit ANC schaffen. Die Realität? Eher vier bis fünf Stunden – ersteres besonders dann, wenn du ANC sowie Multipoint nutzt und gelegentliche Anrufe machst. Mit dem Ladecase kommst du aber auf gut 25 bis 30 Stunden. Immerhin gibt es Quick Charge: Zehn Minuten Laden bringt dir zwei weitere Stunden Musikgenuss. Auf kabelloses Laden verzichtet der Hersteller.
Fazit
Auf gutem Weg, aber noch nicht am Ziel
Die Hörer bieten ein starkes Active Noise Cancelling, eine angenehme Passform und eine solide Akkulaufzeit – und das alles für unter 100 Franken. Das allein macht sie zu einer interessanten Option für preisbewusste Käufer.
Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich auch einige Schwächen. Ein grosses Manko ist die begleitende App, die zwar praktische Funktionen wie einen Equalizer und Steuerungsanpassungen bietet, aber irgendwie eine schlechte Benutzerführung hat. Änderungen werden nicht immer zuverlässig übernommen und auch Verbindungsprobleme treten häufiger auf.
Zudem lässt die Touch-Steuerung zu wünschen übrig: Die Gesten sind nicht besonders präzise, und die Anpassungsmöglichkeiten eingeschränkt. Wenn du gewohnt bist, die Lautstärke per Touch zu regeln, wirst du enttäuscht sein.
Ein weiteres Problem ist die Multipoint-Funktion: Theoretisch ist sie eine sinnvolle Ergänzung, um die Buds mit zwei Geräten gleichzeitig zu verbinden. In der Praxis funktioniert die Umschaltung zwischen den Geräten mit Verzögerung, und gelegentliche Verbindungsabbrüche oder Audio-Probleme trüben das Erlebnis. Insgesamt sind sie ein starkes Gesamtpaket für ihren Preis, allerdings noch nicht völlig fehlerlos. Baseus ist auf dem richtigen Weg – aber noch nicht ganz am Ziel.
Pro
- ANC stabil
- Display praktisch
Contra
- Mitten gehen unter
- Verbindungsprobleme
- App nervig
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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.